Meschede. Während des Amphibienwechsels sollten Autofahrer an bestimmten Stellen vorsichtig fahren. Aber auch Hunde- und Katzenhalter sollten wachsam sein.

Der Frühling ist da. Das bedeutet im Regelfall, dass es auch im Sauerland endlich etwas wärmer wird und sich Flora und Fauna auf die neuen Temperaturen einstellen. Für Kröten, Frösche und Molche beginnt damit die Zeit, in der sie sich zu ihren Laichplätzen aufmachen. Das ist auch die Zeit, in der Autofahrer an bestimmten Stellen besonders vorsichtig unterwegs sein sollten, um die Amphibien bei ihrer Straßenüberquerung nicht zu überfahren. Und auch Haustierbesitzer müssen achtsam sein.

Erdkröte besonders verbreitet

Besonders verbreitet ist hierzulande die Erdkröte, ein Froschlurch aus der Familie der Kröten, die in freier Natur bis zu zwölf Jahre alt werden kann. Das setzt jedoch voraus, dass die Tiere im März und April sicher zu ihren Laichplätzen gelangen. An den besonders frequentierten Amphibienwechsel-Stellen in und um Meschede stehen aus diesem Grund kleine grüne Zäune, die die Tiere davon abhalten, unkontrolliert auf die Fahrbahn zu laufen. Bis sie dann von ehrenamtlichen Helfern über die Straße getragen werden, verweilen sie in Eimern, die entlang der grünen Zäune in die Erde eingegraben werden.

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Dadurch, dass die warmen Temperaturen in diesem Frühling lange auf sich haben warten lassen, hat auch die Krötenwanderung eher schleppend begonnen, berichtet der Naturschutzbund Deutschland (NABU). An den milden Tagen, an denen das Thermometer gerne tagsüber bis auf 20 Grad geklettert, und es auch nachts nicht mehr eisig kalt ist, werden aber die meisten Kröten verstanden haben: Jetzt gehts los, jetzt ist Paarungszeit.

Ehrenamtliche Helfer

Eine der ehrenamtlichen Helferinnen bei der Krötenwanderung in Meschede und Umgebung ist Ulrike Schulte. Die Wenholthausenerin ist quasi in ihr Ehrenamt hineingeboren. Schon ihr Vater hat sich über 30 Jahre lang aufopferungsvoll um Amphibien gekümmert, die im Frühling ihre Laichplätze aufsuchen und dafür viel befahrene Straßen überqueren müssen. Inzwischen haben Ulrike Schulte und ihr Mann diese Aufgabe übernommen und leeren während der Krötenwanderungs-Zeit die Eimer am Wenner Stieg und in Sallinghausen. „Wir leeren die Eimer immer am Morgen, man könnte aber theoretisch auch schon nachts zum sammeln aufbrechen“, erklärt Schulte.

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Im letzten Jahr haben sie und ihr Mann bei ihren morgendlichen Ausflügen etwa 2000 Tiere eingesammelt und sicher in Gewässer gebracht. „Hier sind es tatsächlich vorrangig Erdkröten, aber auch mal Frösche oder verschiedene Molch-Arten. Die Anzahl der Molche ist aber leider stark rückläufig und auch bei den Kröten und Fröschen werden es immer weniger Tiere“, berichtet Ulrike Schulte aus Jahrzehnte langer Erfahrung, dass sie vor einigen Jahren noch um die 4000 Amphibien geholfen hat, also doppelt so vielen wie heute. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die Wenholthausenerin vermutet, dass die Trockenheit eine große Rolle spielt. Und auch der NABU bestätigt, dass vor allem Kleingewässer, in denen Amphibien ihren Laich ablegen, durch die trockenen Sommer wie Winter immer häufiger komplett austrocknen und nicht mehr zur Fortpflanzung von Kröten, Molchen und Co. zur Verfügung stehen.

Umso wichtiger ist es, dass gerade in der Dämmerung und in der Nacht Autofahrer während der Krötenwanderung ein besonderes Auge für die kleinen Lebewesen haben und an den bekannten Stellen vorsichtig fahren.

Gefahr für Vierbeiner

Vorsicht sollten zudem auch Hunde- und Katzenbesitzer walten lassen. Ist der Vierbeiner besonders neugierig und nähert sich einer Erdkröte, kann das schlimme Folgen haben. Zur Abwehr von Fressfeinden sondern Erdkröten nämlich ein Nervengift ab, das für Haustiere gefährlich werden kann.

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Anzeichen einer Vergiftung durch Kröten-Gift sind Krämpfe, taumelnder Gang, vermehrter Speichelfluss, Anschwellen der Schleimhäute an Augen und Nase, Luftnot, aber auch Hautreaktionen sind möglich. „Falls der Hund beim Spaziergang mit einer Kröte in Kontakt gekommen sein sollte, bitte so schnell wie möglich das Maul mit Wasser ausspülen und kühlen. Treten dennoch Vergiftungserscheinungen auf, muss direkt ein Tierarzt aufgesucht werden“, warnt auch das Regionalforstamt Soest-Sauerland dieser Tage vor der Gefahr durch Kröten und empfiehlt Hundehaltern sogar, bei Kröten beliebte Gebiete während der Wanderungs-Zeit zu meiden.

Keine Fälle bei Mescheder Tierarzt

Auf Nachfrage beim Mescheder Tierarzt Dr. Gabriel kann dieser die akute Gefahr durch das Nervengift der Kröte für Vierbeiner dahingehend ein wenig relativieren, als dass ihm solche Fälle in Meschede noch nicht untergekommen sind. Letztlich sei es im Nachhinein aber auch oft nicht mehr hundertprozentig nachvollziehbar, woher Vergiftungserscheinungen kommen. „Wenn bei Schleimhautkontakt örtliche Reizungen auftreten, wird das vermutlich zum Erbrechen führen, aber wer kann dann noch die Ursache herausfinden. Dasselbe gilt für Giftaufnahme, die passiert immer wieder unbeobachtet und die Symptome treten zeitversetzt auf“, erklärt der Tierarzt.

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Daher sein Rat: Bitte immer aufpassen, was der Hund zu aufnimmt und vor allem rechtzeitig das ausgeben antrainieren und viel Wert auf die Gehorsamserziehung legen. „Mit Geschrei und Verbot funktioniert das im Schadensfall nicht. Und im Zweifelsfall den Tierarzt aufsuchen.“

  • Vorsicht, Amphibienwechsel: B 229 Arnsberg - Bockstall, L 537/L 682 Oelinghauser Mühle, L 686 Herblinghausen -Olpe (Frenkhausen), B 55 Hennesee, L 541 Wenholthausen - Berge, L 740 Höringhausen – Deponie Bonacker (Untertunnelung), Meschede - Gemeindestraße, Meschede - Frenkhausen, K 41 Enkhausen (Untertunnelung).
  • Die Untere Naturschutzbehörde des Hochsauerlandkreises bittet alle Verkehrsteilnehmer, in den nächsten Wochen beim Erblicken des Schildes „Krötenwanderung“ den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und die Geschwindigkeit deutlich herabzusetzen. Eine vorsichtige Fahrweise schützt nicht nur die Tiere, sondern auch die freiwilligen Helfer, die den Kröten beim Überqueren der Straße helfen.
  • Wer zukünftig bei der Amphibienschutz-Aktion mitmachen möchte, sollte sich umgehend bei der Unteren Naturschutzbehörde des Hochsauerlandkreises melden (Tel.: 0291/94-1665).