Schmallenberg. Weil Bayern schon öffnet, NRW aber nicht, könnten sich Urlauber gegen das Sauerland entscheiden. Zudem kritisieren Gastronomen das Modellprojekt.
Neidvoll blicken die heimischen Hotel- und Gastronomiebetriebe aktuell in viele andere Bundesländer der Republik. Denn während in Nordrhein-Westfalen die Hotels und Ferienwohnungen weiterhin dicht bleiben, prescht beispielsweise Bayern vor, wo unter anderem Hotels und Biergärten in der kommenden Woche schon wieder öffnen. Natürlich gebunden an eine konstante Sieben-Tages-Inzidenz unter 100, wovon Nordrhein-Westfalen noch weit entfernt ist. Doch die Befürchtung im Sauerland ist groß, dass sich Urlauber deshalb in diesem Jahr zum Beispiel für den Süden entscheiden und dem Land der Tausend Berge fern bleiben.
Kinderlandbetriebe
„Ja, diese Gefahr sehen wir ganz eindeutig“, erklärt Karin Salamon vom Schmallenberger Hof Heute-Mühle und als Vorsitzende der Schmallenberger Kinderlandbetriebe: „Es ist frustrierend, dass wir hier ohne Perspektive warten, während andere öffnen.“ Gäste hätten die freie Wahl, würden natürlich von den lockernden Urlaubsregion in der Republik angelockt, während in NRW weiterhin den Riegel vor Hotel- und Ferienbetriebe schiebt: „Aber man freut sich natürlich für jeden, der öffnen darf. Ich will es nicht schlecht reden, dass die einen öffnen dürfen und wir eben noch nicht. Aber wir würden natürlich auch gerne.“
Bis September sei der Hof Heute-Mühle jetzt schon vollkommen ausgebucht, Woche für Woche müsse Salamon Urlaubern aber absagen: „Viele haben bei den ganzen Regeln auch den Überblick verloren, was sie nun dürfen und was nicht.“ Große Hoffnung hatte Salamon in die Auszeichnung als Modellregion gesetzt: „Das Projekt hatte ja den Sinn, dass man eher anfängt, um Erkenntnisse für alle anderen zu gewinnen.“ Jetzt werde das Projekt quasi überholt. Sie hofft nun auf Öffnungen an Pfingsten, rechne aber eher mit dem Juni: „Wenn wir erst in den Sommerferien öffnen dürfen, wäre das ein Witz. Das verstehen die Leute dann auch wirklich nicht mehr.“
Deshalb bietet Salamon, ähnlich wie der Schäferhof in Jagdhaus und das Bergdorf Liebesgrün, Urlaub für Tagesgäste an - ohne Übernachtungen: „Das wird auch gut wahrgenommen. Die Leute sind einfach froh rauszukommen.“
Sterne im Sauerland
Wenn die Gäste ausbleiben und sich in diesem Jahr für andere Regionen entscheiden, leiden darunter nicht nur die Hotellerie, sondern genauso die Gastronomie und der Einzelhandel im Sauerland, sagt Elke Stahlmecke als Koordinatorin der „Sterne im Sauerland“ und der Initiative „#aufstehengastgeber“: „Nordrhein-Westfalen und das Sauerland haben momentan einen deutlichen Wettbewerbsnachteil, weil es überhaupt keine Perspektive gibt.“
In Bayern beispielsweise werben die Hotels offensiv damit, dass sie wieder öffnen, in NRW sei aber Warten angesagt: „Das Modellprojekt war für uns eine super Sache, aber es müsste jetzt zum Zuge kommen. Es ist schade, dass es quasi nicht weiterverfolgt wird, obwohl es jetzt genau richtig wäre.“
Wann wieder geöffnet werden könne, will Stahlmecke gar nicht mutmaßen. Anfangs hatte man auf Ostern gehofft, dann auf Pfingsten, jetzt Start der Sommerferien? „Die Konzepte stehen alle. Es ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Sicherheit muss über allem stehen, außer Frage, aber es braucht vielleicht jetzt auch ein wenig Mut, um Platz für Lockerungen zu machen.“
Ein Kommentar zum Thema von Alexander Lange.