Bremke. Ein Bach steigt beim Hochwasser gewaltig an: Gregor Schulte im Esloher Ortsteil Bremke muss erleben, was für Kraft Wasser entwickeln kann.
Wer kennt denn die Reismecke? Das ist einer dieser Bäche, die man als kleinen Wasserlauf normalerweise nur nebenbei zur Kenntnis nimmt – vielleicht sogar ein wenig mitleidig in letzter Zeit, weil sie so wenig Wasser führten. Doch Vorsicht: Das jüngste Hochwasser zeigte die Gefahr, die auch aus so einem scheinbar harmlosen Bach plötzlich erwachsen kann.
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Die Reismecke fließt durch Reiste und Bremke. In Bremke fließt sie zum Beispiel über das Grundstück von Gregor Schulte und dessen Landgasthof Schulte-Fecks.
CDU-Kandidat Friedrich Merz machte gerade auf seiner Radtour durch den Wahlkreis bei ihm Station. Alles war trocken, alles schien bestens dabei. Nicht zu glauben, dass Tage vorher hier alles unter Wasser stand. Alles! Wegen der besagten Reismecke. „So viel Wasser hat Bremke noch nie gesehen“, sagt Gregor Schulte. Sonst lief in der Vergangenheit nach heftigen Regenfällen das Wasser schon einmal die Bundesstraße hinunter. Das war nichts gegen dieses Mal: Diesmal war es ganz anders – „das Wasser kam von vorne und von hinten.“
„Gegen diese Massen kommst du nicht an“
Jetzt fließt die Reismecke wieder normal tief unten in ihrem Bett. Doch in der Hochwassernacht stieg sie um gut und gerne zwei Meter hoch an! Der Bach mündet in Bremke in die Wenne. Abfließen konnte das Wasser aus der Reismecke aber nicht – denn die Wenne, die bereits enorme Wassermassen aus dem Schmallenberger Land führte, hatte ebenfalls gewaltiges Hochwasser. Es war ein Rückstau, der bei Gregor Schulte dann alles überflutete. „Gegen diese Massen kommst du nicht an“, sagt er.
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Hier staute sich alles: „Das sah aus wie am Rhein hier.“ Die nüchternen Fakten: Das Wasser lief bis in den Saal des Gasthofes.
Es hatte so eine Kraft, dass es sogar den Klappe des Bierkellers hochdrückte. Das Wohnzimmer lief voll. Ein Holzboden auf der Terrasse wurde angehoben und vom Wasser verschoben. Die Schuppen standen unter Wasser. Die Heizung in der Scheune, in der auch gezapft wird, ist abgesoffen. Der größte Schaden wird sein, das Fliesen und die Fußbodenheizung im Saal wohl heraus müssen – das schmutzige Wasser lief dahinter und darunter, irgendwann würde es zu riechen beginnen.
„Es geht nur nach vorne. Es gibt kein Zurück“
Die Familie, Nachbarn, die Feuerwehr, ein Stammtisch halfen, das Grundstück von den Wassermassen zu befreien – der Zusammenhalt ist großartig im Ort. Versichert gegen diese Art der Schäden ist Gregor Schulte nicht: Er liegt nun mal am Wasser. Was rasch klappte, das war eine Soforthilfe, bei der Gemeinde Eslohe beantragt: Am übernächsten Tag war die Summe bereits auf dem Konto – „das hilft schon für den Moment“.
Gregor Schulte ist allerdings nicht der Typ Mensch, der klagt: „Heulen hilft mir nichts. Ich kann mir helfen. Es geht nur nach vorne. Es gibt kein Zurück.“ Der 56-Jährige sagt: „Man muss auch wieder lachen können!“ Und er lacht auch dabei. Ernst wird er, als er das Hochwasser hier mit der Flut zum Beispiel an der Ahr vergleicht – dort gebe es doch ganz andere Schicksale.
Inzwischen ist der Gasthof in Bremke wieder geöffnet. „Wenn man kommt, und hier wieder ein Bier trinkt – das hilft wirklich“, sagt er und lacht wieder.
>>>HINTERGRUND<<<
Das Land NRW gibt als Soforthilfe an Betroffene des Hochwassers einen Sockelbetrag von 1500 Euro pro Haushalt, für jede weitere Person aus dem Haushalt 500 Euro: Insgesamt werden maximal 3500 Euro ausgezahlt.
Unternehmen, Gewerbetreibende und freiberuflich Tätigen wird mit 5000 Euro für jede betroffene Betriebsstätte geholfen – für erste Ausgaben für Räumung und Reinigung oder den provisorischen Wiederaufbau.