Freienohl. Katy Wasnick führt „Classic Nails“ seit 22 Jahren. So schlecht wie in der Corona-Zeit ging es ihr nie. Wie sie sich nun halbwegs über Wasser hält.

Katy Wasnick hat diesen Februar als Inventurhelferin gearbeitet. Weil sie verzweifelt ist. Seit über drei Monaten darf die Nageldesignerin ihren Beruf nun nicht mehr ausüben. Nach 22 Jahren Selbstständigkeit.

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„Ich war mit eine der ersten hier in der Gegend“, sagt sie, als sie von ihrem Job erzählt, der für sie gleichwohl nötige Einkommensquelle aber auch Leidenschaft bedeutet. Viele Kundinnen zähle sie inzwischen zu ihren Freunden oder Bekannten. Sehen kann sie seit Anfang November keine mehr von ihnen. Seither steht ihr Studio, das sie im Haus ihrer Eltern anmietet, leer. Vorwürfe möchte sie niemandem machen, schon gar nicht den Politikern, in deren Haut sie keinesfalls stecken möchte, sagt sie. Fair behandelt fühlt sich die 48-Jährige dennoch nicht.

Das Nagelstudio „Classic Nails“ in Freienohl steht seit Lockdown-Beginn Anfang November 2020 leer.
Das Nagelstudio „Classic Nails“ in Freienohl steht seit Lockdown-Beginn Anfang November 2020 leer. © privat

Als Alleinstehende ist Katy Wasnick auf ihren Verdienst im Nagelstudio angewiesen. „Ich arbeite und wohne zwar in einem Haus, das meinen Eltern gehört, zahle aber normalerweise für die privaten, wie die geschäftlichen Räume Miete“, erklärt sie. Normalerweise sei das auch kein Problem. Aber seit Pandemie-Beginn hatten die Nagelstudios in NRW bereits fünf Monate geschlossen. Fünf Monate ohne Einnahmen und noch immer keine Aussicht auf Besserung. Ganz im Gegenteil. „Ich habe im Frühjahr zwar die Soforthilfe bekommen, aktuell steht aber noch im Raum, ob ich einen großen Teil davon wieder zurückzahlen muss.“

Das liege daran, dass sie nach der Wiedereröffnung unermüdlich gearbeitet habe und der Juni 2020 auf dem Papier schlichtweg zu gut aussah. „Dass ich im Juni rund um die Uhr gearbeitet habe und dadurch im Juli natürlich wieder weniger Kundinnen da waren, wird einfach nicht berücksichtigt“, so die verzweifelte Nageldesignerin, der ihre Eltern aktuell die Miete erlassen. Eine Antwort darauf, was Katy Wasnick ohne ihre Eltern tun würde, fällt kurz und tragisch aus: „Ohne sie ginge es nicht.“

Die Hoffnung verloren

Und auch die Hoffnung, zeitnah wieder eröffnen zu dürfen, habe sie bereits im Dezember aufgegeben: „Ich bin nervlich sicherlich etwas durch, aber daran, dass wir im Februar wieder eröffnen können, habe ich schon Ende letzten Jahres nicht mehr geglaubt. Aktuell darf man nur eine weitere Person treffen, Schulen und Handel sind geschlossen, da werden wohl jetzt kaum als erstes die Nagelstudios wieder öffnen dürfen“, sagt Wasnick, die findet, dass ihre Branche im Krisenmanagement stets stiefmütterlich behandelt wird. „Das liegt natürlich auch daran, dass wir noch immer kein anerkannter Beruf sind.“ Sie habe Verständnis dafür, dass andere Branchen, wie die Friseure, sich ebenfalls über die aktuelle Situation beklagen, jedoch hätten diese ja noch nicht so lange geschlossen, wie die Nageldesigner oder Gastronomen.

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Es soll ohne staatliche Hilfe klappen

Aus lauter Verzweiflung und finanziellen Sorgen, hatte sie sich vor einigen Wochen auf den Weg zum Sozialamt gemacht, um als Solo-Selbstständige eine Grundsicherung zu beantragen. Zur Abgabe des Formulars ist es jedoch nie gekommen, das habe sie einfach nicht über sich bringen können: „Ich bin im Sozialamt wirklich zusammengebrochen, den Gedanken, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, habe ich nicht verkraftet. Dabei war die Mitarbeiterin, mit der ich zu tun hatte, wirklich unglaublich nett und hat sich um mich gekümmert. Ich habe später auch noch einmal angerufen und mich bedankt“, berichtet die Freienohlerin. Nach diesem Erlebnis und einem Gespräch mit ihren Eltern war schließlich klar: Sie wird es ohne Grundversorgung versuchen. Mit Hilfe ihrer Eltern und mit gelegentlichen Nebenjobs, wie die Arbeit als Inventurhelferin.

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Denn was Katy Wasnick auf keinen Fall möchte, ist als jammernde Unternehmerin wahrgenommen zu werden. „Ich möchte auf die furchtbare Lage unserer Branche aufmerksam machen. Aber natürlich ist mir bewusst, dass wir es gerade alle nicht leicht haben. Und ich wünsche wirklich jedem Händler und jedem Gastronom, dass er alsbald wieder öffnen darf. Bis dahin sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, dass wir es hier im Sauerland immer noch verdammt gut haben.“

>>> Bußgelder bei illegalen Dienstleistungen

  • Aktuell hört oder liest man von häufiger von illegalen Dienstleistungen im Bereich der Friseure oder Nageldesigner während des Lockdowns. Werden diese bekannt, droht jedoch eine hohe Strafe.
  • Laut Paragraph 12 der Corona Schutzverordnung sind 1.000 Bußgeld zu bezahlen, wenn eine Dienstleistung angeboten wird, bei der der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht gewährleistet ist.
  • Darunter fallen auch illegale Angebote im Bereich Nageldesign.