Meschede. Praxisnachfolge ist in Meschede oft ein schwieriges Thema. Hier ein Beispiel, bei dem es gut geklappt hat.

Praxisnachfolge ist für Ärzte oft kompliziert. Wer in Rente gehen will, hat gerade im Sauerland Probleme einen Nachfolger zu finden. Deshalb sind Dr. Axel Koppermann (63) und Thomas Hermann (31) sehr zufrieden. „Bei uns beiden passte es gerade zu 100 Prozent. Dr. Koppermann hat jemanden gesucht, der seine Praxis nach 37 Jahren übernimmt, und ich habe eine Praxis gesucht, die ich übernehmen kann.“ Dabei halfen Sauerländer Kontakte.

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Sauerländer Kontakte

„Mein Vater, der als Gynäkologe im Briloner Krankenhaus arbeitet, ist mit Dr. Z. befreundet“, erzählt Hermann. Der Mescheder Gynäkologe Henrik Zieleniecki wusste, dass Dr. Koppermann auf absehbare Zeit aufhören wollte. „Und dann ging alles sehr schnell. Im September 2018 habe ich mich hier vorgestellt und im Januar angefangen.“

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Zwei Jahre arbeitete der junge Zahnarzt nun schon als Angestellter bei seinem Senior-Chef, seit Januar ist Koppermann für weitere zwei Jahre Angestellter beim Junior. „So hatte ich mir eine Praxisübernahme gewünscht“, berichtet der 31-Jährige, der auch alle fünf Zahnmedizinischen Fachangestellten übernimmt. „Ich freue mich wirklich wahnsinnig, mit diesem Team die nächsten Jahre zusammenzuarbeiten.“ Zuvor war Hermann zwei Jahre Assistenzarzt bei Dr. Jens Walters in Brilon. „Dort wäre es nicht möglich gewesen, als Partner einzusteigen.“

Thomas Hermann bei der Arbeit am Patienten.
Thomas Hermann bei der Arbeit am Patienten. © Brigitta Bongard

Der Werdegang

Thomas Hermann machte 2009 sein Abitur am Gymnasium Petrinum. Doch für ein Zahnmedizinstudium in Deutschland reichte der Abschluss nicht. Was tun? Hermann, dessen Eltern als Spätaussiedler 1990 aus Polen nach Deutschland kamen, entschloss sich, es in Oberschlesien zu versuchen. Er studierte in Kattowitz (Katowice) und Hindenburg (Zabrze).

„So konnte ich mir ein paar Wartesemester sparen und studierte an der gleichen Uni, an der mein Vater studiert, meine Mutter als Dozentin Englisch unterrichtet hatte und meine Großmutter Sekretärin war.“ Doch dafür musste er erstmal Polnisch lernen. Dann allerdings startete der junge Mann durch und schaffte sein Studium in der Regelstudienzeit, „als erster Ausländer“, erzählt er stolz.

Die Rückkehr ins Sauerland

Während viele junge Sauerländer mit Abschluss des Studiums erst mal weiter die Großstadt genießen wollen, zog es Thomas Hermann direkt zurück ins Sauerland. Er nennt zwei gute Gründe: „Weil meine Eltern nach wie vor in Brilon leben, und weil Großstädte nichts für mich sind. Alles ist so hektisch, anonym und unpersönlich. Da schätze ich das beschauliche und deutlich familiärere Sauerland mehr.“

Zahnarzt Thomas Hermann rechts mit seinem Praxisteam und seinem  jetzt angestellten Vorgänger Dr. Axel Koppermann (links).
Zahnarzt Thomas Hermann rechts mit seinem Praxisteam und seinem jetzt angestellten Vorgänger Dr. Axel Koppermann (links). © Brigitta Bongard

Der Blick in die Zukunft

Thomas Hermann ist sicher, dass er auch in Zukunft in einem wachsenden Team arbeiten will. „Auf Dauer werden kleine Praxen, so wie unsere größer werden müssen. Allein ist das kaum zu schaffen.“ Die Tendenz gehe weg von kleinen Einzelpraxen. Im Studium hat er zudem erlebt, wie die Frauen an den männlichen Kollegen vorbeizogen. „Von 108 Absolventen waren 85 Frauen“, erzählt er. „Sie sind fleißiger und sie machen die besseren Abschlüsse. Doch dann legen sie andere Schwerpunkte.“ Deshalb fänden sich nur wenige Frauen, die allein eine Praxis übernähmen. „Sie arbeiten zumindest in der Familienphase lieber Teilzeit und das will ich ihnen in Zukunft ermöglichen.“

Hermann schätzt an seinem Beruf, dass er Menschen helfen kann. Regelmäßig übernimmt er auch Hausbesuche in den Altenheimen. „Und wenn jemand mit einer dicken Backe zu mir kommt, mit Schmerzen und Angst vor dem Zahnarzt und er schon wenig später schmerzfrei nach Hause geht und gemerkt hat, dass Zahnbehandlungen heute nicht mehr weh tun müssen. Das freut mich einfach.“

Corona und die Zahnmedizin

Der junge Arzt erlebte den Patienten-Einbruch im ersten Corona-Lockdown. „Damals sind viele Patienten aus Angst zu Hause geblieben und auch wir haben anfangs unsere Prophylaxe ausgesetzt.“ Mittlerweile ist er überzeugt: „Unsere Schutz- und Hygienemaßnahmen sind so gut. Sich hier anzustecken ist quasi unmöglich.“ Und er weiß auch, wer seinen Zahnarztbesuch in Corona-Zeiten verschiebt, verschenkt Teile des Bonus, den die Krankenkassen bei Zahnersatz zahlen. „Die sind da rigoros.“