Nuttlar. Die Tankstellen werden die Verlierer der neuen A46 sein, hat es immer geheißen. Stimmt das? Ein Besuch bei der Avia in Nuttlar.

Weniger Autos auf der Bundesstraße in der Gemeinde Bestwig, heißt weniger potenzielle Tankkundschaft für die Tankstellen entlang der Ortsdurchfahrt. „Im Prinzip ist das ja eine ganze einfache Rechnung“, sagt Christoph Mikus als Betreiber der Avia in Nuttlar. Aber ganz so einfach ist es am Ende dann doch nicht.

Die Tankstellen werden nach der Eröffnung der neuen A46 die großen Verlierer sein, hatte es im Vorfeld immer geheißen. Als Verlierer sieht sich der erfahrene Geschäftsmann allerdings keineswegs. Denn so einfach wie die Rechnung klingen mag - so gut konnte man sich im Vorfeld darauf einstellen. Und genau das hat Mikus getan. Die ersten Weichen für die Zeit nach der Freigabe der A46 hat er an seiner Avia-Tankstelle in Nuttlar bereits vor rund zehn Jahren gestellt: „Als klar war, dass die Autobahn kommen wird, haben wir unseren Bistrobereich massiv ausgebaut.“ Mit Erfolg. Mit großem Erfolg!

Zusammenarbeit macht sich bezahlt

„Wenn nicht gerade Corona wäre, ist hier eigentlich immer was los“, sagt der 56-jährige Mikus, der die Avia in Nuttlar inzwischen bereits seit 21 Jahren betreibt. Der Bistro-Bereich fange einiges auf, von dem was an tankenden Kunden fehle. Hier mache sich vor allem auch die Zusammenarbeit mit der Fleischerei Fischer aus Nuttlar bezahlt. Denn die Zeit, in der an Tankstellen eine „Heiße Hexe“ in die Mikrowelle geschoben wird, ist längst vorbei. Beim Essen an der Nuttlarer Avia geht es nicht nur ums schlichte Sattwerden, sondern auch um den Genuss - unter anderem mit Mettwürstchen, Frikadellen, Mett, Spießbraten, Kasseler und Gyrossuppe. Natürlich mache es sich bemerkbar, dass seit der A46 weniger Autofahrer zum Tanken vorbeikommen, sagt Mikus.

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Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass ein Tankstellenbetreiber an jedem Snickers mehr verdiene als an einer Tankfüllung. Insofern müsse man auch völlig unabhängig von der A46 immer wieder neue Ideen entwickeln. Dazu zählt auch die Investition in die Waschanlage, die in diesem Jahr noch einmal erweitert werden soll. Und in diesem Bereich, habe sich die A46 dann auch für ihn bezahlt gemacht, sagt Mikus. „Weil du jetzt quasi in zwei Minuten von Bestwig in Nuttlar bist, haben wir viele neuen Kunden hinzubekommen“, freut er sich und ergänzt: „Waschen und Backen sind eigentlich die Fixpunkte“, auf die es bei uns ankommt.

Beliebter Treffpunkt in der Gemeinde

Ohne Bistro und ohne Waschanlage sei die Situation sicherlich schwieriger. Über Jahre habe er gemeinsam mit seinem Team - dem er an der dieser Stelle ausdrücklich ein großes Dankeschön aussprechen möchte - daran gearbeitet, dass seine Tankstelle zu einem beliebten Treffpunkt in der Gemeinde geworden ist, der eben nicht nur angefahren werde, um sich den Tank vollzumachen.

Etwa die Hälfte seiner Kunden, so schätzt Mikus, komme gar nicht, um zu tanken. Ein weiterer cleverer Schachzug von Mikus war vor ein paar Jahren die Übernahme der Avia-Tankstelle in Assinghausen. „Dort macht meine Lebensgefährtin Silke mit ihren beiden Töchtern Jana und Sarah einen Super-Job“, lobt Mikus. Assinghausen sei quasi das zweite Standbein, sagt der 56-Jährige. Touristen, die auf ihrem Weg nach Winterberg oder Willingen über die A46 an der Gemeinde Bestwig und damit an seiner Tankstelle in Nuttlar vorbeifahren, kommen so wenigstens in Assinghausen vorbei.

Erweiterung geplant

„Eigentlich müssten wir dort dringend erweitern, momentan scheitert das aber an den erforderlichen Genehmigung.“ Aber auch hier wolle er am Ball bleiben, ebenso wenn es darum geht, neue Ideen für seine Tankstellen zu entwickeln. Zuletzt hat die Deutsche Avia vier künftige Standorte für neue E-Schnellladesäulen ausgelotet. Mikus‘ Tankstelle in Nuttlar hat einen Zuschlag bekommen. „Und dabei handelt es sich um eine ganz ordentliche Investition“, weiß der 56-Jährige.

Das zeige, dass auch die Avia weiterhin an den Erfolg des Standortes in Nuttlar glaube. Mikus tut das sowieso. Und deshalb hat er viele weitere Ideen. Eine größere, die aber leider noch nicht spruchreif sei und viele kleinere. „Bei einer davon wird es aber wohl leider bei der Idee bleiben“, sagt er und lächelt müde. Geplant hatte er für dieses Jahr eine Fahrradwaschanlage und eine Fahrradstation. „Aber das hat sich mit der unnötigen Verlegung des Ruhrtalradweges wohl erledigt“, sagt Mikus.

Hintergrund

Neben der Avia in Nuttlar mit sieben Festangestellten und der Avia in Assinghausen mit zwei Festangestellten betreibt Christoph Mikus auch eine Avia-Tankstelle bei den Karl-May-Festspielen an der Bundesstraße in Elspe. Dort ist ein weiterer Festangestellter beschäftigt. Hinzu kommen jede Menge Aushilfen. -Mikus’ Sohn Kevin hat vor wenigen Wochen an der Bundesstraße in Velmede die Esso-Tankstelle übernommen.