Schmallenberg. Keine Übungsabende, Sorgen um die Nachwuchsgewinnung, nur wenige geimpfte Kameraden: So erlebt die Schmallenberger Wehr die Corona-Zeit.

Retten, bergen, löschen, schützen. Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr der Stadt Schmallenberg sind rund um die Uhr einsatzbereit - auch während der Corona-Pandemie. Doch die Krise hat auch Einfluss auf die ehrenamtliche Tätigkeit. Ein Interview mit Feuerwehrsprecher Ralf Fischer.

Herr Fischer, vielerorts wird momentan gefordert, dass die Mitglieder der Feuerwehr in der Impfreihenfolge vorgezogen werden sollen. Wie ist da der Stand bei der Feuerwehr der Stadt Schmallenberg?

Ralf Fischer: Bezüglich des Impfens war die Feuerwehr der Stadt Schmallenberg von Anfang an aktiv. Die normalen Mitglieder der Einsatzabteilung sind aber nach § 4 der ImpfVO erst in Priorität 3. Da zurzeit schlicht zu wenig Impfstoff vorhanden sind, wurden bis auf wenige Ausnahmefälle und einige Mitglieder der First Responder Gruppen nur wenige Mitglieder der Feuerwehr geimpft.

Welche Auswirkungen hat das auf die Einsätze? Welche Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der Pandemie gelten im Fahrzeug sowie am Einsatzort?

Auch wenn die Feuerwehr von verschiedenen Einschränkungen nach der Corona-Schutzverordnung ausgenommen ist (so dürfte ohne Maske im Fahrzeug und an der Einsatzstelle gearbeitet werden), werden diese aus Sicherheitsgründen und wegen der gesteigerten Gefahr bei neun Personen in einem Einsatzfahrzeug beachtet. Hygiene ist daher oberstes Gebot. Die Einsatzkräfte tragen im Fahrzeug und an der Einsatzstelle, soweit möglich, FFP-2-Masken. In Anbetracht der Tatsache, dass hochgefährdete Personen der Priorität eins noch nicht geimpft sind, werden diese Erschwernisse klaglos hingenommen.

Zeigen die Corona-Maßnahmen bislang Erfolg?

Die von der Leitung der Feuerwehr angeordneten Einschränkungen, Sicherheitsvorkehrung und Hygienemaßnahmen sind von großem Erfolg. Bislang sind lediglich in wenigen Einheiten einzelne infizierte Feuerwehrangehörige registriert worden. Eine Infektion im Dienst kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in allen Fällen ausgeschlossen werden. Zu keinem Zeitpunkt musste bislang eine Einheit außer Dienst genommen werden.

Übungen dürfen nun seit geraumer Zeit nicht mehr stattfinden. Wäre das mit geimpften Mitgliedern anders? Und welche Auswirkungen hat es, wenn Übungen weiterhin ausfallen? Kommen die Mitglieder sprichwörtlich „aus der Übung“? Oder gibt es Online-Kurse?

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Übungen sind zurzeit nicht mehr möglich. Ausnahmen hat es für die Einweisung in neue Fahrzeuge gegeben. Dieses fanden durchweg unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Ansonsten hat es in verschiedenen Einheiten bereits Online-Schulungen gegeben, die durchweg gut angenommen wurden, davon eine stadtweite für alle Einheiten. Bislang gibt es aufgrund der guten Ausbildungsstände im Bereich der Einsatzabteilung keine Probleme durch die ausfallenden Übungen. Allerdings wird die Ausbildung von Nachwuchskräften hierdurch stark verzögert. Auch ist insoweit die Stimmung - ebenso wie im Schnitt der Gesamtbevölkerung - von einer gewissen „Corona-Müdigkeit“gekennzeichnet. Man freut sich schlicht auf eine hoffentlich bald eintretende Lageverbesserung.

Haben fehlende Übungen auch Auswirkungen auf die Mitglieder-Gewinnung? Wie kann man beispielsweise auch die Mitglieder der Jugendfeuerwehr „bei Laune halten“?

Die fehlenden Übungen führen dazu, dass es kaum möglich ist, neue Mitglieder zu werben. Dies gilt unmittelbar für die Einsatzabteilung aber auch für die Jugendfeuerwehr. Wie bei allen anderen Jugendgruppen besteht natürlich hier die Gefahr, dass einzelne Jugendliche die Lust verlieren oder sich nach so langer Zeit der Abstinenz anders orientieren. Die Jugendfeuerwehrwarte steuern hier allerdings mit großem Engagement entgegen.

Bei Alarmierungen wie „Person hinter verschlossener Tür“ oder Tragehilfen kann es ja durchaus sein, dass auch das Opfer/die verunfallte Person eine Corona-Infektion hat, wovon die Feuerwehr beim Einsatz zumindest anfangs nicht weiß. Gibt es in dieser Hinsicht bestimmte Schutzvorkehrungen?

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Die sogenannte technische Hilfeleistung Rettungsdienst, also Tragehilfe, wird zurzeit stadtweit nur durch die beiden Löschzüge Bad Fredeburg und Schmallenberg durchgeführt, weil hier ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Neben einer besonderen Ausbildung und Ausrüstung war für diese Entscheidung auch von Bedeutung, dass hier ein größerer Personalpool zur Verfügung steht. Bei einer Infektion Einzelner ist nicht die Ausrückefähigkeit gefährdet.

Hat sich seit der Corona-Pandemie etwas in den Einsatzzahlen bzw. Stichworten geändert? Sind es weniger Einsätze, beispielsweise weniger Verkehrsunfälle oder Brände, weil die Leute aufgrund von Homeoffice vielmehr zuhause sind?

Die Anzahl der Einsätze ist insgesamt während der der Krise leicht rückläufig. Eine Änderung in den Schwerpunkten ist zurzeit nicht festzustellen, außer im Bereich von Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen in Hotels.

Die Feuerwehr der Stadt Schmallenberg hat aktuell über 500 Mitglieder.

Weitere Informationen unter http://www.feuerwehr-schmallenberg.de/