Schmallenberg. Die Schmallenberger Kinderlandbetriebe plädieren für Urlaub mit Abstand ab Ostern. Karin Salamon erklärt, warum das möglich ist.
Der Vorstoß einiger Politiker, dass Urlaube und Reisen auch noch in den Osterferien verboten bleiben, hat Karin Salamon hart getroffen. Sie ist Vorsitzende des Vereins der Schmallenberger Kinderlandbetriebe und vertritt damit die Interessen von 26 Ferienhöfen von Attendorn bis Medebach. Mit einer Videokampagne wollen die Hofbesitzer nun deutlich machen, dass Urlaub im Schmallenberger Sauerland sehr wohl sicher und auch unter Corona-Bedingungen möglich ist - auch schon zu Ostern. „Das ist die Zeit, in der bei uns die Saison beginnt, in der die Urlauber und Familien nach Schmallenberg kommen“, sagt Salamon: „Die Zeit ist total wichtig für uns.“
Kinderlandbetriebe brauchen Vorbereitungszeit
Von jetzt auf gleich zu öffnen, das mache keinen Sinn und sei auch nicht umsetzbar, sagt Salamon: „Eine gewisse Vorbereitungszeit ist natürlich nötig.“ Denn die letzten Urlauber waren im November zu Gast: „Aber wir brauchen eine Aussicht und eine Perspektive. Wir glauben, dass wir ab Ostern mit den nötigen Auflagen wieder öffnen können und sicheren Urlaub versprechen können.“
Das machen Salamon und ihre Vorstandskollegen in einem knapp 2,5-minütigen Video deutlich, das sich unter den Titeln „Urlaub mit Abstand“ und „Komm aufs Land“ in den sozialen Netzwerken verbreitet. Die Kernpunkte sind klar. „Die Ferienhäuser und -wohnungen bieten natürlich sehr viel Platz für die Urlauber, anders als in Ballungszentren. Hier kann man sich ideal aus dem Weg gehen“, sagt Salamon. Familien bleiben unter sich und können sich selbst versorgen. Lange Schlangen oder Menschenaufkommnisse gibt es keine: „Und das ist in der heimischen Natur das gleiche. Das Sauerland, die Rad- und Wanderwege und Wälder bieten genug Platz für alle, für Freiheit, Erlebnisse und Kinderabenteuer.“
Hygienekonzepte sind vorhanden
Hygienekonzepte und Corona-Regeln seien ebenso wenig Neuland für die Betriebe: „Wir kennen das alle aus dem vergangenen Jahr und haben unsere Erfahrungen gesammelt.“ Ferienhäuser und -wohnungen seien keine Infektionsherde, macht Salamon klar: „Das betrifft das Wohnen genauso wie das Erlebnis auf den Höfen.“
Für das Füttern der Hoftiere oder das Ponyreiten gebe es genauso Hygienekonzepte: „Die Familien haben den Kontakt zu den Tieren, aber nicht zu den anderen Gästen. Das haben wir erprobt und das ist auch gut umsetzbar.“ Denn klar sei auch: „Wenn Gäste jetzt zu uns kommen, dann erwarten sie gar nicht, dass hier absolute Normalität herrscht, dass es hier kein Corona gibt.“ Jeder kenne die Regeln, aber der Wunsch nach einem Ausflug aus dem Alltag sei groß, sagt Salamon: „Die Leute wollen einfach abschalten. Dafür brauchen sie kein großes Programm, keine riesigen Abenteuer. Da reicht ein schöner Urlaub auf dem Land.“
Bei den Kinderlandbetrieben spiele sich viel an der frischen Luft ab, auch das sei von Vorteil: „Aber wir wollen uns gar nicht von anderen Hotel- und Gastbetrieben abgrenzen. Wir wünschen uns für alle die Öffnung, aber bei uns ist es aktuell vielleicht einfacher umsetzbar. Und wir wollen als Beispiel vorangehen und unseren Forderungen Nachdruck verleihen.“ Im November habe man mit einem „kurzen knackigen Lockdown“ gerechnet und einer baldigen Wiederöffnungen. Es werde nun Zeit, man könne nicht Woche für Woche nur auf Lockerungen hoffen: „Man muss auch lernen, mit dem Virus zu leben und da gehört auch irgendwann wieder Urlaub hinzu.“
Auch öffentliches Leben muss wieder hochgefahren werden
Wichtig sei aber ebenso, sagt Salamon, dass neben den Ferienhöfen das öffentliche Leben langsam wieder „hochgefahren“ würde: „Zu einem Urlaub gehört natürlich irgendwann auch wieder der Besuch in einem Restaurant oder das Einkaufen im Einzelhandel.“ Das Gesamtpaket mache eben auch den Urlaub im Schmallenberger Sauerland aus. „Und die Gäste würden sofort wiederkommen, Anfragen gibt es genug“, weiß Salamon, die selber den Ferienhof Heute-Mühle führt: „Wir telefonieren immer wieder mit den Familien, alle haben Lust auf Urlaub.“ Und langfristig werde man als Region auch profitieren, weil der Landtourismus zunehmen werde: „Aber irgendwann muss es eben wieder losgehen.“
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Sorgen um Betriebe macht sich Salamon momentan nicht: „Bei den meisten Kinderlandbetrieben steckt ja die Landwirtschaft hinter, der Beherbergungsbetrieb ist nur ein Teil der Arbeit.“ Der Nachteil sei allerdings, dass es deshalb häufig keine Corona-Hilfen gebe: „Die Höfe sind an sich auf einem guten Stand, in den vergangenen Jahren wurde immer viel investiert. Aber dafür muss das Geld auch irgendwoher kommen, einige setzen die Investitionen jetzt vielleicht aus, bis es wieder weitergeht.“
>>HINTERGRUND
Seit 1999 gibt es die Kooperation der Ferienhöfe. Zu Beginn waren 12 Betriebe beteiligt, aktuell sind es 26.
Vom Netzwerk der Kinderland-Betriebe profitieren alle Betriebe, gemeinsam machte man sich einen Namen. Denn die Konkurrenz sitzt nicht in Schmallenberg, sondern eher in den Bergen oder auf Inseln.
Es gibt eine feste Checkliste, die alle teilnehmenden Betriebe erfüllen müssen, so dass die Familien sich auf vergleichbare Qualität im gesamten Kinderland verlassen können.
Kinderland-Betriebe beschränken sich längst nicht mehr nur auf Schmallenberg und Eslohe, sondern findet man im gesamten Gebiet zwischen Medebach und Attendorn.