Wasserfall. Im Freizeitpark Fort Fun bei Bestwig wird jetzt Technik aus San Francisco eingesetzt. Sie soll Unfälle auf der Sommerrodelbahn verhindern.

Modernste Technik aus Kalifornien kommt jetzt im Freizeitpark Fort Fun bei Bestwig zum Einsatz. Sie hilft dabei, die Sommerrodelbahn besser kontrollieren zu können. Jede Fahrt auf der Rodelbahn, dem „Trapper Slider“, wird jetzt aufgezeichnet.

Reiner Zufall ist dabei die zeitliche Nähe zu dem Unfall, der sich zuletzt hier ereignet hatte – bei dem bis jetzt ungeklärten Auffahrunfall auf der Strecke war am 8. Juli ein zehn Jahre altes Mädchen aus Nettersheim schwer verletzt worden. Geschäftsführer Andreas Sievering kann berichten: „Das Mädchen ist aus dem Krankenhaus heraus, und wird auch keine Folgeschäden haben.“

Auch interessant

Schon vor diesem Unglück war der Kauf einer Überwachungsanlage beschlossen worden. Das Videosystem ist jetzt installiert und im Einsatz: „Das ist ein Prototyp für Europa.“ Fort Fun sei der erste Nutzer auf dem Festland in Europa, der dieses System nutze, sagt Sievering – in Irland und den USA werde es schon verwendet.

Die Kamera fährt im Bob mit

Der Freizeitpark nutzt dafür die Technik eines Start-up-Unternehmens aus dem kalifornischen San Francisco. Dafür werden keine Masten benötigt, an denen Videokameras befestigt sind – die auch immer nur den gleichen Winkel aufnehmen würden.

Der „Trapper Slider“ ist eine der Attraktionen im Freizeitpark Fort Fun. Das neu installierte Videoüberwachungssystem soll für zusätzliche Sicherheit sorgen.
Der „Trapper Slider“ ist eine der Attraktionen im Freizeitpark Fort Fun. Das neu installierte Videoüberwachungssystem soll für zusätzliche Sicherheit sorgen. © Archiv

Stattdessen kann bei dem US-System die gesamte Fahrt auf der 1,3 Kilometer langen Strecke aufgenommen werden – bei jeder Fahrt ist eine Kamera wird an Bord. Die Kamera wird gestartet, sobald die Fahrt beginnt. Sobald die Abfahrt anfängt, lösen dafür Sensoren aus und zeichnen auf. Sievering: „Wir haben nicht an der Strecke Kameras, sondern auf dem Bob. Stattdessen fährt die Kamera mit. Damit haben wir eine 100-prozentige Abdeckung, wir sehen auch, ob einer dahinter fährt.“

Andreas Sievering ist froh über die neue Technik: „Das ist ein Sicherheitssystem. Wir haben endlich eine Möglichkeit gefunden, wie wir jede Fahrt von oben bis unten aufzeichnen können.“ Die ersten Erfahrungen zeigen schon Erfolge: „Das Verhalten hat sich definitiv geändert: Man kennt das aus dem Straßenverkehr – wenn ich weiß, da vorne kommt ein Blitzer, dann fahre ich nicht 120 in der Innenstadt.“ Denn jeder Nutzer wird mit Schildern darauf hingewiesen, dass die Fahrt aufgezeichnet wird. Notfalls, wenn doch etwas passieren sollte, würden damit jetzt Beweisvideos vorliegen. Sievering betont aber: „Dafür haben wir das aber nicht gemacht. Wir haben das wegen der Abschreckung gemacht.“

Besucher können Film und Fotos nutzen

Wer bei einem Fehlverhalten erwischt wird, fliegt raus – oder darf zumindest nicht mehr im „Trapper Slider“ mitfahren. „Jetzt können wir besser nachhalten, wer was macht“, so der Geschäftsführer. Alle Rohdaten werden in der Cloud zunächst gespeichert, später werden sie aus Datenschutzgründen gelöscht.

Auch interessant

Ein Nebeneffekt für den Freizeitpark: Jeder Nutzer kann ein einminütiges Video und HD-Fotos von sich bei der Fahrt im Bob kaufen – damit erwirbt er auch das Recht, es in den sozialen Medien verwenden zu dürfen. So spielt sich die Investition auf Dauer auch wieder ein. Zurzeit werden die Kameras nach einer Fahrt noch gelöst und die Videos werden an einer Docking-Station hochgeladen. In der Zwischenzeit kommt eine neue Kamera auf den nächsten Bob, dann wird wieder gefilmt. Pro Tag gibt es bis zu 1000 Fahrten – und Videos. In den ersten Tagen sind auch schon 20, 30 davon täglich an die Besucher verkauft worden.

>>>HINTERGRUND<<<

Für den Unfall am Donnerstag, 8. Juli, gegen 13 Uhr sucht die Polizei in Meschede weiterhin Augenzeugen. Sie ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Ein Jugendlicher soll auf der Strecke angehalten haben - dadurch ereigneten sich zwei Auffahrunfälle. Auf den stehenden Schlitten fuhr ein sieben Jahre alter Junge aus Werl auf, der sich leicht verletzte.

Bei dem Rückstau gelang es Erwachsenen, rechtzeitig abzubremsen, Kindern aber nicht. So fuhr auch das zehn Jahre Mädchen aus Nettersheim auf einen Schlitten auf – und auf ihren wiederum ein weiterer.