Nuttlar. Die höchste Autobahntalbrücke in NRW ist zum neuen Wahrzeichen Nuttlars geworden. Derweil wartet man im Ort auf die nächste Großbaustelle.

„Schon ein Jahr ist das her?“ Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer ist ein wenig erschrocken darüber, wie schnell die Zeit vergangen ist – und die A 46 bei seinem Dorf jetzt doch schon über ein Jahr in Betrieb ist. Nach den langen Jahren der Baustellentätigkeit ist Alltag eingekehrt.

Nuttlar gibt der mit 115 Metern höchsten Brücke in NRW ihren Namen. Man habe sich an den Anblick gewöhnt, längst schaue man nicht mehr hinauf, sagt der Ortsvorsteher. Ein wenig stolz ist er schon auf dieses neue Wahrzeichen: „Wenn man schon so eine hohe Brücke hat, dann ist es auch schön, wenn es eine Rekordbrücke ist!“

Er lobt auch ausdrücklich die Planer: „Man muss da ein Lob zollen. Man hat hier nicht nur einfach eine Brücke hingebaut, sondern es ist viel Wert auf die Optik gelegt worden. Dafür ist auch richtig viel Geld ausgegeben worden.“ Und das habe sich gelohnt, meint Markus Sommer: „Der Anblick kann sich sehen lassen: Das muss man auch einmal wohlwollend erwähnen. Eigentlich sind Autobahnbrücken ja nicht schön – aber diese ist es wenigstens.“

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Hoch hinauf zur Brücke haben die Nuttlarer eine Zeit lang geschaut – allerdings aus Sorge vor Lebensmüden, die auf die Straße darunter springen könnten. Diese Sorge sei aber vorbei, sagt er: „Die Angst ist nicht mehr da“, sagt er, nachdem der Landesbetrieb Straßenbau die A 46 mit Schutzgittern nachgerüstet hatte: „Mehr kann man nicht erreichen - so traurig das ist.“

Mit der Kamera begleitet

Markus Sommer kennt die Baustelle aus dem Effeff. Er hat die Fortschritte mit seiner Kamera begleitet – seit den ersten Arbeiten 2009. Tausende von Fotos, schätzt er, hat er in den zehn Jahren gemacht. Wofür, weiß er nicht so richtig: „Gute Frage…“ In seinen Jahresrückblicken für die Dorfgemeinschaft hat er sie in der Vergangenheit beispielhaft gezeigt. Aber er hat eben eine umfassende Dokumentation, wie sich Heimat hier verändert hat. Scherzhaft sagt er eine Verabredung in 25 Jahren zu: Noch seien eben die Eindrücke doch zu frisch, aber in 25 Jahren erinnere man sich eben nicht mehr an so vieles. Wobei, Veränderungen geschehen doch schnell, hat er im Autobahnumfeld bemerkt: „Die Natur holt sich die Landschaft schnell zurück: Man sieht kaum noch, wo die Baustellen waren. Es ist dort grün geworden.“

„Ach, da wo die hohe Brücke ist…“

Von 2010 bis 2014 hat der Bau der Talbrücke Nuttlar gedauert.
Von 2010 bis 2014 hat der Bau der Talbrücke Nuttlar gedauert. © Archiv

Nuttlar und die Talbrücke werden inzwischen schon miteinander assoziiert. Auch Markus Sommer wird häufig darauf angesprochen, wenn er sagt, er komme aus Nuttlar: „Ach, da wo die hohe Brücke ist…“ Die A-46-Brücke sei inzwischen ein Synonym für Nuttlar geworden – so wie früher das Bergrennen und die Brennerei Alter Schneider. Sommer gesteht übrigens, selbst eher selten die Autobahn zu nutzen: „Eigentlich nie!“ Er muss zur Arbeit nach Sundern fahren, für ihn wäre es ein Umweg von sechs Kilometern – „frühmorgens bin ich durch Velmede und Bestwig schon immer schneller gewesen.“

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Ob der Verkehr in Nuttlar nach der Eröffnung der A 46 zugenommen hat, dafür fehlen Markus Sommer die belastbaren Zahlen. Er wartet die Ergebnisse einer Verkehrszählung ab. Schon vor der Eröffnung hatte der Landesbetrieb davon gesprochen, dass mehr Autos zu erwarten seien. „Ich gehe auch davon aus, dass es mehr geworden sind – das berichten mir zumindest andere Nuttlarer“, sagt er. Denn eine neue Autobahn zieht neuen Verkehr an, in diesem Fall auf der Landstraße 776 als Nord-Süd-Verbindung. Deshalb wartet der Ortsvorsteher auf eine neue Baustelle: „Händeringend“, so Sommer, warte man in Nuttlar darauf, dass die L 776n als Umgehungsstraße gebaut werde – wie es auch versprochen ist.

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Eigentlich sollte die L 776n fertig gestellt sein, wenn die A 46 eröffnet würde. Zwischendurch aber hatten sich in NRW die Prioritäten verändert: Der Landesbetrieb Straßenbau hatte plötzlich viele alt gewordene Autobahnbrücken neu zu planen. Sommer ist aber in Kontakt mit dem Landesbetrieb – und glaubt auch weiterhin an die neue Straße: „Zur Abrundung der Verkehrssituation würde die L 776n dazugehören. Wenn man sich die Karte anschaut, dann endet die A 46 ja jetzt im Nirwana.

Für die Nord-Süd-Verbindung fehlt etwas. Für die B 7n als Fortsetzung der Autobahn ist nicht einmal die Trassenführung klar – da sprechen wir über Jahrzehnte, auch wenn es nur eine Bundesstraße ist. Bei der L 776n ist die Trassenführung aber im Wesentlichen klar.“ Er ist deshalb zuversichtlich, dass es irgendwann wieder eine Großbaustelle bei Nuttlar geben wird.

  • Gebaut wurde die Talbrücke vom Bauunternehmen Max Bögl aus Köln.
  • Die Baukosten liegen bei 45 Millionen Euro.
  • Spatenstich für den Autobahnabschnitt war am 4. September 2009, die Brücke selbst wurde von 2010 bis 2014 gebaut.
  • Die Brücke ist 660 Meter lang, an ihrer höchsten Stelle überbrückt sie mit 115 Metern den Schlebornbach.