Schmallenberg. Im Vorjahresvergleich sind die Zahlen der Delikte extrem angestiegen. Woran das liegt und ob es in Schmallenberg Drogen-Hotspots gibt.

Die Zahl wirkt erschreckend: wurden in 2018 in Schmallenberg 64 Drogen-Delikte und in 2019 35 Delikte festgestellt, waren es in 2020 mit 96 Delikten fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Hat Schmallenberg ein Drogenproblem? Die Fragen beantwortet Thomas Vogt, seit 2019 Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde.

Herr Vogt, gibt es eine Erklärung für den Anstieg der Drogendelikte in Schmallenberg oder ist das ein allgemeiner Trend? Und spielt die Corona-Pandemie eine Rolle?

Thomas Vogt: Weder noch. Die Betäubungsmittelkriminalität ist ein sogenanntes Kontrolldelikt. Je aktiver wir als Polizei hier sind, je mehr wir ermitteln, desto höher sind die Zahlen. Aktuell gehen wir im Hochsauerlandkreis sehr intensiv gegen Drogenhandel und -konsum vor. Wir arbeiten in allen polizeilichen Bereichen an diesem Thema. Daher kommt der Anstieg der Fallzahlen nicht überraschend. Im Gegenteil. Die Zahlen belegen den Erfolg unserer Arbeit.

Um welche Drogen geht es in erster Linie?

Marihuana, Amphetamine und andere synthetische Drogen stellen wir regelmäßig sicher.

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Wie sieht die Prävention aus, wie können solche Delikte ermittelt werden?

Wir haben hier als Polizei im Hochsauerlandkreis einen ganzheitlichen Ansatz. Der beginnt bei der Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über die Gefahren, um den Konsum von vorn herein zu vermeiden. Und er endet in der konsequenten Verfolgung des Handels. Dazwischen gibt es noch viele weitere Handlungsfelder. Betäubungsmittelkriminalität wirkt sich auf viele polizeiliche Bereiche aus, zum Beispiel auch auf die Sicherheit im Straßenverkehr. Deswegen geht es aus meiner Sicht auch bei der Polizei nur ganzheitlich. Zudem möchten wir die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Institutionen - Gesundheitsämter und Ordnungsbehörden - in diesem Bereich intensivieren.

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Der Anstieg war bereits im städtischen Jugendhilfeausschuss Thema: Was kann die Polizei tun, was können aber auch Jugendhilfeeinrichtungen tun?

Zunächst einmal ist es aus meiner Sicht sehr positiv, dass sich Kommunalpolitik mit dem Thema beschäftigt. Polizei alleine kann hier Probleme nicht lösen. Schulen und Jugendeinrichtungen spielen eine wichtige Rolle in der Prävention. Hier müssen wir im Hochsauerlandkreis noch enger zusammenrücken.

Tomas Vogt leitet seit 2019 die Direktion Kriminalität bei der Kreispolizei im HSK.
Tomas Vogt leitet seit 2019 die Direktion Kriminalität bei der Kreispolizei im HSK. © Polizei HSK

Wird das Thema Drogen an sich in der öffentlichen Wahrnehmung verharmlost?

Den Eindruck haben wir nicht.

Gibt es in Schmallenberg Hotspots, wo Drogen verkauft werden? Gibt es „Drogen-Ringe“ oder sind das Einzeltäter? Welche Rolle spielen öffentliche Plätze wie das Schulzentrum oder der Kurpark?

Wir haben die Lage in Schmallenberg sehr genau im Blick. Hotspots oder größere „Drogen-Ringe“ gibt es zur Zeit nicht - auch nicht im Schulzentrum oder im Kurpark. Und wir werden alles dafür tun, dass sich in Schmallenberg solche Hotspots erst gar nicht entwickeln können.


Zur Person

Thomas Vogt ist 39 Jahre alt.

Seit 2019 leitet er die Direktion Kriminalität im Hochsauerlandkreis

Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und kommt aus dem Kreis Olpe