Schmallenberg. 27 Schülerinnen und Schüler wechseln im Sommer in die Nachbarstädte. Ein Trend seit vielen Jahren. Doch was sagen die Schulen dazu?

Es ist in Schmallenberg ein Trend, der bereits seit einigen Jahren anhält. Doch eine wirkliche Erklärung dafür hat die Stadtverwaltung nicht. Denn für das kommende Schuljahr haben sich zwar insgesamt 162 Jugendliche für eine der drei weiterführenden Schulen im Stadtgebiet - Gymnasium, Erich-Kästner-Realschule, Schule am Wilzenberg - angemeldet. Aber 27 Jugendliche aus Schmallenberg haben sich dagegen entschieden, wechseln also von einer Grundschule im Stadtgebiet an eine weiterführende Schule außerhalb des Stadtgebietes.

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Grundschüler aus dem Bödefelder Bereich wechseln nach Winterberg oder Meschede, Kinder aus den Ortschaften rund um Dorlar fahren nach Eslohe oder Lennestadt. „Damit kann man eigentlich nicht zufrieden sein“, stellte der Bildungsausschuss zuletzt fest. Auch wenn Elisabeth Hansknecht als Schulamtsleiterin klar machte: „Unsere drei weiterführenden Schulen sind stabil.“

Neue Angebote schaffen

Gründe für die vergleichsweise hohe Zahl an Schülern, die auf Eigenkosten eine Schule außerhalb des Stadtgebiets besuchen, seien häufig persönliche Kontakte. „Und häufig ist es die Tradition in den Familien“, suchte Bürgermeister Burkhard König Erklärungsansätze: „Wir müssen der Sache aber nachgehen.“ Thorsten Conze (UWG) ergänzte, dass sich schon jetzt wieder Tendenzen in Dorlar und Berghausen herauskristallisieren würden, die sich in Richtung Eslohe bewegen würden.

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Denn problematisch ist: Gegenüber den 27 abwandernden Schülern, die in Summe eine ganze Klasse ausmachen würden, stehen nur Einzelfälle von Schülern, die von außerhalb an eine weiterführende Schule in Schmallenberg wechseln. Roman Schauerte (Die Partei) schlug vor, neue Angebote in Form von anderen Schulformen zu schaffen, um die Angebotsvielfalt an Bildung im Stadtgebiet zu erweitern. „Aber es hilft nicht, wenn wir die vorhandenen Schüler an mehr Schulen verteilen. Das wäre ein Konkurrenzangebot“, entgegnete Hansknecht. Aber was sagen die Schulleiter zu den Abwanderungszahlen?

Schule am Wilzenberg

„Es gibt immer Kinder aus Dorlar - in diesem Jahr ist die Anzahl von nur zwei Kindern erfreulich niedrig für uns - die in Eslohe die Hauptschule besuchen, weil die Busverbindung von Dorlar nach Eslohe deutlich besser ist“, schreibt Lisa Richter, Schulleiterin der Schule am Wilzenberg. Daraus habe sich tatsächlich eine gewisse Tradition ergeben, bestätigt sie.

Auch der Besuch der Sekundarschule in Winterberg für Bödefelder Kinder sei nicht ungewöhnlich: „Früher war es die Hauptschule in Siedlinghausen, die auch räumlich näher lag. Ich glaube zum Beispiel, dass es sich für manche Eltern besser anhört, dass ihr Kind eine Sekundarschule und nicht eine Hauptschule besucht.“

Man sei als Schule in den letzten Jahren oft mit Eltern im Gespräch gewesen, die an den sonst möglichen Tagen der offenen Tür sich mehrere Schulen angeschaut haben. Dabei seien auch Argumente für unterschiedliche Schulen ausgetauscht worden: „Wir bemühen uns sehr stark, über möglichst persönliche Kontakte unsere gute Arbeit vorzustellen und bekannt zu machen. Dazu ist zum Beispiel die Pressearbeit auch ein wichtiges Standbein. Da wir allerdings von der Abwanderung nicht so stark betroffen sind, sind hier bisher keine weiteren Planungen unternommen worden.“

Erich-Kästner-Realschule

Die Erich-Kästner-Realschule in Bad Fredeburg.​
Die Erich-Kästner-Realschule in Bad Fredeburg.​ © Privat

Marcel Plöger, Schulleiter der Erich-Kästner-Realschule, verweist auf die im Ausschuss angesprochenen „Traditionen“. Er sei seit nun 7,5 Jahren Schulleiter in Bad Fredeburg, schon damals seien die Abwanderungs-Bewegungen etabliert gewesen: „So lange die ortsansässigen Schulen, wie auch die umliegenden Schulen gute und verlässliche Angebote machen, werden diese auch entsprechend angewählt. Eine Befragung von Eltern bzw. Schülerinnen und Schülern könnte in diesem Fall gegebenenfalls genaueren Aufschluss geben, wobei die schon erwähnte Tradition ein erheblicher Faktor in der Entscheidungsfindung zu sein scheint.“

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Das die Abwanderungszahlen hoch seien, will Plöger aber nicht teilen. Auch im Bereich Finnentrop, Attendorn, Arnsberg, Sundern, Bestwig oder Olsberg gebe es solche Bewegungen: „Insbesondere mit Blick auf die einzigartige Situation der Flächengröße der Stadt Schmallenberg ergibt sich ein zusätzliches Feld. So scheitern unter anderem regelmäßige Nachfragen nach einem schulischen Angebot für Realschüler aus benachbarten Kommunen an der faktischen „Unerreichbarkeit“ Bad Fredeburgs mit dem ÖPNV.“

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Trotzdem will Plöger natürlich weiterhin das Angebot der Realschule nach außen präsentieren, Schwerpunkte und Kompetenzen deutlich machen und möglichst allen Schülern vor Ort ein geeignetes Angebot zu machen.

Gymnasium der Stadt

In diesem Jahr seien die Beratungsangebote des Gymnasiums für Eltern von Noch-Grundschülern verstärkt wahrgenommen worden, sagt Dr. Elke Winekenstädde als Direktorin. Thema sei da aber nicht die Überlegung gewesen, welches das bessere Gymnasium sei, sondern welche Schulform an sich die richtige ist: „Die Unsicherheit ist bei vielen aufgrund der aktuellen Lage groß.“

Den Abwanderungstrend kenne sie aber auch: „Häufig hängt das auch damit zusammen, wenn schon ein Geschwisterkind an einer Schule ist, dass Bruder oder die Schwester dann auch dort hingehen, um zum Beispiel gemeinsam zu fahren. Das ist auch nachvollziehbar.“

Ansonsten versuche man als Gymnasium verstärkt, dass Angebot nach außen zu präsentieren: „Und wir haben in den vergangenen Jahren ja auch unser Angebot erweitert. Beispielsweise ist Informatik bis zum Abitur möglich, es gibt einen extra Erprobungsstufen-Flyer und auch einen Physik-Leistungskurs.“