Meschede. Mehrmals täglich hat Monika Cordes versucht, einen Impf-Termin zu vereinbaren. Und war erfolgreich, als sie so gar nicht damit gerechnet hat...

Friedel und Monika Cordes sind 92 und 91 Jahre alt und gehören damit zur Priorisierungsgruppe eins bei der Corona-Impfung. So hat Monica Cordes seit die Telefonleitungen für die Impftermine der KVWL (Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe) am 25. Januar freigeschaltet wurden versucht, einen Termin im Impfzentrum des Hochsauerlandkreises zu bekommen. Und war nach über vier langen Wochen und unzähligen Anrufen zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit erfolgreich.

„Wir haben noch Aufgaben zu erfüllen“

Wenn Monika Cordes von ihrer Impf-Odyssee berichtet, vermittelt nichts, aber auch gar nichts den Eindruck, dass die Meschederin, die gemeinsam mit ihrem Mann ein Bauunternehmen geführt hat, dass die Familie heute noch besitzt und verpachtet, die Organisation der Impfung auch nur ansatzweise überfordert haben könnte. Ganz im Gegenteil. Sie erzählt nebenbei davon, wie sie sich ganz selbstverständlich auch mit über 90 Jahren noch um die Angelegenheiten der Mietshäuser ihrer Familie kümmert und die Geschäfte stets im Blick hat: „Wir vermieten neun Häuser in Meschede und da macht man natürlich auch mal schlechte Erfahrungen. Erst letztes Jahr sind Mieter plötzlich und ohne Schlüsselübergabe verschwunden und haben das Haus so hinterlassen, dass wir dort viel Geld in die Renovierung investieren mussten.“

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Dass sie nun so lange auf einen Impftermin warten musste, verärgert die 91-Jährige gerade aus diesen Gründen. „Wir sind zwar schon über 90 aber wir haben im Leben noch ein paar Aufgaben zu erfüllen. Unter anderem eben die Vermietung“, sagt sie. Auch wenn ihr unter anderem eine Hüft- und eine Rücken-OP inzwischen den Pflegrad drei beschert hätten, sei sie froh und dankbar, dass sie sich sonst noch sehr fit fühlt. „Ich sag immer, der Herrgott möge mir bitte meinen Verstand lassen, das ist die Hauptsache.“

„Ich habe mich vernachlässigt gefühlt“

Nun ausgerechnet an der Vereinbarung eines Impftermins zu scheitern, wurmte Monika Cordes umso mehr. Zuletzt habe sogar ihre Schwiegertochter ihre Hilfe angeboten und parallel versucht, einen Termin zu vereinbaren, doch auch diese Anrufe endeten damit, dass keine Termine verfügbar seien.

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„Dabei habe ich jeden Morgen als erstes bei der Nummer angerufen und es zusätzlich immer wieder probiert, wenn ich im Laufe des Tages daran gedacht habe oder am Telefon vorbeigelaufen bin. Zwischenzeitlich habe ich mich wirklich vernachlässigt gefühlt. Da kommt ein Brief vom Landrat und wochenlang geschieht nichts“, berichtet die 91-Jährige davon, wie sie geschlagene 31 Tage damit beschäftigt war, ihrer und der Impf-Einladung ihres Mannes nachzukommen.

Höchstens 1600 Impftermine täglich

Wie es sein kann, dass schon am Morgen - um acht Uhr öffnet die Hotline - keine Impftermine mehr zur Verfügung stehen, erklärt Andreas Daniel von der KVWL auf Anfrage dieser Zeitung: „Grundsätzlich werden immer um Mitternacht höchstens 1600 Impftermine freigeschaltet. Die Chancen, einen Termin zu bekommen, sind dann online und am frühen Morgen telefonisch natürlich am höchsten.“

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Monika Cordes war jedoch plötzlich, und nach all der Zeit auch völlig unerwartet, am 24. Februar gegen 21 Uhr erfolgreich. „Ich dachte mir, versuch es noch einmal kurz bevor die Leitungen um 22 Uhr geschlossen werden. Und dann wurden mir tatsächlich Impftermine für mich und meinen Mann angeboten. Die erste Impfung bekommen wir am 9. März um 18 Uhr und 18.15 Uhr. Die zweite findet zwar an einem Tag statt, jedoch hat einer von uns um 12 Uhr mittags und einer um 18 Uhr abends den Termin.“ Das sei zwar recht unpraktisch, darüber beschweren möchte sich die Meschederin aber nicht.

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Dass Monika Cordes und ihr Mann wie auch andere impfberechtigte Personen über 80 so lange auf ihren Termin warten mussten oder es noch müssen, bedauere auch die KVWL sehr. Andreas Daniel versichert jedoch, dass wirklich jeder, der jetzt Anspruch auf einen Impftermin hat, auch innerhalb des Impfzeitraums der Priorisierungsgruppe eins geimpft wird. An den Modalitäten des „Schlüsselochs“ zwischen Terminvereinbarung und Impfung sei aktuell aber nichts zu ändern.

>>> Wer zuhause gepflegt wird, wartet lange auf die Impfung

  • Neben den über 80-Jährigen, die aktuell versuchen, einen Impftermin zu bekommen, müssen sich auch diejenigen noch gedulden, die pflegebedürftig und nicht mobil im eigenen Zuhause leben.
  • „Diese Gruppe muss leider noch warten, bis auch Hausärzte gegen Corona impfen dürfen“, weiß Andreas Daniel von der KVWL.
  • Bislang wird nur in den offiziellen Impfzentren Städten geimpft

Sollten auch Sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben, freuen wir uns auf ihre Schilderungen in einem Leserbrief an Westfalenpost Meschede, Winziger Platz 14, 59872 oder meschede@westfalenpost.de


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