Bestwig. . Im Skandal um den Bauverein Bestwig spricht jetzt die Gegenseite. Sie verspricht: „Nach dem Putschversuch wird alles schöner.“
Im Skandal um den Bauverein Bestwig spricht jetzt die Gegenseite: Peter Voßwinkel, damals zunächst Vorstand und später Aufsichtsrat des Bauvereins, weist im Telefonat mit unserer Zeitung alle Vorwürfe als gegenstandslos zurück.
Wie bereits berichtet, wird gegen Voßwinkel sowie drei weitere Beschuldigte wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, weil sie sämtliche Häuser des genossenschaftlichen Bauvereins deutlich unter Wert an eine Objektgesellschaft verkauft haben sollen, die erst einen Tag vor Vertragsabschluss gegründet worden war. Zu den Beschuldigten zählen auch Voßwinkels Frau Tatiana, sein Sohn Anton sowie ein weiteres Mitglied aus dem damaligen Vorstand bzw. aus dem Aufsichtsrat.
Deutliche Unterscheidung
Alle Handlungen und Entscheidungen seien damals im Interesse und zum Wohle der Bewohner des Bauvereins getroffen worden, teilt Peter Voßwinkel nach dem Telefonat in einer schriftlichen Stellungnahme an die Redaktion mit. Darin unterscheidet er zwischen „rechtmäßigem Vorstand und Aufsichtsrat“ sowie „angemaßtem Vorstand und Aufsichtsrat“. Zur Erinnerung: Zum aktuellen Zeitpunkt sehen sich beide Seiten des Konflikts amtierend in den Ämtern.
„Mit persönlicher Bereicherung hat das nichts zu tun“
„Der vermeintliche Verkauf von Häusern dient einzig und allein der Aufhebung der durch den Vorstand von Rüden und Aufsichtsrat Nüse herbeigeführten Boykotts.“ Ziel sei es, endlich Sanierungen fortsetzen und durchführen zu können, die in einem geplanten Strategie- und Entwicklungskonzept vorgesehen seien.
Mit persönlicher Bereicherung habe das nichts zu tun. Voßwinkel betont: „Keinem Bewohner wird die Miete erhöht werden oder gekündigt werden. Nach Beendigung des Putschversuchs durch unsere Gegner wird alles effektiver, schöner und in ungeahnter Partizipation weiter geführt.“
Mehrfache Anzeigen gestellt
Entgegen der mehrfach kolportierten Unterstellungen der Gegenseite gebe es auch keine persönliche Bereicherung. Im Gegenteil seien erhebliche Leistungen, auch Vorleistungen finanzieller Art in Höhe von rund 450 000 Euro und umfassende persönliche Einsätze, erbracht worden, die bis heute nicht vergütet seien.
„Demgegenüber“, so schreibt Vowinkel, „haben die angemaßten Vorstände und Aufsichtsräte als so genannte erste Amtshandlungen ihre Aufwandsentschädigungen geregelt und angehoben und Familienmitglieder und ‘Kumpels’ mit Posten und Einstellungen versorgt.“ Schlussendlich weist Voßwinkel im Gesamtzusammenhang darauf hin, dass inzwischen mehrfache Anzeigen gegen die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder Dietmar von Rüden, Stephan Nüse, Günter Wagner, Georg Funke, Uwe Stehling und Olaf Müller gestellt worden seien - „wegen Verleumdung, Rassismus, Diskriminierung, Nötigung, Prozessbetrug, Amtsanmaßung, Untreue und aller sonstigen möglichen Straftaten“.
Unsicherheit bei den Mietern
Derweil geht bei den Mietern trotz aller Beteuerungen die Sorge nach möglichen Mieterhöhungen um, sollte es tatsächlich zum Verkauf kommen. „Ausschließen können wir das zum jetzigen Zeitpunkt zwar nicht, sagt der Bauvereinsvorsitzende Dietmar von Rüden, Voßwinkels Gegenseite. Allerdings gebe es berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass es nicht zum Verkauf kommen werde. Weiter ins Details gehen will von Rüden mit Blick auf die Gegenseite in diesem Zusammenhang jedoch nicht.
Aber Fakt sei: Während die Arnsberger Staatsanwaltschaft aktuell bemüht sei, den Vorwurf der Untreue zu Lasten des Bauvereins aufzuklären, gehe es auch für den Bauverein selbst darum „Schlimmeres zu verhindern“ und die Kaufverträge für ungültig erklären zu lassen.
Erleichtert ist von Rüden derweil immer noch, dass die Staatsanwaltschaft bei ihren Hausdurchsuchungen in Bestwig und Berlin auf die Kaufverträge gestoßen ist. „Das war unser großes Glück“, sagt von Rüden. „Ansonsten wären wir sicherlich in einer deutlich schlechteren Position. Denn: Nur durch den Fund der Staatsanwaltschaft sei es noch nicht zu den entsprechenden Eintragungen ins Grundbuch gekommen.
Größeres Pendant in der Nachbarschaft
Josef Lumme ist vertretungsberechtigtes Vorstandsmitglied in der Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede, die mit 1800 Wohnungen so etwas wie das deutlich größere Pendant zum Bauverein Bestwig ist. Lumme hatte erst aus den Medien von den Vorkommnissen in der Nachbarschaft erfahren.
„Absolute Ausnahme“
Es entziehe sich zwar seiner Kenntnis, wie sich damals das Personalkarussel in Bestwig so gedreht habe, dass es zum Abschluss der Kaufverträge habe kommen können. Für die Mescheder Siedlungs- und Baugenossenschaft allerdings könne er durch entsprechende Kontrollinstrumentarien ausschließen, dass so etwas möglich sei.
Zumal es bei der Siedlungs- und Baugenossenschaft eine absolute Ausnahme sei, dass Gebäude verkauft würden. Mit einer Einschätzung zum Ausgang des Verfahrens in Bestwig tut er sich schwer, weil es einer Vorverurteilung gleich käme. Es sei nun Sache der Staatsanwaltschaft den Sachverhalt zu klären, sagt Lumme.
Erste Häuser entstehen in den 20er-Jahren
Gegründet worden ist der Bauverein Bestwig im Jahr 1919.
In den 20er-Jahren sind die ersten Häuser in der Vereinsstraße entstanden.
In den 50er- und 60er-Jahren hat der Bauverein dann die Häuser in der Friedensstraße in Bestwig errichtet.
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