Bad Fredeburg. Schon „Bares für Rares“ fragte bei Herbert Tröster an. Wie man Schätzchen entdeckt und welches Erlebnis prägend für den Beruf war.

„Und dann war sie weg“, erzählt Herbert Tröster. Diese faszinierende Uhr aus der Gründerzeit, die Herbert Trösters Großmutter vor Jahrzehnten an einen fahrenden Händler verkaufte. Und nicht an ihn, den kleinen Herbert Tröster, der ihr 30 Mark seines Taschengeldes bot. Eines der prägenden Ereignisse im jungen Leben des Mannes, der heute ein gefragter Antiquitäten-Fachmann ist. Über die Grenzen Bad Fredeburgs hinaus. Ja, auch die Redaktion der ZDF-Kultsendung „Bares für Rares“ hat schon bei ihm angefragt. Mehrmals sogar: „Das hier ist mein Leben, jedes Stück hat Geschichte und Ausstrahlung.“

Herbert Tröster in seiner Schreinerei in Bad Fredeburg. 
Herbert Tröster in seiner Schreinerei in Bad Fredeburg.  © Unbekannt | Alexander Lange

Tröster ist das, was man umgangssprachlich als bunten Hund bezeichnet. Jeder kennt ihn, er kennt jeden. Und bunt mag er es auch gerne. Und ausgefallen und einzigartig.

So trug es sich auch zu, Tröster lebte zu der Zeit im Schwarzwald, dass er in einer örtlichen Kneipe „einen ganz witzigen Typen“ kennenlernte. Man kam ins Gespräch, nach der Kneipe ging es noch auf einen Absacker zu jenem witzigen Typen - „das, was wir hier Eierbacken nennen“.

Regina Tröster verkauft Mode unter dem Titel „Feenreich“

Als Tröster am nächsten Morgen im dortigen Wohnzimmer auf dem Sofa aufwacht, sieht er etliche schwarzwälder Bauernschränke. „Ich war fasziniert, das wollte ich auch.“ Jener witzige Typ war Antiquitätenhändler, Tröster wurde es auch. Bis heute lebt und liebt er seinen Beruf. In seiner kleinen Schreinerei und im Antiquitäten-Geschäft in Bad Fredeburg, wo auch seine Frau Regina ausgefallene und besondere Mode unter dem Titel „Feenreich“ verkauft.

Früher war Tröster mit einem historischen LKW unterwegs, inzwischen mit einem schneeweißen Cabrio.
Früher war Tröster mit einem historischen LKW unterwegs, inzwischen mit einem schneeweißen Cabrio. © Unbekannt | Alexander Lange

Antike Möbel, Vintage, Shabby Chic, Landhaus, das sei momentan sehr beliebt und wieder im Kommen, weiß Tröster. Die Leute wollen nicht mehr den Schrank von der Stange, sondern besondere Möbel. Welche mit Qualität und Geschichte. Einrichtung werde immer mehr zum Ausdruck der Persönlichkeit und nicht mehr nur Mittel zum Zweck.

In seiner Schreinerei restauriert Tröster Kommoden, Tische, Schränke. Er ist mit dem Schreiner-Handwerk seines Vaters aufgewachsen: „Aber heute wird auch viel kaputt-restauriert, ich empfehle, soviel wie nur möglich im Original zu lassen.“ Die Lust am Selbermachen habe zugenommen, für alte Schränke müsse kein Vermögen mehr ausgegeben werden: „Und man kann sie problemlos einhundertmal auf- und abbauen.“

Das Telefon klingelt mit einem ACDC-Riff

Neben der Schreinerei sind die Dachböden und Keller der Region die Wirkungsstätten von Herbert Tröster. Bei Haushaltsauflösungen und besonderen Fundstücken klingelt sein Telefon. Stilecht mit einem ACDC-Riff: „Über die Jahre, die ich das nun mache, wird man zur Vertrauensperson.“ Viel alten Kram gebe es auf den Dachböden, aber auch kostbare Schätzchen. Und dafür hat Tröster ein Auge: „Das bekommt man über all die Jahre.“

Ausgefallene Stücke wie diese Zapfsäule nennt Tröster sein Eigen.
Ausgefallene Stücke wie diese Zapfsäule nennt Tröster sein Eigen. © Unbekannt | Alexander Lange

Aber nein, alles kenne er auch nicht: „Jeder Antiquitätenhändler hat ein Steckenpferd, ein Fachgebiet, wo er besonders gut Bescheid weiß.“ Findet Tröster etwas, womit er sich nicht auskennt, kennt er einen Fachmann: „Und den rufe ich dann an.“ Mit anderen Händlern, auch weit über das Sauerland hinaus, sei er befreundet. Tröster selber hat ein Faible für Blechdosen. Nicht nur sein Antiquitätengeschäft ist voll damit, auch seine eigene Wohnung. Zusammengefasst stecken in den Dosen vermutlich tausende Jahre Geschichte: „Die Antiquitäten waren Hobby, wurden Beruf, dann Traumberuf, irgendwann Lebensinhalt.“

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Das verkörpert auch das Antiquitätengeschäft am Wehrscheid. Draußen viele Garten-Accesoires, drinnen Dekoration, Möbel, Mode. „Im Grunde alles.“ Für die Mode ist Trösters Frau Regina zuständig, Strickjacken aus Serbien, Kleider aus Schweden. „Wir leben und lieben Individualität“, sagen die beiden. In ihrem Geschäft trifft Nostalgie auf verrückte Farben, auf Exklusivität und Gemütlichkeit. „Das weckt bei den Kunden Neugierde und Begeisterung“, sagt Regina Tröster: „Wir wollen den Kunden den Zauber der Dinge, die wir hier haben, auch vermitteln. Shoppen macht glücklich.“

Aktuell geöffnet

Dank der aktuellen Regelung sind auch der Antik-Store sowie Feenreich wieder geöffnet. Terminvereinbarungen sind telefonisch möglich, noch einfacher sei es aber, einfach vorbeizukommen, sagen die beiden.

Die Adresse ist Wehrscheid 26 in Bad Fredeburg, die Telefonnummer 02974 900 908. Mail: herbert.troester@t-online.de, www.antiquitaeten-troester.de.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr, Sonntag geschlossen.

Die Antiquitäten von Tröster sind nicht unentdeckt geblieben. Unter anderem der WDR und NDR mieteten sie schon für Dreharbeiten, auch das ZDF war einige Male bei Tröster zu Gast.