Meschede. Der Energie-Deal von Meschede: Für die Stadt ist das Neuland - und ein ungewöhnliches Geschäft, von dem sie am Ende besonders profitiert.

Die Stadt Meschede schließt ein ungewöhnliches Geschäft ab, um einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten. Sie hat einen Investor gefunden, der künftig ihre Dachflächen für die Photovoltaik nutzen wird.

Partnerschaft mit „Solar the World“

30 städtische Gebäude hat die Stadtverwaltung 2019 detailliert in einer „Solarpotenzialanalyse“ auf ihre Tauglichkeit für die Sonnenenergie hin untersucht.

11.000 Quadratmeter stehen auf den städtischen Dächern in Meschede für eine Solarnutzung zur Verfügung. Jetzt gibt es dafür einen Partner, der das umsetzt.
11.000 Quadratmeter stehen auf den städtischen Dächern in Meschede für eine Solarnutzung zur Verfügung. Jetzt gibt es dafür einen Partner, der das umsetzt. © Archiv

Die Ergebnisse wurden danach frei verfügbar ins Internet gestellt – damit wiederum Firmen sie für mögliche Nutzungen prüfen können. Jetzt ist sich die Stadt mit dem Unternehmen „Solar The World“ aus dem bayerischen Grünwald einig geworden: „Solar The World“ wird der Stadt aufs Dach steigen dürfen – und auf den städtischen Flächen Photovoltaikanlagen aufbauen.

Insgesamt stehen rund 11.000 Quadratmeter an Nutzungsfläche zur Verfügung: Wo genau etwas entstehen wird, dazu gibt es aktuell vertiefende Untersuchungen – mit Drohnen werden bereits die Dächer überflogen, danach finden statische Berechnungen statt.

Gesellschafter kennen die Stadt Meschede

Nicht von ungefähr ist das bayerische Unternehmen auf den Mescheder Plan aufmerksam geworden: Das Unternehmen hat tiefe Wurzeln im Sauerland, da gleich drei der Gesellschafter hier aufgewachsen sind. Einer von ihnen, Cedric Nunes, erfuhr von Bekannten vom Plan der Stadt – und er kennt Meschede und seine Dächer. Nunes besuchte hier die Schule und hat sein Abitur am Berufskolleg in Meschede gemacht, nach dem Studium ging er in die Photovoltaikbranche.

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Sein Unternehmen wiederum ist bisher – neben Privatgebäuden – vor allem auf Industriebetriebe spezialisiert, auf denen großflächig die Module aufgebaut werden. Jetzt will „Solar The World“ auch in den kommunalen Markt expandieren:

Die Stadt Meschede hat im Vorfeld eine „Solarpotenzialanalyse“ durchgeführt - und die Ergebnisse allen Interessenten zugänglich gemacht. Daraus ist jetzt das Geschäft mit „Solar the World“ entstanden. Von links die Planer der Analyse Dominik Kotthoff, Philipp Kersting und Bürgermeister Christoph Weber.
Die Stadt Meschede hat im Vorfeld eine „Solarpotenzialanalyse“ durchgeführt - und die Ergebnisse allen Interessenten zugänglich gemacht. Daraus ist jetzt das Geschäft mit „Solar the World“ entstanden. Von links die Planer der Analyse Dominik Kotthoff, Philipp Kersting und Bürgermeister Christoph Weber. © Jürgen Kortmann

Damit wäre Meschede eine ideale Referenz für weitere, künftige Projekte. „Das ist völliges Neuland für uns“, sagt Meschedes Bürgermeister Christoph Weber. Man habe ja überhaupt nicht gewusst, was an Angeboten auf die Dach-Offerte kommen würde: „Wir machen das nicht, um eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. Der ökologische Aspekt steht für uns vor dem ökonomischen.“ Entschieden worden war im Vorfeld nur, dass die Stadt mangels Geld nicht selbst investieren würde – und sich das Geschäft am Ende aber irgendwie doch auch lohnen sollte, abgesehen vom positiven Klima-Effekt und positivem Image.

Acht Angebote überraschten nicht, das neunte schon

Insgesamt kamen neun Angebote aus ganz Deutschland: „In der Branche haben die Mescheder Dächer schon die Runde gemacht“, sagt Weber. Allerdings waren acht davon die zu erwartenden Angebote: Die Nutzung der städtischen Dächer für die Zahlung einer geringen Pacht als Gegenleistung. Das ungewöhnlichste Angebot aber sei von „Solar The World“ gekommen – „die überraschten uns auch mit den meisten Detailfragen“. Inzwischen hat auch der Stadtrat einstimmig zugestimmt, dass man mit den Bayern ins Geschäft kommen will. „Solar The World“ wurde von der Stadt zuvor unter die Lupe genommen, der Bürgermeister spricht von „einem seriösen Partner“: „Da ist nichts Windiges.“

Das Geschäftsmodell

„Dieses Modell gibt es auf dem Markt bislang nicht“, lobt Weber. Das Geschäft sieht vor, dass alle Solaranlagen auf den städtischen Dächern nach Ablauf der Vertragslaufzeit (zwischen 15 und 20 Jahren, je nach Gebäude) in das Eigentum der Stadt übergehen wird: „Dann können wir alle Anlagen selbst nutzen und selber Strom einspeisen“, sagt Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann. Inzwischen seien die Module auch viel langlebiger, so dass die Laufzeit kein Problem sei. Außerdem würden inzwischen auch Flächen mit Modulen bebaut, die nicht mehr nur die klassische Süd-Ausrichtung zur Sonne haben – das macht auch Dächer sozusagen mit „B-Lage“ für die Photovoltaik interessant.

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Der Vertrag mit „Solar The World“ sieht außerdem vor, dass die Stadt pro Kilowattstunde verbrauchtem Strom im jeweiligen Gebäude zwei Cent einsparen wird. Bürgermeister Weber hofft, dass sich bis zum Ende der Laufzeit auch die technische Entwicklung weiterentwickelt haben werde und Strom dann zu speichern sei – womit die Stadt dann in ihren Gebäuden den eigenen Bedarf abrufbar aus eigenem Strom produzieren würde: „Wir wollen unseren Strombedarf durch grünen Strom decken.“

>>>HINTERGRUND<<<

Noch ist offen, welches Dach genau genutzt wird. Natürlich, so Bürgermeister Christoph Weber, wären vor allem die großen Flachdächer an Schulen und Sporthallen interessant für die Photovoltaik-Nutzung.

Am Städtischen Gymnasium stehen zum Beispiel 1520 Quadratmeter zur Verfügung, 1900 in Freienohl an der Konrad-Adenauer-Hauptschule, dazu 430 an der benachbarten Turnhalle. Das Spektrum reicht bis zu 50 Quadratmeter am Mescheder Schwimmbad.

Der Vollständigkeit halber aufgenommen wurde in die Potenzialanalyse selbst das denkmalgeschützte Alte Rathaus in Eversberg. Da ist sich der Bürgermeister aber sicher: „Darauf wollen wir keine Photovoltaikanlage.“