Die Folgen des Krieges beherrschen die Schlagzeilen vor 73 Jahren. Es geht um Wohnungsnot, Betrug und die Demontage der Honsel-Werke.

Über diese Themen berichteten wir vor 1948 Jahren im Lokalteil.

Demontage der Honsel-Werke

In der Schützenhalle in Meschede kommt es zu einer großen Kundgebung gegen die befürchtete Demontage der Honsel-Werke. Der Rat der Stadt beruft die Kundgebung auf Drängen von Bürgern ein. Einstimmig wird eine Entschließung an die Militärregierung gefasst. Darin heißt es, liest Bürgermeister Engelbert Dick vor: „Die Demontage der Honsel-Werke A.G. führt zu einer wirtschaftlichen und sozialen Verelendung der Stadt.“ Eine Abbau und die Wegnahme der Maschinen würde zum „Ruin“ führen, 25 Prozent der Steuerkraft würden verloren gehen. Auch die Gewerkschaften kritisieren die Demontage-Pläne.

Fristlos entlassen

In der Molkerei in Meschede wird eine Butterschiebung aufgedeckt. Der Betriebsleiter wird fristlos entlassen, sein Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben. Er soll geringere Fettanteile eingetragen haben, als tatsächlich in den Lieferungen der Bauern enthalten. Dadurch erhalten die Landwirte weniger Bezahlung. Die Polizei hatte „undercover“, durch Beamte in zivil, ermittelt. Monatlich sollen etwa 50 Kilogramm Butter verschwunden sein. Der Mann behauptet, seine Tochter, die ebenfalls in der Molkerei arbeitet, habe falsche Werte eingetragen. Es stellt sich heraus, dass schon seit 1945 Unterschlagungen stattgefunden haben.

Auch interessant

Wassernot in Velmede

Zum wiederholten Mal muss der Gemeinderat in Velmede sich mit der Wassernot im Ort beschäftigen. Eine neue Wasserleitung zu Quellen im Welschebachtal soll das Problem beseitigen. Die Kosten werden auf 150.000 Mark geschätzt – die die Gemeinde aber nicht hat. Denn sie hat durch die Währungsreform Geld verloren, insgesamt 323.000 Reichsmark. Jetzt wird überlegt, die Leitung durch Arbeitslose bauen zu lassen.

Innenstadt überschwemmt

Regenfälle treiben große Wassermassen durch Meschede, die Innenstadt wird überschwemmt. An der Baustelle der Henne müssen die Arbeiten unterbrochen werden, weil das neue Flussbett vollgelaufen ist. Die Ruhrstraße und die Mittelstraße (heute: Gutenbergstraße) werden überspült. Auf den Ruhrwiesen bei Laer schwemmt das Wasser das Heu weg.

Pfarrer gestorben

In Eslohe stirbt Pfarrer Bernhard Grauheer. Der gebürtige Finnentroper war im August 1932 von Dechant Dornseifer in sein Amt eingeführt worden und wird auch dessen Nachfolger als Dechant. Grauherr ist maßgeblich an der Erweiterung des St.-Josefs-Hospital beteiligt.

Fehlender Löschzugführer

Für den Löschzug Bestwig der Feuerwehr wird kein Löschzugführer gefunden. Deshalb wird die Bestwiger Feuerwehr mit der Velmeder vereint, der Löschzug trägt den Namen „Velmede-Bestwig“.

Kaufhauskette Sinn-Leffers mit Ursprung in Bad Fredeburg

In Fredeburg wird herausgefunden, dass die Kaufhäuser der Gebrüder Sinn, die im Rheinland boomen, ihren Ursprung in Fredeburg haben. Die Gebrüder waren Anfang des 19. Jahrhunderts dort geboren worden, das Geburtshaus ist die heute noch dort stehende Vikarie. Der Älteste, Fritz Sinn, betreibt in Fredeburg einen Holzladen, danach kam die Idee auf, auch Kurzwaren und Textilien zu verkaufen. Erste größere Geschäfte gründeten die Brüder dann in Aachen und Mönchengladbach.

Knapper Wohnraum

Wohnraum wird knapp im Kreis Meschede. Neue Wohnungen entstehen kaum, obwohl die Bevölkerungszahl wächst. Dazu kommt, dass immer mehr Kriegsgefangene heimkehren – im Mai 104, im Juni 116 Männer. Ihr Wohnraum war beschlagnahmt gewesen, jetzt muss er für die Heimkehrer wieder freigegeben werden. Den Menschen im Kreis Meschede wird empfohlen, Petunien in ihren Gärten zu pflanzen. Denn die wohlriechende Blume lockt Kartoffelkäfer an, tötet diese aber.

Auch interessant

Schwere Bedrohung gegen Franz Falke

Vor dem Landgericht Arnsberg ist ein 32 Jahre alter Mann aus Solingen angeklagt. Der Mann war 1944 ins Sauerland abkommandiert worden, um die Hitler-Jugend zu „ertüchtigen“. In Schmallenberg übernimmt er ein „Wehrertüchtigungslager“ und den „Volkssturm“. Am Karfreitag 1945, neun Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner, lässt er auf Aufforderung von zwei Offizieren den damals 60-jährigen Fabrikanten Franz Falke verhaften – der hatte sich gegenüber den Offizieren abfällig über Hitler geäußert. Der jetzt Angeklagte richtete damals seine Maschinenpistole auf Falke und drohte, „Jetzt wird kurzer Prozess gemacht“. Nur auf Intervention von Zeugen und des NS-Ortsgruppenleiters wird Falke zunächst auf Ehrenwort entlassen. Nach seiner Verhaftung zwei Tage später, gelingt es Falke, aus dem Landratsamt in Meschede zu flüchten und sich bis zum Eintreffen der Amerikaner zu verstecken. Das Gericht verurteilt den 32-Jährigen wegen schwerer Bedrohung zu sechs Monaten Haft.

Notlage anerkannt

Fünf Männer aus Wennemen werden vom Gericht in Meschede freigesprochen. Sie hatten 1945 von einem bereits geplünderten Eisenbahnwaggon auch noch die Fichtenbretter gestohlen, um damit ihre stark beschädigten Häuser zu flicken. Die Richter erkannten die damalige Notlage an.