Bremke. Die Zahl hilfloser Wildtiere steigt immer weiter. Ein neuer Verein kümmert sich um sie - aber er braucht mehr Platz. Ein Hilferuf!

Wer ein Eichhörnchen, einen Bilch oder einen Igel retten möchte, der hilflos aufgefunden wird, der sollte sich mit Nicole Hielscher in Bremke in Verbindung setzten. Sie rettet diese Wildtiere in ihrer Auffangstation, päppelt sie auf und entlässt sie genesen wieder in die Freiheit. Im Herbst 2020 hat Hielscher mit einigen Mitstreitern sogar einen Verein zur Rettung von Wildtieren gegründet: die Wildtierhilfe Sauerland.

Schon einige Jahre widmet sich Hielscher der Rettung von Eichhörnchen, Bilchen, Igeln und Feldhasen. Doch langsam wird ihr Domizil in Bremke zu klein. Allein im vergangenen Jahr hat sie 258 Eichhörnchen, 60 Feldhasen und viele Siebenschläfer aufgenommen. „Ich bin am Ende meiner Kapazitäten. Meine Volieren hier sind mittlerweile viel zu klein“, bedauert sie.

„Deshalb suchen wir dringend ein Grundstück, auf dem wir Auffangvolieren bauen können.“ Es werde keine Begehung von Außenstehenden geben. Das Grundstück sollte zwischen einem und drei Hektar groß sein und im Umkreis von 15 Kilometern rund um Eslohe liegen. „Da ich schulpflichtige Kinder habe, möchte ich nicht weiter weg sein, falls mal etwas ist“, erklärt Hielscher.

Zahl der Tiere steigt

Die Zahl der verletzten und hilflosen Wildtiere steigt stetig. Dafür gibt es viele Gründe, weiß Hielscher. So bedinge der Klimawandel mit seinen trockenen Perioden, dass es weniger Futter für die Tiere gibt. „Dieses Jahr gab es zum Beispiel viele Nüsse, aber sie waren oft leer und so fehlt den Eichhörnchen die Nahrung“, sagt Hielscher. Zudem werden die Straßenränder einfach abgeholzt oder Sträucher ganz kurz geschnitten wegen der Sicht für die Autofahrer.

Auch interessant

Den Tieren fehlten sie somit aber als Nahrungsquelle. Zudem werden wegen der Borkenkäferplage momentan sehr viele Fichten gefällt und so sei es nicht selten der Fall, dass Kobel (Eichhörnchennest) oder Spechthöhlen beim Fällen mit zu Boden gehen. Hier sei die Aufmerksamkeit von Forstarbeitern, Förstern, aber auch Spaziergängern gefragt, um die Nestinsassen zu retten. „Aber bitte die Tiere nicht anfassen, sondern die Koordinaten vom Handy eingeben, damit man das Tier auch wiederfindet und dann bei mir anrufen“, bittet Hielscher. Ein weiteres Problem seien viele verletzte Igel. Die Verletzungen würden häufig durch Mähroboter verursacht.

Auch interessant

Hielscher liegt aber noch etwas anderes am Herzen. „Ich möchte dringend davor warnen, Feldhasen einzusammeln. Feldhasen sind Nestflüchter. Bei Gefahr bleiben sie geduckt sitzen und warten ab. Wenn ein Feldhase ganz allein und ruhig irgendwo sitze, sei alles in Ordnung und man könne ihn einfach sitzen lassen. Die Mutter komme in der Regel zurück und suche noch zwei bis drei Tage ihre Jungen.

„Hat man seinen Hund dabei, sofort anleinen, kurznehmen und im Abstand an dem Tier vorbeigehen“, appelliert sie. Wer einen hilflosen oder verletzten Hasen mitnimmt, möge bitte nicht versuchen, ihn zu Hause aufzupäppeln. Hasen seien keine Kaninchen. Ihre Aufzucht sei nicht zu vergleichen. „Selbstversuche gehen meist schief“, so Hielscher. Unverletzte Eichhörnchenjunge kann man kurzfristig in einen offenen Karton mit Heizquelle - mit entsprechendem Abstand- setzten, damit sie warm bleiben bis die „Wildtierhilfe“ professionell eingreift.

Füttern erlaubt

Es gebe aber auch noch einige Tipps, die jeder beherzigen könne, um was Gutes für die Wildtiere zu tun. Man könne zum Beispiel Wasserstellen im Garten bereitstellen. „Sie sollten nur jeden Tag mit heißem Wasser ausgespült und mit frischem Wasser nachfüllt werden. Das hilft schon viel, besonders in trockenen Sommern.“ Auch zusätzliches Füttern von Eichhörnchen ist erlaubt. Auch wenn sie ans Vogelfutter gehen, bestehe keine Gefahr für Vögel oder Brut, so Hielscher. „Ich habe selbst Wachteln und Eichhörnchen gemeinsam in den Volieren. Da ist noch nie ein Ei oder ein Jungvogel von den Eichhörnchen angerührt worden, betont sie.

  • Die „Wildtierhilfe Sauerland e.V.“ wurde am 19. September 2020 in Eslohe gegründet.
  • Zurzeit hat der Verein 22 Mitglieder.
  • Vorsitzende ist Nicole Hielscher, Zweite Vorsitzende Sabrina Spreemann aus Cobbenrode, Kassenwart ist Raimund Padberg aus Arnsberg, der gleichzeitig Fahrer des Vereins ist und Wildtiere bei Bedarf abholt. Schriftführerin ist Kirsten Müller aus Bestwig.
  • Das Einzugsgebiet der Wildtierhilfe ist das gesamte Sauerland, dazu zählt auch das Märkische Sauerland und der Kreis Olpe.
  • Ansprechpartnerin ist Nicole Hielscher aus Bremke unter 0157/85331137.
  • Es gibt für jeden Bereich einen eigenen Beauftragten: Hielscher (Eichhörnchen, Bilche, Igel, Feldhasen); Falknerin Claudia Hardt aus Sundern (Greifvögel, Eulen); Esther Grosser (Singvögel, Schwalben) und Sabine Kaufmann (Fledermäuse).