Meschede. . Seit Sommer 2016 beleben Bewohner den Rinschen Park - mitten in der Stadt und doch mit viel nachbarschaftlicher Unterstützung wie in einem Dorf.

Sie sind angekommen - das merkt man, wenn man mit ihnen spricht, wenn man den vollen Terminkalender sieht und sich durch die neuen Wohnungen führen lässt. Im Juni 2016 sind 60 Männer und Frauen in die Wohnungen im Rinschen Park eingezogen. Und nein - das Vorzeigeprojekt der Siedlungs- und Baugenossenschaft ist kein Seniorenheim geworden. Die jüngsten Mieter sind 28 und ein junges Paar hat kurz nach dem Einzug den großzügigen Gemeinschaftsraum eingeweiht - mit seiner Hochzeit.

Wie leben die Menschen heute am Mühlenweg - in einem Haus, das wie ein kleines Dorf sein wollte - das berichten Mitglieder des Nutzer-Beirates. Nutzer - nicht Mieter. Der Unterschied? Wir sind unkündbar, betonen sie.

Gründe für den Umzug

Eingezogen sind viele Ältere, denen die Pflege des Eigenheims zu beschwerlich wurde. 16 Bewohner haben für den Umzug ihr Eigentum verkauft. „Unser Haus am Grassenberg lag direkt am Wald, da fühlte ich mich allein nicht mehr sicher“, sagt Resi Borgmeier. Im Rinschen Park ist das kein Problem. Es ist ja immer jemand da.

 Einen Schlüssel gibt es im Rinschen Park nicht mehr, die Bewohner öffnen ihre Türen mit einem Transponder.
Einen Schlüssel gibt es im Rinschen Park nicht mehr, die Bewohner öffnen ihre Türen mit einem Transponder. © Ute Tolksdorf

Claudia Richter entschied sich für den Umzug aus der Mietwohnung am Winziger Platz zwei Straßen weiter, „weil ich hier noch etwas mitgestalten wollte“. Auch das Thema Sicherheit nennt sie. „Im Bürohaus war nach 18 Uhr kaum noch jemand.“

Nachbarschaftshilfe

Hier ist das anders und alle genießen, dass sie die Stadt fußläufig erreichen können, dass die Wohnungen ohne Schwellen barrierearm gebaut sind. Sie haben sich bewusst für das Leben in Gemeinschaft entschieden. „Alle - auch die Jungen - sind bereit sich einbringen“ freut sich Veronika Scheele.

Im Innenhof wird bei gutem Wetter gegrillt..
Im Innenhof wird bei gutem Wetter gegrillt.. © Ute Tolksdorf

Braucht ein Mieter einen Bohrer - kein Problem, der Nachbar hat sicher einen und hilft auch gleich beim Anbringen der Lampe. Eine junge Frau hatte schon beim Einzug erklärt, sie werde die Hochbeete im Garten pflegen, „Das klappt wunderbar“, lobt Veronika Scheele. Auch für den Mülltonnendienst und fürs Schneeräumen haben sich Freiwillige gemeldet. Die jungen Mieter kümmern sich um Computerfragen und die Homepage und standen bei den Sommerfesten im Innenhof am Grill.

Vermietung und Bewirtung

Zwei Mieter übernehmen kleinere Hausmeistertätigkeiten, berichtet Manfred Breider. „Wird es schwierig, ist die Siedlung mit ihrem Hausmeisterdienst schnell zur Stelle.“

© Ute Tolksdorf

Ulla Jaschzurski kümmert sich um die Bewirtung im Gemeinschaftsraum, Claudia Richter und Veronika Scheele verwalten die Gästewohnung. „Sie steht erstmal allen Nutzern zur Verfügung“, erklären sie, „wenn zum Beispiel Kinder oder Freunde zu Besuch kommen.“ Aber über die Homepage kann sie auch von Genossenschaftsmitgliedern aus ganz Deutschland gemietet werden. Die Mieteinnahmen kommen der Gemeinschaft zugute. „Im Sommer war es zeitweilig richtig drubbelig“, erzählt Veronika Scheele.

Der großzügige Gemeinschaftsraum wird häufig genutzt.
Der großzügige Gemeinschaftsraum wird häufig genutzt. © Ute Tolksdorf

23 Anwärter auf der Liste

Auch ansonsten geben sich die Besucher die Klinke in die Hand, die Frauen vom Lenninghof, Kolpingsenioren, kfd - haben sich schon vor Ort informiert. 23 Miet-Anwärter stehen ganz konkret auf der Warteliste. Sollte etwas freiwerden, müssen sie sich wie bei einer WG-Bewerbung persönlich vorstellen. Die Hausgemeinschaft entscheidet, wer zu ihnen passt.

Veranstaltungen

Neben den Besuchen von außen zeigt der Veranstaltungskalender, dass das Haus auch im Innern sehr lebendig ist. Nach dem Motto „Alles kann, keiner muss“ gibt und gab es Filmabende, einen italienischen Abend, Klönnachmittage, Grillen, Grünkohl-Abende, ein Schützenfest und das gemeinsame Fußballgucken am Samstag. Dafür stehen Getränke in der Gemeinschaftsküche. Gezahlt wird auf Vertrauensbasis ein Euro pro Flasche. „Das funktioniert gut“, betont Manfred Breider. Auch dieser Gewinn fließt in die Hauskasse.

Das Atrium im RInschen Park.
Das Atrium im RInschen Park. © Ute Tolksdorf

Zusätzlich war die Nebenkostenabrechnung - „dank der hervorragend gedämmten Wohnungen“ beim ersten Mal so erfreulich niedrig, dass Jochen Borgmeier schon einen Fehler befürchtet hatte.

SBG als Vermieter

Auch Josef Lumme, Vorstand der Siedlungs- und Baugenossenschaft, erlebt den Rinschen Park unter den 1800 Wohnungen der SBG als eine besondere Gemeinschaft. „Wir haben die Mieter von Anfang an mitgenommen, von der Auswahl der Fliesen bis zur Öffnung von Wänden. Sie identifizieren sich dadurch viel stärker mit dem Haus und behandeln es auch entsprechend.“

Auf den großzügigen Fluren bleibt Platz für Gespräche.
Auf den großzügigen Fluren bleibt Platz für Gespräche. © Ute Tolksdorf

Gemeinschaft war von den ersten Ausschreibungen der Siedlung an gewünscht. Das zahlt sich offenbar jetzt auch dadurch aus, dass alle - ob sie 28 oder 90 Jahre alt sind aufeinander achten und an einem Strang ziehen. Und die breiten Flure, die großzügigen Gemeinschaftsräume tun ihr Übriges: „Hier ist soviel Platz“, sagt Claudia Richter, „da kann man immer mal mit jem

>>>HINTERGRUND
Kritik gab es zu Beginn an der Lage. Die Nähe zu Honsel und zur Feuerwehr wurden als kritisch gesehen. Doch die Mieter fühlen sich weder durch Lärm noch durch Geruch belästigt.

Im Gegenteil, die Nähe zur Feuerwehr war schon von Vorteil. Als ein Bewohner in einer Wohnung einen Topf auf dem Herd vergessen hatte, kamen die ersten Feuerwehrleute schon zu Fuß. Und die Probe des Musikzuges verfolgen die Bewohner gern von ihren Balkonen.

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andem auf einen Schwatz stehenbleiben ohne andere zu stören.“