Schmallenberg. Die Umfrage hat ergeben, dass die Schmallenberger das Feiern während Corona vermissen. Warum? Wir haben bei Partyexperten nachgefragt.

Die Schmallenberger vermissen in der Corona-Zeit das Feiern. Im Vergleich zu vielen anderen Städten im Verbreitungsgebiet der Westfalenpost haben die Schmallenberger einen größeren Drang nach Tanzfläche und Theke, hat der Corona-Check dieser Zeitung ergeben. 50 Prozent der Schmallenberger gaben an, das Feiern zu vermissen. Sieben Prozent mehr als der Durchschnitt in Südwestfalen. Doch warum ist das so? Sind die Schmallenberg an sich ein „Feiervolk“? Je ländlicher der Raum, desto größer die Party-Begeisterung? Wir haben bei vier Feier-Experten nachgefragt, die das Ergebnis für uns einordnen.

Der Veranstaltungstechniker

Noel Büchte ist Veranstaltungstechniker.
Noel Büchte ist Veranstaltungstechniker. © Nina Kownacki

Noel Büchte kennt sich mit Feten aus. Der Veranstaltungstechniker ist Geschäftsführer der Schmallenberger Event Active-Agentur. Sein Job ist es, den Gästen die perfekte Party zu organisieren: „Schmallenberg oder den ländlichen Raum an sich zeichnet aus, dass sich die Leute hier gut kennen. Hier spielt Geselligkeit eine große Rolle.“ Das unterscheide die Feiern auf dem Land auch von Partys in der Großstadt: „Wenn ich in Köln feiern gehe, dann tue ich das mit meinen drei Freunden. Die kenne ich, den Rest im Club aber nicht. Bei Feiern auf dem Land ist das etwas anderes.“

Dabei seien die Arten von Veranstaltung gar nicht so unterschiedlich, „auch wenn es bei uns natürlich die Schützenfeste gibt, die in Großstädten so nicht gefeiert würden“. Ob ein Club oder eine Disco wie das ehemalige Lichtwerk in Schmallenberg wieder funktionieren würde? „Ja, ich glaube schon, das Publikum dafür wäre da.“

Der DJ und Schlagersänger

Thomas Pape alias Asphalt Anton ist DJ und Schlagersänger.
Thomas Pape alias Asphalt Anton ist DJ und Schlagersänger. © Alexander Lange

Wenn es darum geht, Stimmung zu machen, ist der Westfelder Asphalt Anton alias Thomas Pape Experte. Seit Jahren macht er heizt er auf den Bühnen rund um Schmallenberg und Winterberg ein, landete nicht zuletzt mit seinem Alpaka-Song einen Hit: „Große Rolle spielt hier der Zusammenhalt, hier ist sich keiner fremd. Viele haben vielleicht in der Corona-Zeit mit der Familie gefeiert, sehnen sich aber danach, auch wieder mit der ganzen Nachbarschaft zu feiern.“

Zudem sei die Arbeitslosigkeit in Schmallenberg sehr niedrig. „Tagsüber arbeiten die Leute, nach Feierabend wollen sie feiern“, erklärt Pape lachend. Da seien die Leute, junge wie ältere, über jede Gelegenheit glücklich: „Ich habe jetzt noch in einem Autokino in Attendorn auf der Bühne gestanden. Wer hätte mir denn vor zwei Jahren erzählt, dass ich mal in einem Autokino auftrete? Aber die Leute haben total abgefeiert.“ Alle hätten Lust auf Stimmung und Spaß: „Und jetzt, wo in der Pandemie Licht am Ende des Tunnels ist, gehen die Mundwinkel auch weiter nach oben.“

Der Partygänger

Alexander Thielemeier ist gerne auf Feten in Schmallenberg unterwegs.
Alexander Thielemeier ist gerne auf Feten in Schmallenberg unterwegs. © Privat

Alexander Thielemeier aus der Schmallenberger Oberstadt ist 20 Jahre alt. Ein Alter, in dem man eigentlich keine Party liegen lässt: „Es ist schon schade, dass momentan nicht so viel los ist.“ Gerade die Feten auf dem Land machen den Reiz aus, sagt er: „Hier ist es egal ob du im Schützenfestzelt, in der Stadthalle oder in einer Waldhütte feierst. Hier bekommst du überall Spaß.“ Ausschlaggebend für die Feierbegeisterung auf dem Land sei die Geselligkeit, sagt Thielemeier: „Wenn man hier feiern geht, dann trifft man viele Leute wieder, da tauscht man sich über alles mögliche aus.“

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Das fehle aktuell, weil sich Treffen nur auf den engsten Freundeskreis und die Familie beziehen: „Ich mag meine Freunde, keine Frage. Aber man freut sich ja auch, mal wieder andere Leute zu sehen.“ Die Feiern in Schmallenberg zeichne aus, dass sie für jedermann seien: „Wir haben hier die traditionellen Feiern wie Schützenfeste, genauso aber auch Abipartys in Berghausen mit Electro-Musik. Hier gibt es wirklich eine gesunde Mischung.“

„Unter der Woche arbeiten und am Wochenende auf gut Deutsch die Sau rauslassen“, das könne der Schmallenberger durchaus, sagt Thielemeier: „Das ist auch ganz anders als in Großstädten, wo die Leute dann nur mit ihren Handys beschäftigt sind. Hier geht man gemeinsam feiern, hier kann jeder seinen Spaß haben.“

Der Gastronom

Still ist es aktuell im Habbels. Statt getanzt und getrunken wird dort aktuell geimpft, und zwar durch die benachbarte 360-Grad-Mensch-Praxis. „Ich glaube Schützenfest bzw. das Feiern an sich liegen dem Sauerländer in der DNA“, sagt Rolf Kaspari, Inhaber des Habbels: „Feiern ist ja auch sozialer Austausch, das fehlt in der Pandemie extrem. Der Kreis der Leute, die man trifft, ist extrem reduziert, damit fehlt auch ein Stück Lebensfreude.“

Rolf Kaspari ist Gastronom.
Rolf Kaspari ist Gastronom. © Alexander Lange

Feiern, das Stehe für Ungezwungenheit, für „Raus aus dem Alltag“, sagt Kaspari: „Wenn man zum Beispiel Stress auf der Arbeit hat, ist man froh, wenn man beim Feiern den Kopf wieder freibekommt.“ In der Stadt gebe es die große Anonymität, die es auf dem Land so nicht gibt: „Feiern verbindet.“

Kaspari selber schmiedet schon Pläne, damit er bereit ist, sobald es wieder losgeht: „Vielleicht eher mit kleinen Konzerten im abgesteckten Rahmen. Aber bis eine Dance-Night wieder stattfindet, wird es Herbst sein. Ich glaube, dass so etwas nicht möglich ist, bis nicht circa 60 Prozent geimpft sind.“