Meschede. Ralf Becker fährt Linienbus - eigentlich ist er für Fernreisen zuständig. Wie Corona seinen Alltag verändert hat und wieso er sich sicher fühlt.

Ralf Becker schaut sich genau um, auch wenn er durch vertraute Gefilde fährt. Denn obwohl der Mescheder als Busfahrer arbeitet, ist er nicht so oft in seiner Heimat unterwegs. Eigentlich steuert er die großen Reisebusse durch ganz Europa, bedingt durch die Corona-Pandemie ist er aktuell aber als Fahrer im Personennahverkehr gefragt. Große Sorgen, dass er sich im ständigen Kontakt mit Fahrgästen mit dem Virus anstecken kann, hat er nicht.

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Grevenstein statt Norwegen

Eher sei die Situation ungewohnt für Ralf Becker. Damit ist nicht der Fakt gemeint, dass er hinter einer Plexiglasscheibe getrennt zu den Fahrgästen sitzt. Auch nicht, dass die Fahrgäste mit medizinischen Masken in seinem Bus sitzen, es sind die Ziele. „Ich würde gerne mal wieder nach Norwegen fahren, so ist es eben Grevenstein“, sagt Ralf Becker. Seit knapp einem Jahr ist der bei der Firma Knipschild Reisen angestellte Busfahrer im Linienverkehr unterwegs – Busreisen ins Ausland gibt es seit Pandemie-Beginn nicht mehr. Also fährt Becker auf der Linie C4. „Es ist deutlich weniger zu tun, als im Regelbetrieb“, weiß er von seinen Kollegen.

Eine Plexiglasscheibe trennt Ralf Becker von den Fahrgästen - er fühlt sich sicher.
Eine Plexiglasscheibe trennt Ralf Becker von den Fahrgästen - er fühlt sich sicher. © Brigitta Bongard

Die vor der Pandemie besser genutzten Busse sind aktuell nur bei einer Auslastung von 60 bis 70 Prozent. „Es sind deutlich weniger Fahrgäste unterwegs“, berichtet auch Annette Zurmühl von der RLG. Das habe natürlich den positiven Effekt, dass mehr Abstand zwischen den einzelnen Fahrgästen herrscht. Doch das sei auch sonst möglich, lediglich während der Stoßzeiten in der Schulwoche seien die Busse gerammelt voll. Aber auch wenn die Schüler an der kommenden Woche wieder in den Schulen präsent sein dürfen, erwarte man bei der RLG keine überfüllten Busse mit einem hohem Infektionsrisiko: „In Abstimmung mit den Schulämtern hat die RLG während der Schulzeiten in einigen Bereichen mehr Fahrzeuge eingesetzt“, sagt RLG-Sprecherin Annette Zurmühl.

Kein Grund zur Sorge also? Bei Fahrer Ralf Becker habe sich die anfängliche Angst vor einer Infektion ohnehin schon gelegt. Nicht, weil er das Virus auf die leichte Schulter nimmt oder gar an eine Verschwörung glaubt. Becker fühlt sich sicher in den Bussen, die täglich in Kooperation mit einer Reinigungskraft desinfiziert werden. Er selbst sitzt hinter einem Spuckschutz aus Plexiglas, die Fahrgäste tragen Masken. Für die meiste Beruhigung sorgt bei Becker aber die Lüftung der Fahrzeuge. „Bei uns kommt von den Fahrgästen nichts an“, sagt er.

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Keine infizierten Busfahrer

In seinem Kollegenkreis habe sich noch keiner mit dem Virus angesteckt, seine Chefin Sabine Knipschild bestätigt das. „Es gab bisher lediglich einen Fahrer, der sich im Urlaub angesteckt hat und dann zur Sicherheit aller der Arbeit ferngeblieben ist“, sagt die Geschäftsführerin der Knipschild Reisen GmbH. Allein dieser Fakt zeige Ralf Becker, wie sicher die Fahrt im ÖPNV sei. „Das wundert mich selbst ein wenig“, sagt er. „Wir fühlen uns aber sicher.“ In den zumeist leeren Bussen bestehe kaum ein Ansteckungsrisiko, oft säßen gerade einmal 15 Fahrgäste in der Spitze in seinem Fahrzeug – in dem bis zu 70 Personen Platz finden könnten. Nur im Stadtverkehr sei manchmal mehr los, dann aber sind die Fahrgäste meist nicht lange im Bus.

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