Eslohe. Die Männer aus der Werkstattgruppe des Esloher Museums lieben Herausforderungen. Die neueste Herausforderung hat es ganz besonders in sich.

Die Männer aus der Werkstattgruppe des Esloher Dampf-Land-Leute-Museums lieben Herausforderungen. Und die neueste Herausforderung, der sie sich gestellt haben, hat es ganz besonders in sich: Sie wollen die Ausstellung um eine gewaltige Dampfmaschine ergänzen, die bereits seit drei Jahren in Einzelteilen in mehreren Lagerräumen schlummert. In 2000 Einzelteilen! „Das ist wie ein riesengroßes Puzzle“, sagt Klaus Gottfried - einer der Museumsschrauber, wie sich die Männer selbst gern nennen.

Diese Dampfmaschine soll im Esloher Museum wieder aufgebaut und zu neuem Leben erweckt werden.
Diese Dampfmaschine soll im Esloher Museum wieder aufgebaut und zu neuem Leben erweckt werden. © Privat

Und das Wort Riesenpuzzle darf in diesem Zusammenhang durchaus ohne Übertreibung verwendet werden, denn allein das Schwungrad der Maschine hat einen Durchmesser von 3,60 Metern. Und weil das zur Hälfte im Boden versenkt werden muss, klafft in der Maschinenhalle bereits ein großes Loch. Noch in diesem Jahr, so der Plan, soll die Maschine zusammengebaut sein.

Wann sie in Betrieb genommen werden kann? Darüber machen sich die Männer des Museums Gedanken, wenn es soweit ist. Denn aus Erfahrung wissen sie, dass selbst kleinste fehlende oder defekte Teile, große Auswirkungen auf den Zeitplan haben können. „Wenn an einer solchen Maschine etwas fehlt, kann man das ja nicht mal eben im Internet bestellen“, sagt Klaus Gottfried und schmunzelt. In den allermeisten Fällen, müssten fehlende oder defekte Teile nachgebaut werden. Und das kann dauern.

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Und einen Bauplan für die Riesenmaschine gibt es auch nicht. Die acht Museumsschrauber, die die Dampfmaschine damals im hessischen Frankenberg auseinandergebaut haben, werden sie aus dem Kopf und anhand von Fotos, die sie beim Abbau geschossen haben, wieder zusammensetzen. Und das wird funktionieren, da sind sich Klaus Gottfried und Kollege Wolfgang Dudek sicher. Schließlich haben die Männer schon ganz andere Dinge gewuppt.

Ans Laufen gebracht

Zuletzt haben sie die alte Krauss-Dampflok von 1898 wieder ans Laufen gebracht, die acht Jahre lang wegen einer gebrochenen Achse in der Werkstatt stand. Und die ist nicht nur alt, sondern eine Seltenheit. „Das ist weltweit die einzige zweiachsige Krauss-Feldbahnlok mit einer Spurbreite von 600 Millimetern, die noch fahrbereit ist“, weiß Dudek.

Zwar stehe im spanischen Bilbao noch eine baugleiche Lok. Aber die stehe eben nur und könne nicht mehr fahren. Die Esloher Lok kann nun zwar wieder fahren - darf aber im Moment nicht. Corona! Aber sobald Besucher wieder ins Museum dürfen, soll die Lok wieder übers Gelände dampfen. Schließlich gehörte sie für viele Besucher immer mit zu den Höhepunkten bei den Dampftagen.

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Während für Museumsbesucher die Türen seit Monaten geschlossen bleiben müssen, hat die Werkstattgruppe die Zeit ohne Publikumsverkehr intensiv genutzt. Ein Teil war fast täglich zum Arbeiten dort. Ehrenamtlich versteht sich. Denn die Männer lieben eben nicht nur Herausforderungen, sie bringen auch viel Leidenschaft mit. So ist zuletzt unter anderem ein behindertengerechter Waggon für die Museumseisenbahn entstanden, damit endlich auch Rollstuhlfahrer mitfahren können.

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Allein hierfür sind 200 Stunden investiert worden. Und auch die feuerlose Speicherdampflok auf dem Außengelände ist nun restauriert und steht unter einem neuen Dach. Durch das vorherige Blechdach war ständig Wasser auf das Schätzchen aus dem Jahre 1920 getropft. Und das hatte mächtig Spuren hinterlassen.

Ganz nebenbei sind dann noch hunderte Meter Kabel verlegt worden, um das Museum mit W-Lan auszustatten. So kann nun mit jedem Smartphone auch ein Audio-Guide genutzt werden, der durch die Ausstellung führt - eingesprochen von professionellen Schauspielern. Und um dauerhaft Kosten zu sparen, sind sämtliche rund 400 Lampen des Museums gegen LED-Technik getauscht worden. Jetzt hoffen die Männer nur noch, das die Lichter im Museum bald endlich wieder angehen dürfen.

  • Zur Werkstattgruppe des Dampf-Land-Leute-Museums gehören Wolfgang Dudek, John Einhäuser, Sebastian Friedhoff, Michael Gerke, Lars Gerke, Klaus Gottfried, Hubert Lehmann, Eugen Viehof und Johannes Wiethoff.
  • Zu den Aufgaben der Gruppe gehört auch der Baumschnitt auf dem Museumsgelände.
  • Zuletzt hat die Gruppe außerdem einen überdachten Rastplatz für Besucher, Wanderer und Radfahrer geschaffen, der während des ersten Lockdowns im vergangenen Frühjahr bereits rege genutzt worden ist - auch, wenn das Museum geschlossen war.
  • Genutzt hat die „Schrauber-Mannschaft“ die Zeit der Corona-Krise außerdem für Reparaturen an Gleisanlagen und Weichen, für Betonarbeiten zur Sicherung von Dachstützen sowie für Arbeiten im Lager des Museums, Malerarbeiten und Arbeiten an der Modelleisenbahn.
  • Der neue Museumsguide des Dampf-Land-Leute-Museums ist online bereits abrufbar. Zu finden ist er unter der Adresse: www.museum.de/m/243