Nordenau. Carsten Schulte-Müller aus Schmallenberg fordert Hilfen und Entschädigungen für die Gastronomie. Der Frust sitzt tief.

Im April 2020 war Carsten Schulte-Müller noch voller Optimismus, Eifer und Tatendrang. Erst wenige Monate zuvor hatte der Arnsberger die Pension Burgfrieden in Nordenau gekauft. Die Hoffnung: Im Sommer die ersten Gäste begrüßen zu können. Jetzt, ein Jahr später, ist aus Eifer Frust geworden: „Es macht keinen Spaß mehr. Es ist, als wärest du Schausteller mit tollen Fahrgeschäften, aber eine Kirmes darf nicht stattfinden.“

Seit dem Kauf der Pension und ausgiebigen Renovierung hat Schulte-Müller keinen einzigen Gast in der Pension begrüßen zu dürfen: „Wir haben hier viel Mühle und Liebe reingesteckt. Sehen durfte das noch keiner.“ Dabei kommt Schulte-Müller ins Schwärmen, wenn er daran denkt, was im Schmallenberger Sauerland und in Nordenau selber alles möglich wäre: „Traumhafte Blicke auf die Natur, hier kannst du im Winter Ski fahren, immer wandern, spazieren, E-Bike fahren, schwimmen, alles.“

Kleine Betriebe werden vergessen

Wäre, denn möglich ist nichts: „Und das tut weh, das tut allen weh.“ Einige Betreiber würden längst ans Aufgeben denken, hätten Schulden, die Corona-Hilfen seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: „Es kann nicht sein, dass gar nichts geht. Es muss wieder etwas passieren.“ Perspektiven und finanzielle Entschädigungen brauche es: „Für die großen Hotels, aber für die kleinen genauso. Davon gibt es sehr viele hier in Schmallenberg, die schnell durchrutschen, die vergessen werden.“

Inzwischen sei eine Grenze erreicht, die so nicht mehr tragbar sei: „Hier gehen Existenzen verloren, die so schnell auch nicht mehr aufgebaut werden können. Und das Fachpersonal verschwindet auch, die suchen sich etwas anderes, etwas sicheres.“ An die Dehoga-Schätzung, dass 30 Prozent der Betriebe die Corona-Pandemie nicht überleben werden, glaubt Schulte-Müller auch: „Das wird nach und nach kommen. Wir haben ein Jahr kaum etwas verdient, manche hatten schon vorher keine Rücklagen, die rutschen jetzt in einen absoluten Teufelskreis.“

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Lust und Hoffnung schwinden

„Wäre diese Pandemie nicht...“, denkt Schulte-Müller. In seiner Pension Burgfrieden mit insgesamt neun Zimmern, Biergarten, Grillhütte und Co. wollte er im vergangenen Sommer „Aktiv-Urlaub im Sauerland“ anbieten. Für Sportler und Hobbyathleten, mit ausgiebigen Joggingstrecken, E-Bike-Touren und vielem mehr: „Das will ich auch immer noch und sobald wir wieder öffnen dürfen, stehe ich auch parat. Aber die Lust und die Hoffnung, die schwinden langsam. Und wer weiß denn, ob die Leute wiederkommen, sobald es geht?“ Mancher, so Schulte-Müller, sei durch Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit hart getroffen, der müsse sich Urlaube und Extras vorerst sparen: „Wenn in diesem Jahr alles dicht bleibt, dann sehe ich schwarz.“

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Hintergrund

Carsten Müller-Schulte lebt in Arnsberg, ist Diplom-Bauingenieur und Geschäftsführer der „SQW Sauerländer Quality Water“.

Gekauft hat er die lange geschlossene Pension Burgfrieden bereits 2019, war dann aber mit aufwendigen Renovierungsarbeiten beschäftigt.

Der Pensionsbetrieb solle ein zweites Standbein sein, so Schulte-Müller. Die Idee habe er schon lange gehabt: „Ich bin selbst begeisterter Sportler, fahre viel Mountainbike, spiele Golf, bin in vielen Sportvereinen aktiv und war früher Triathlet.“

Vor der Schließung wurde die Pension Burgfrieden 56 Jahre von Familie Kersting betrieben.

Insgesamt hat die Pension circa 1000 am Fläche, davon circa 500 qm Wohnfläche.