Bestwig. Sandra Roll absolviert im Rathaus Bestwig eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten. Ein sicherer Job in der Corona-Krise.

Ob ihr der Job im Bestwiger Rathaus gefalle? Sandra Roll lächelt unter ihrer FFP2-Maske. „Auf jeden Fall“, sagt sie. Es sei sogar besser als sie es sich vorgestellt habe. Am 1. August 2018 hat die heute 20-Jährige bei der Gemeindeverwaltung ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten begonnen. Damals hat von Corona und seinen Folgen noch niemand etwas ahnen können. Erst in Sandra Rolls Ausbildungshalbzeit grätschte das Virus dazwischen. Jetzt befindet sich die 20-Jährige auf der Zielgeraden. In wenigen Wochen steht die schriftliche Prüfung an. Kurze Zeit später dann die mündliche. Und dafür ist Sandra Roll bestens gerüstet - trotz Pandemie.

Der Beginn der Krise

Die 20-Jährige erinnert sich noch genau an den Beginn der Krise. Damals saß sie im Hauptamt, das für die Bereiche Organisation, Personal und IT zuständig ist, und hatte sich dort das Büro mit einem Kollegen geteilt. Und genau das war von jetzt auf gleich wegen der Infektionsgefahr nicht mehr erlaubt. Sandra Roll musste umziehen. In das Büro eines Verwaltungsmitarbeiters, der gerade im Urlaub war.

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Von diesem Moment an war es damit vorbei, mal eben schnell über den Schreibtisch hinweg eine Frage zu stellen. Und als Azubi hat man schließlich in der Regel eine ganze Menge Fragen. Vor allem dann, wenn man immer wieder die Abteilung wechselt, um möglichst viele Erfahrungen zu sammeln und fast jeder Bereich sein eigenes Programm und seine eigenen Abläufe hat. Fortan saß Sandra Roll also allein im Büro und musste für jede Frage zum Telefon greifen. „Eigentlich war das aber gar nicht so schlimm“, sagt sie. Auch auf diesem Wege sei ihr stets geduldig geholfen worden. Und als wenig später die Spuckschutzwände zwischen den Schreibtischen aufgestellt waren, habe sie ja schließlich auch wieder in ihr Büro umziehen dürfen - bei Einhaltung aller geltenden Hygienevorschriften versteht sich.

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Im Prinzip, so sagt sie, habe sie bei der Auswahl ihres Ausbildungsberufes in Zeiten der Corona-Krise, großes Glück gehabt. Bis auf wenige Einschränkungen habe das Virus kaum Einfluss auf ihre Ausbildung gehabt. Das sei bei einigen ihrer Freunde ganz anders gewesen, weiß sie. Zu den Einschränkungen im Arbeitsalltag von Sandra Roll gehört auch der Umstand, dass das Bestwiger Rathaus lange Zeit für den Besucherverkehr nur eingeschränkt geöffnet war - und derzeit auch wieder ist.

Nur, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt, sind Besucher erlaubt. „Etwa, wenn ein Personalausweis oder ein Reisepass beantragt wird“, erklärt die Auszubildende. Grundsätzlich aber sei auch diese Einschränkung kein großes Problem. Die meisten Dinge ließen sich schließlich auch ganz ohne persönlichen Kontakt auf telefonischem Wege klären. Und die allermeisten Bürger hätten auch Verständnis dafür. Nur mit einigen wenigen habe sie am Telefon ein wenig diskutieren müssen. Aber auch sie seien am Ende einsichtig gewesen. „Es geht ja nun mal im Moment leider nicht anders“, sagt Roll.

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Aktuell sitzt die gebürtige Paderbornerin, die für ihre Ausbildung - und für die Liebe - nach Velmede gezogen ist, im Sozialbereich des Bürgeramtes. Dort prüft sie unter anderem Anträge und entscheidet gemeinsam mit ihren Kollegen darüber, ob ein Leistungsanspruch besteht. Verwaltungsfachangestellte - das mag für den ein oder anderen langweilig klingen. „Ist es aber nicht“, sagt Sandra Roll. Gerade in einer kleinen Verwaltung wie in Bestwig gebe es viel Abwechslung, weil in den Abteilungen auf kurzem Dienstweg Aufgaben auch mal umverteilt werden können. Das sei spannend. Und schön sei vor allem auch, dass jeder jeden kenne.

Trockener, theoretischer und mit vielen Gesetzestexten verbunden sei eher der schulische Bereich am Berufskolleg Meschede und die dienstbegleitende Unterweisung durch das Studieninstitut in Soest. Aber das gehöre schließlich dazu. „Das habe ich ja vorher gewusst“, sagt Sandra Roll und lacht.

Übernahme nach der Ausbildung

Was sie vorher nicht gewusst hat: Dass der schulische Teil wegen der Corona-Krise lange Zeit auf Online-Unterricht umgestellt sein würde. „Das ist am Anfang mal ganz schön, wenn man zu Hause bleiben kann, aber inzwischen ist das echt ätzend“, findet sie deutliche Worte. Aber auch das wird sie auf den letzten Metern ihrer Ausbildung nicht mehr aus der Ruhe bringen. Wenn sie im Sommer ihre mündliche Prüfung bestanden hat, wird Sandra Roll übernommen und ersetzt dort eine ausscheidende Mitarbeiterin. Ein Stück Sicherheit, das die 20-Jährige in der Corona-Krise durchaus zu schätzen weiß. „Wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn ich in diesen Zeiten eine kaufmännische Ausbildung in der freien Wirtschaft absolviert hätte“, sagt sie.

Machen Sie hier mit bei unserer Umfrage: der Corona-Check für Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg.

  • Lockdown, Hygiene-Maßnahmen und Schließungen - das in einer Zeit, in der man jung ist, Leute treffen und lernen will. Für Auszubildende ist Corona mit besonderen Erschwernissen verbunden. Die Redaktion stellt in der Rubrik „Generation Verzicht“ einige von ihnen vor.