Meschede. Seit neun Jahren planen Frauen in Meschede einen Beginenhof. Jetzt scheint er endlich Realität zu werden.
Jetzt geht es doch endlich mit dem Beginenhof voran. Nach dreijährigen Planungen soll bis Ende diesen, spätestens Anfang des nächsten Jahres das Haus an der Überhenne abgerissen werden; auf dem dann frei werdenden Doppelgrundstück entsteht das Frauen-Wohnprojekt mit historischen Wurzeln.
Die Geschichte des Beginenhofes in Meschede geht weiter zurück als die ersten Planung an der Beringhauser Straße. Seit 2011 plant ihn ein Team um Ingrid Wiechert und Christel Hauert. In einer eigenen Immobilie sollten ausschließlich Frauen in angemieteten Wohnungen zusammenleben. Diese wollen sich gegenseitig als Nachbarinnen unterstützen. „Das soll nicht heißen, dass die Jungen die Alten pflegen sollen“, erklärt Ingrid Wiechert, die Vorsitzende des Beginenvereins, „aber dass man aufeinander achtgibt und das Haus gemeinsam verwaltet, ähnlich wie es aktuell im Rinschen Park, dem Wohnprojekt der Siedlungs- und Baugenossenschaft passiert.“
Dort hatten die Beginen auch mal unterkommen wollen, doch sie stiegen aus, weil ihnen unter anderem die Mieten zu hoch erschienen. Im Anschluss suchten sie weiter nach einem Investor. Sie fanden ihn in den Brüdern Jörg und Frank Hohmann. „Wir finden die dahinter stehende Idee unterstützenswert“, erklärt Jörg Hohmann. Die Geschäftsführer der Mescheder Firma ITH haben eine eigene Immobiliengesellschaft, die auch Träger der Baumaßnahme ist. Dort begannen vor drei Jahren die ersten Planungen. Jörg Hohmann: „Nach der Vorstellung im Bauausschuss mussten zunächst die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Der Vorlage des Planungsamtes stimmte der Rat der Stadt damals mit großer Mehrheit zu.“
Im Anschluss hätten dann diese Pläne mehrmals überarbeitet und angepasst werden müssen. „Erst in diesem Jahr konnte wir mit der Änderung von Besitzverhältnissen die abschließende Planung erstellen.“ Der Bauantrag für das Objekt soll in Kürze bei der Stadt gestellt werden. „Er steht in enger Abstimmung mit dem Abriss.“ Zuletzt hatten Nachbarn sich noch über den Schandfleck aufgeregt. Die Investoren rechnen mit einer Bauzeit von ca. 18 Monaten.
Es sollen nun zwei Gebäude zwischen Beringhauser Straße und Überhenne nach neuestem energetischen Standard entstehen. Zwischen beiden bleibt ein grüner Innenhof. Eventuell, so Jörg Hohmann, werde der Weg zwischen beiden Häusern auch überdacht. Klar ist, im Gebäude Beringhauser Straße wird ein Gemeinschaftsraum errichtet, der für Veranstaltungen des Beginenvereins genutzt werden kann. „Der wird nicht sehr groß“, erklärt Ingrid Wiechert. Sie kann sich darin kleinere Konzerte oder Lesungen vorstellen. „Wenn wir als Verein mehr Platz brauchen, können wir auch die Alte Synagoge oder das Evangelische Gemeindehaus nutzen, die ja beide von dort fußläufig zu erreichen sind.“
Sieben Wohnungen
Das Projekt ist klein: Sieben Wohnungen in der Größe zwischen 55 und 80 Quadratmetern entstehen in beiden Häusern. Von den Wohnungen sind bereits drei reserviert und noch vier zu vermieten. Für die noch freien Wohnungen können sich alleinstehende Frauen oder auch alleinerziehende Frauen mit Kindern beim Beginenverein ab sofort bewerben. „Sie sollten bereit sein, sich auf die Gemeinschaft einzulassen“, erklärt Ingrid Wiechert. Auch eine Mitgliedschaft im Beginenverein ist Voraussetzung. Die Meschederin ist froh, dass es nun endlich weitergeht. Elf Jahre Planung sind eine lange Zeit.