Meschede/Olsberg. Aufklärung und Flexibilität will das Impfzentrum bieten und so zwei Gruppen für die Corona-Impfung überzeugen, die noch unterrepräsentiert sind.
Das Ziel ist klar: Das Impfzentrum Olsberg will die gute Impfquote im HSK weiter ausbauen. 75 Prozent der Menschen über 18 Jahren haben hier bereits eine Erstimpfung erhalten. „Die übrigen versuchen wir jetzt zu erreichen“, sagt Dr. Christoph Hüttemann, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums. Dabei denkt er vor allem an Jüngere - zwischen 16 und 30 Jahren und an Menschen mit Migrationshintergrund.
Keine Impfparty
Eine Party wie in Attendorn oder ein Drive-in wie in Ennepetal werde es dafür zwar nicht geben, betont er, aber das Impfzentrum will es den Patienten so einfach wie möglich machen. So will man verschiedene Gruppen erreichen: die Unentschlossenen, die Unwissenden und die, die einem Irrglauben anhängen. „Zum Beispiel dem, dass der Impfstoff impotent macht.“ Eine Idee, die vor allem unter Menschen mit Migrationshintergrund kursiere. Es sei ein landesweites Problem Teile dieser Bevölkerung zu erreichen. „Wir sind dafür schon mit mobilen Impfteams in den Rathäusern des HSK und Asylbewerberheimen gewesen.“
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Hüttemann wirbt für die Spritze: „Wir können das Virus nur gemeinsam in den Griff bekommen.“ Es gehe jetzt auch darum, die Jüngeren zu schützen, denen man viele Freiheiten und Vergnügungen genommen habe. „Wenn sich jetzt alle impfen lassen, hilft das, dass sie diese Freiheiten zurückgewinnen.“
12- bis 15-Jährige impfen
Gern würde er auch schon 12- bis 15-Jährige impfen. „Das hat das Land aber noch verboten, da es sich an die Maßgabe der Stiko, der Ständigen Impfkommission, hält“, erklärt er. Die Stiko empfiehlt bisher nur Personen dieser Altersgruppe mit chronische Erkrankung zu impfen und dann nur von Haus- und Kinderärzten. „Vielleicht wird das noch gelockert.“ Der Allgemeinmediziner würde auch gesunde Kinder impfen. „Wir sollten jetzt die Zeit nutzen, damit die Jugendlichen nach den Ferien mit Impfschutz wieder in die Schule gehen können.“
Hüttemann hält viel von Aufklärung - eine Impfpflicht aber sieht er kritisch. „Das kann man nicht machen.“
Das sind die Maßnahmen, die das Impfzentrum jetzt ergreift:
Impfen ohne Termin
Auch in den kommenden Wochen können sich alle ohne Termin impfen lassen. Dafür bleibt das Impfzentrum auch am Wochenende von 8 bis 19 Uhr geöffnet. „Impfstoff ist ausreichend vorhanden“, betont Hüttemann. Bis zu 1600 Patienten könnten in Olsberg an einem Tag geimpft werden. Im Schnitt waren es 1300 bis 1500, „ein Tempo, das wir vom Personal her aufrechterhalten könnten“, sagt Hüttemann, aber die Zahl der Impfwilligen sinkt. In der letzten Woche waren es aber immerhin noch 900 bis 1000 Menschen täglich, die meisten waren zwischen 16 und 30 Jahre alt.
Impfungen für kurzentschlossene Urlauber
Daneben will das Impfzentrum die locken, die sich jetzt noch schnell vor ihrem Urlaub impfen lassen wollen. Für diese Gruppe bietet das Impfzentrum am kommenden Montag einen besonderen Termin mit dem Impfstoff Johnson and Johnson an, der nur einmal gespritzt werden muss. Auch da kann jeder einfach vorbeikommen.
Mobile Teams
Mobile Teams hatten im Dezember die ersten Impfungen in den Pflegeheimen übernommen. Sie sollen in Kürze auch alle Städte im HSK ansteuern und dann dort auf belebten Plätzen impfen. „Entweder mit der Einmal-Impfung von Johnson and Johnson oder mit Biontech. Vier Wochen später gibt es dann dort an gleicher Stelle auch die Zweitimpfung.“
Spezielle Angebote für Migranten
Migranten zu erreichen sei ein Problem aller Impfzentren, weiß Hüttemann. Auch das Angebot des Kreises, sich in seiner Muttersprache über die Impfung beraten zu lassen, wurde kaum angenommen (wir berichteten). Gemeinsam wollen Impfzentrum und Kreis nun verstärkt in den sozialen Medien auch auf Türkisch, Farsi oder Rumänisch für das Impfen werben und so auch die flexiblen Impftermine bekanntmachen. „Außerdem werden wir sicherstellen, dass Frauen, die ausschließlich von Frauen beraten und geimpft werden wollen, weil das ihr Glaube nicht anders zulässt, diese Möglichkeit bei uns auch immer erhalten.“
>>> Hintergrund
Das Impfzentrum startete mit den Impfungen am 8. Februar. Seitdem wurden dort 59.199 Menschen vollständige geimpft. 67.310 erhielten eine Erstimpfung (Daten vom 14. Juli)
In den Arztpraxen des HSK wurden 45.962 Menschen vollständig geimpft, eine Erstimpfung erhielten dort 75.233 Patienten.
Mobile Teams haben 17.136 Menschen vollständig geimpft. Nur die Erstimpfung erhielten bisher 17.996 Patienten.
Im Hochsauerlandkreis lebten im Dezember 2019 insgesamt 259.977 Einwohner. Rund 34.497 davon waren 15 Jahre und jünger.
>>> Hier gibt es alle weiteren Nachrichten zu Corona in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg.