Nuttlar/Meschede. Es ist seine Autobahn, auch wenn Richard Mede das nicht gern hört. Ein Jahr nach der A46-Eröffnung in Bestwig hat er immer noch Arbeit damit.
Neun Jahre lang stand sein Schreibtisch im Baubüro an der Briloner Straße in Nuttlar. Von hier aus war Richard Mede als Projektleiter des Landesbetriebs Straßenbau immer schnell vor Ort, wenn er auf der A46-Baustelle gefragt war. Inzwischen hat Mede sein Büro wieder in Meschede - und ein weiteres in Paderborn. Die A46 beschäftigt den 55-Jährigen allerdings immer noch.
Abrechnungen, Abwicklungen, Übergaben
Wer glaubt, dass mit der Freigabe des neuen Autobahnteilstücks Medes Job als Projektleiter erledigt war, der irrt gewaltig. Zwar ist er mit seinen Kollegen bereits im Sommer aus dem Baubüro in Nuttlar ausgezogen. Die Restabwicklung ziehe sich aber sicherlich noch bis weit ins kommende Jahr hinein, sagt Mede. Im Schnitt, so schätzt er, hängen auch heute noch immer rund 80 Prozent seiner Arbeitszeit mit der neuen Autobahn zusammen.
Abrechnungen, Abwicklungen, Übergaben, Absprachen mit der Flurbereinigsbehörde. Es sind vor allen Dingen formelle Sachen, die es Tag für Tag abzuarbeiten gilt. Die anderen 20 Prozent von Medes Arbeitskraft gehören seit Juni dieses Jahres dem geplanten Neubau der beiden Bundesstraße B64 und B83 in der Nähe von Höxter.
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Insgesamt ist ein Neubau über rund 15 Kilometer Streckenlänge geplant. „Der längste Neubauabschnitt -rund neun Kilometer- befindet sich im Planfeststellungsverfahren. Hier stecken wir gerade in der Bauvorbereitung und beabsichtigen einen Baubeginn möglichst zeitnah nach Erlangung des rechtskräftigen Planfeststellungsbeschlusses“, sagt Mede. Ein Termin könne derzeit jedoch noch nicht seriös genannt werden.
Die Neubaustrecke ist insgesamt zwar länger als der Neubau der A46, Talbrücken sind aber sind nicht vorgesehen. Neben mehreren Kreuzungen mit einer Bahn-Strecke seien die bereits laufenden Maßnahmen zum Umwelt- und Naturschutz sehr intensiv. Er habe die Hoffnung, dass dieses Projekt ebenso reibungslos verlaufe, wie der Bau der A46, ergänzt er und lacht.
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Derweil sind es neben vielen Formalitäten und jeder Menge Papierkram auch immer noch einige praktische Dinge, die im Zusammenhang mit dem Neubaus in Bestwig zu erledigen sind. Während der Verkehr seit nunmehr einem Jahr über die neue Strecke fährt, werden jenseits der Trasse immer noch die letzten Baustraßen zurückgebaut.
Inzwischen seien es allerdings nur noch Restarbeiten, die zu erledigen seien. Neben einigen Kleinigkeiten links und rechts der Fahrbahn, gehört auch die Herstellung von neuen Erschließungswegen für die Grundstückseigentümer noch zu den Aufgaben, die Mede betreut. Ende dieses Jahres, so ist das Ziel, soll alles was mit Wegebau und Straßenbau zusammenhängt, abgeschlossen sein.
Eingriff in die Natur
Und auch die Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen laufen noch. Soll heißen: Wegen des massiven Eingriffs in die Natur, der mit dem Bau einer Autobahn zwangsläufig verbunden ist, muss der Landesbetrieb an anderer Stelle durch Anpflanzungen neue Lebensräume und Nistplätze für die Tierwelt schaffen. So ist es gesetzlich vorgeschrieben. 95 Prozent dieser Maßnahmen finden im Umkreis von fünf Kilometern zur Autobahn statt, einige liegen sogar direkt neben der Trasse - und zwar ganz bewusst. „Es macht ja keinen Sinn, wenn wir hier den Eingriff in die Natur vornehmen und dann irgendwo in 50 KiIometer Entfernung neue Bäume pflanzen“, sagt Mede und schmunzelt.
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Während der Bauphase hatte Mede den Autobahnbau mal mit einem riesengroßen Puzzle verglichen - ein Puzzle, dessen Teile nicht alle in einem Karton parat liegen, sondern ein Puzzle, bei dem zehn Jahre lang immer wieder neue Teile hinzu gekommen sind. Teile, die manchmal problemlos gepasst haben und Teile, die Mede mit seiner Mannschaft erst passend machen musste. Die Freigabe der Strecke am 18. November 2019 war eines dieser Puzzlestücke - für die Bestwiger das größte und wichtigste von allen. Und auch für Mede als Projektleiter war der Festakt nach all den Jahren ein ganz besonderer Moment. Viele Menschen haben ihm dabei auf die Schulter geklopft.
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Heute - ein Jahr später - kann er seine privaten Fahrten über die neue Autobahn allerdings immer noch an einer Hand abzählen. „Diese Genugtuung hatte ich ja lange genug“, sagt er und lacht. Bei einer seiner letzten Motorradtouren durchs Sauerland hat der Borchener dann aber doch mal ganz bewusst einen kurzen Abstecher auf die A46 gemacht. „Seine“ A46 – auch wenn er das immer noch nicht gern hört.
- Der Bau der A46 in Bestwig samt Zubringer B480 war das bislang größte Projekt für Richard Mede beim Landesbetrieb Straßenbau.
- Als Projektleiter hatte und hat Mede auch die Gesamtfinanzierung für die Großbaustelle im Blick. Insgesamt 175 Millionen Euro hat der Bau der A46 gekostet.