Meschede. An der Mescheder „Sündelt“ sollen 30 neue Bauplätze entstehen. Die Anwohner sind dagegen. Das sind ihre Gründe.
30 neue Bauplätze auf rund 400 Metern Höhe. Die „Frank & Jörg Hohmann Immobilien GbR“ plant am Ortsausgang von Meschede „An der Sündelt“ ein neues Baugebiet. Die direkten Anwohner sind dagegen, sie fürchten, dass mit dem Bebauungsplan-Vorentwurf, der am Donnerstag Thema im Stadtentwicklungsausschuss ist, bereits Fakten geschaffen werden. Mit einem offenen Brief wenden sich die Unterzeichner an die Ratsmitglieder.
Die Ausgangslage
Heute endet die südliche Bebauung am Schederweg mit dem Menzelweg. Noch oberhalb des „Sirenenweges“, eines Spazierweges, sollen die neue Bauplätze entstehen. Jahrelang hatten die letzten Anwohner dort unter der Verschattung durch Fichten zu leiden. Als Kyrill die Bäume umwarf, wurde es hell. „Vorher hatten wir nur drei Monate im Jahr Sonne“, berichtet eine Anwohnerin. Jetzt fürchten die Mescheder, dass die neue Bebauung erneut Schatten wirft - auf ihre Grundstücke und auf die Ökobilanz der Stadt.
Das ist geplant
Laut Ausschussvorlage plant der Investor - je nach Aufteilung - etwa 30 Baugrundstücke mit maximal zwei Vollgeschossen zu errichten. Die Erschließungsstraße soll oberhalb des „Sirenenweges“ angelegt werden. Die Häuser lägen zwischen Sirenenweg und Erschließungsstraße. Südlich angrenzend soll der Wald für weitere 25 Meter in extensive Grünlandfläche umgewandelt werden. So sei sichergestellt, heißt es in der Vorlage, dass die Bebauung ausreichend Licht erhält und dass bei einem möglichen neuerlichen Sturm keine Schäden zu erwarten sind. Weitere Vorschläge des Investors sind ein naturnaher Spielplatz sowie eine Optionsfläche für einen Kindergarten, der ebenfalls direkt an den Wald angrenzen würde. Zudem ist eine Lagerfläche für Holzhackschnitzel eingeplant, die für die Beschickung einer möglichen Heizungsanlage für das Schulzentrum erforderlich wäre.
30 Unterzeichner
Man wolle nicht auf Konfrontation mit Rat, Verwaltung oder Vorhabenträger gehen, betont Christina Sondermann als Sprecherin der Anwohner. „Unser Anliegen mit diesem Brief ist es, an die Ratsmitglieder zu appellieren, mit Blick auf eine stadt-, landschaftsbild- und vor allem umweltverträglichen Entwicklung zu entscheiden.“ Man wolle keine Tür zuschlagen, sondern sie öffnen. 30 Unterschriften der direkten Anwohner stehen unter ihrem Brief.
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Argument: Höhenlage
Ihre Argumente: Mit der Bebauung werde ein klar definierter, markanter Ortsrand „aufgebrochen“. „Hier rückt die Bebauung in eine Höhenlage vor, die südliche Baugrenze liegt bei ungefähr 400 Metern, wie sie sonst in der Kernstadt nicht vorkommt“, schreiben die Anwohner.
Argument: Wald
Dazu komme, „dass in einer Zeit, in der das Waldsterben geradezu erschreckende Ausmaße annimmt, es schwer nachvollziehbar ist, dass an der Sündelt intakte Laubholzbestände weichen sollen.“ 14 Jahre Wald-Entwicklungszeit, nach Kyrill, würden zerstört. Den Anwohnern sei durchaus bewusst ist, dass der Eigentümer jederzeit eine Aufforstung mit Fichten vornehmen könnte, die langfristig mehr Schatten bringen als eine neue Wohnbebauung. „Und dennoch: Das Stadtgebiet in der heutigen Zeit zulasten von Waldflächen zu erweitern, ist aus unserer Sicht ein No-Go.“
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Argument: Alternativen
Als Alternative verweisen sie auf das Langeloh, wo bereits Baulandreserven „im großen, zukunftsfähigen Umfang geschaffen“ worden seien. Dort müsse kein Wald abgeholzt werden, die Entwicklung sei besser möglich als an der Sündelt. Sicherlich sei die Nachfrage nach Grundstücken, Häusern und Wohnungen in der Kernstadt derzeit hoch. „Wir sehen allerdings keine Situation eines Flächen- oder Wohnungsnotstandes, die eine Flächenentwicklung „um jeden Preis“ an anderer, deutlich ungünstigerer Stelle rechtfertigen und erfordern würde.“ Ein solches Vorgehen, so heißt es in dem Brief fördere Resignation und Politikverdrossenheit im Kreis der Anlieger.
Das sagt der Investor:
Der Investor, die „Frank und Jörg Hohmann GbR“, will sich auf Nachfrage der Redaktion nicht zum Thema äußern. Man wolle - nach Rücksprache mit der Stadt Meschede - der Beratung der Ratsmitglieder und deren Entscheidungen nicht vorgreifen. „Wir bleiben aber grundsätzlich gesprächsbereit.“
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Vor- und Nachteile für die Stadt
Kommt ein Baugebiet zustande profitiert die Stadt durch höhere Grundsteuereinnahmen und - falls dadurch Fachkräfte nach Meschede ziehen - von deren Einkommensteueranteilen.
Das kommunale Bodenmanagement würden einmalige Erträge durch den Verkauf der Grundstücke in die Kasse spülen. Im Gegenzug müsste die Stadt neue Erschließungsanlagen dauerhaft unterhalten.
Für die Ökobilanz sieht auch die Stadt Nachteile: Die Inanspruchnahme von Wald für Bauzwecke sei unter klimatischen Aspekten äußerst negativ zu bewerten, da Wald als CO2-Speicher dient. Ein Baugebiet am Stadtrand und in einer solchen Höhenlage löst zudem Verkehre aus, da – bis auf die nahe liegenden Schulen – alle Infrastruktureinrichtungen nur mit dem Pkw zu erreichen sind.
„Demgegenüber würde die Ansiedlung von Fachkräften die nicht mehr zum Arbeitsort pendeln, den Verkehrsaufwand reduzieren.