Meschede. Auch in Meschede gilt in der Corona-Krise jetzt die Ausgangssperre. Hier sind die Erfahrungen aus der ersten Nacht damit.
Würde das Ordnungsamt aufmarschieren? Würde es überall Polizeikontrollen geben? Meschede hat die erste Nacht mit einer Ausgangssperre hinter sich. So sind die ersten Eindrücke.
Als würde ein unsichtbarer Schalter umgelegt
Äußerlich veränderte sich nichts am Samstagabend um 22 Uhr in der Mescheder Innenstadt, als die Ausgangsbeschränkungen in der Coronakrise erstmals wirkten – sie waren in der Nacht auf Samstag auch im Hochsauerlandkreis in Kraft getreten. Und um Punkt 22 Uhr war es ein seltsamer Moment: Es war, als würde ein unsichtbarer Schalter umgelegt – denn schlagartig war rein gar nichts mehr los. Wie in einer Geisterstadt.
Auch interessant
Zuletzt hatte es noch einige eilige Einkäufe gegeben. Der Rewe-Markt am Bahnhof hatte bis 21.45 Uhr geöffnet – tatsächlich gab es dort bis kurz vor Geschäftsschluss noch einige letzte Einkäufer. In der Innenstadt hatten nur noch einige Lokale geöffnet – auch dort wurde noch schnell bis etwa 21.45 Uhr die letzte Pizza und der letzte Döner geordert und abgeholt.
Hauptkreuzung plötzlich autofrei
Davut Tiryaki hatte in der Ruhrstraße seinen Laden als letzter geöffnet. Eigentlich hätte er bis 22.30 Uhr geöffnet, an einem normalen Tag. Aber was ist jetzt schon normal? „Ob eine Ausgangssperre nötig ist?“, fragte er sich. Er hat Zweifel, ob das Sinn macht. Er selbst musste nach Lokalschluss nur rasch nach nebenan nach Hause gehen, einer seiner Mitarbeiter musste den Zug in Richtung Bestwig erwischen – „was für eine Bescheinigung muss ich ihm jetzt ausstellen?“, fragte sich sein Arbeitgeber. Tatsächlich gibt es auch noch Leute, die sich um kurz vor 22 Uhr noch Geld holen müssen. Darauf angesprochen, sagt einer: „Die Ausgangssperre gilt doch nur in größeren Städten, oder?“ Nein, falsch. Er beeilt sich, um heimzukommen.
Auch interessant
Dann schlägt die St.-Walburga-Kirche zehnmal an. Plötzlich ist niemand mehr unterwegs. Die Mescheder Hauptkreuzung an der Ecke Wieme/Steinstraße ist plötzlich fast autofrei. Na ja, fast: Die wenigen Autos, die noch fahren, sind jetzt sehr schnell unterwegs. Der Eindruck: Die Stadt könnte in den nächsten Wochen während der Ausgangssperre auch gleich die Ampeln und die Straßenbeleuchtung von 22 bis 5 Uhr ausschalten. Durch die Ruhrstraße läuft tatsächlich ein Jogger (das ist erlaubt) – und filmt sich in der menschenleeren Straße. Am Winziger Platz ist ein Mann mit seinem Hund unterwegs (Gassigehen ist auch erlaubt).
Die Mescheder Polizei berichtet am Sonntagmorgen: „Der Sauerländer hat sich an die Ausgangssperre gehalten“, heißt es aus der Leitstelle – es gibt keine besonderen Vorkommnisse zu berichten. In der Nacht auf Samstag hatte es kreisweit noch zwölf Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung gegeben und 28 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. Im Winterberger Ortsteil Altenfeld war eine „Corona-Party“ mit jungen Leuten in einem alten Linienbus aufgeflogen, der zum „Partybus“ umfunktioniert worden war. 400 Gramm Marihuana wurden dort auch entdeckt.
Auch die Szene ist nicht anzutreffen
Und von Samstag auf Sonntag? Nichts. Ein Test: Was ist zum Beispiel los oben am Ende des Schederwegs? Auf dem Parkplatz dort unterhalb vom Vogelsang trifft sich sonst abends gerne die junge Autofahrerszene. Diesmal: Nichts, kein einziges Fahrzeug.
Und die Polizei? Ist sie da? Ja. Dem Schreiber dieser Zeilen kommt ein Streifenwagen auf der Lagerstraße entgegen, er wendet und gibt das Anhaltezeichen. Es ist schnell geklärt: Berufsbedingt darf man auch nach 22 Uhr unterwegs sein. Es sind neue Zeiten in den Straßen von Meschede angebrochen.