Bestwig. Im Immobilien-Skandal um den Bauverein Bestwig gibt es Entwicklungen. Der Fall soll nach Berlin verwiesen werden.

Im Skandal um den Bauverein Bestwig gehe es immer noch um alles oder nichts, sagt Dietmar von Rüden als Vorsitzender. „Das Verfahren vor dem Landgericht Arnsberg verlaufe sehr schleppend. Ganz aktuell liege ihm ein Beschluss des Landgerichts Arnsberg vor, mit dem der Fall nach Berlin verwiesen werden solle. „Wir müssen daher prüfen, ob Rechtsmittel möglich beziehungsweise sinnvoll sind. Wir würden zwar eine Verhandlung vor dem Landgericht Arnsberg bevorzugen, müssen aber darauf vertrauen, dass auch in Berlin Recht gesprochen wird - spätestens in der zweiten Instanz“, so von Rüden.

Zur Erinnerung: Bereits seit Mitte 2018 kämpft der Bauverein um seine Immobilien. Zwei Vorstandsmitglieder des Vereins sollen ohne das Wissen weiterer Vorstandskollegen und Aufsichtsratsmitglieder den gesamten Immobilienbesitz zu einem Spottpreis von nicht einmal 800.000 Euro verhökert haben. Es geht um 26 Häuser mit 124 Wohnungen. „Habgier und kriminelle Energie kennen kaum noch Grenzen“, hieß es damals in einem Schreiben des Vereins an seine Mitglieder“. Der Erhalt der Genossenschaft sei nach 99 Jahren tatsächlich gefährdet.

Hausdurchsuchungen

Wenige Wochen zuvor hatten Steuerfahndung, Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei zeitgleich in Berlin und Bestwig bei Hausdurchsuchungen zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt. Erfolgt waren diese Durchsuchungen unter anderem aufgrund verschiedener Strafanträge, die der Bauverein gestellt hatte. Bei den Durchsuchungen hatten die Ermittler Kaufverträge über Häuser der Genossenschaft gefunden. Demnach waren sämtliche Immobilien und Garagen des Vereins an eine Objektgesellschaft verkauft worden, die erst einen Tag vor Vertragsabschluss gegründet wurde.

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Mit dem Verweis auf das laufende Verfahren hält sich von Rüden mit Details bewusst zurück. Das Dilemma: So lange der Rechtsstreit dauert, ist der Bestwiger Verein in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Notwendige Modernisierungen müssen aufgeschoben werden, weil es in der aktuellen Situation nicht möglich sei, Kredite zu bekommen, sagt von Rüden. Zu den notwendigen Modernisierungen hatte er zuletzt unter anderem den Austausch der Nachtspeicheröfen in Gasheizungen, aber auch den Austausch von Fenstern sowie die Renovierung von Treppenhäusern gezählt.

Immerhin konnte inzwischen aus laufenden Einnahmen die Sanierung einer Wohnung in der Vereinsstraße 1 angegangen werden. „Dieses Haus ist Bestandteil des umstrittenen Kaufvertrages, aber die Wohnung steht schon länger leer und soll in 2021 wieder neu vermietet werden“, erklärt Dietmar von Rüden. Allerdings habe man auch hier noch Zugeständnisse machen müssen: Nachtspeicherheizungen und Fenster konnten nicht ersetzt werden. Neue Kredite für die im Grundbuch belasteten Häuser seien weiterhin nicht möglich, dabei hätten diese Häuser es am Nötigsten.

Ausschüttung einer Dividende

Immerhin haben sich die Jahresabschlüsse des Bauvereins laut von Rüden im Ergebnis deutlich verbessert. Nach den Verlusten im Jahresergebnis 2016 in Höhe von 115.692 Euro sowie 2017 in Höhe von 159.987 Euro und 2018 in Höhe von 5.646 Euro, stand im Jahresergebnis 2019 erstmals wieder ein Gewinn in Höhe von 3.552 Euro. Und das Jahresergebnis 2020 liegt laut von Rüden nach aktuellem Stand sogar bei einem Gewinn von 14.536 Euro. Ab dem Jahr 2019 sei wieder die Ausschüttung einer Dividende für die Mitglieder geplant.