Nuttlar. Die Eröffnung der A46 zwischen Velmede und Bigge steht bevor. Als Projektleiter hat Richard Mede alle Stufen des Autobahnbaus begleitet.

Richard Mede ist ein Profi. Ein Mann, der Gelassenheit nicht nur ausstrahlt, sondern sie lebt. Ein Mann, der stets den Überblick behält. Komme was wolle. All das sind Grundvoraussetzungen für den Job, den er in den vergangenen zehn Jahren gemacht macht: Projektleiter beim Bau der A46.

Einige sagen, Richard Mede sei der „Chef vom Ganzen“. Das ist er zwar, aber das hört der 54-Jährige eigentlich gar nicht so gerne. Er ist der Mann, bei dem in den vergangenen zehn Jahren alle Fäden zusammengelaufen sind, die mit der Baudurchführung zu tun haben. Und das sind eine ganze Menge. Richard Mede vergleicht das Mammutprojekt zwischen Velmede und Bigge mit einem riesengroßen Puzzle. „Am Ende muss alles zusammenpassen“, sagt er. Und es passt zusammen. Nur deshalb kann bald die von vielen ersehnte Freigabe des neuen Autobahnteilstücks erfolgen.

Der Beginn

Begonnen hat das A46-Puzzle für Richard Mede im September 2009, mit dem ersten Spatenstich. „Damals hatten wir noch keinen einzigen Quadratzentimeter Grund und Boden für den Weiterbau der Autobahn“, sagt er und schmunzelt.

Richard Mede ist der Projektleiter für den Weiterbau der A 46.
Richard Mede ist der Projektleiter für den Weiterbau der A 46. © Frank Selter

Während unmittelbar nach dem symbolischen Spatenstich als Vorbereitung der Umbau der Anschlussstelle Velmede erfolgt und die erste Baustraße entsteht, unterstützt Mede das Dezernat 33 der Bezirksregierung immer wieder bei den Grundstücksverhandlungen. Die Grundlage, damit überhaupt gebaut werden kann. „Niemand gibt natürlich gerne etwas von seinem Land ab“, sagt Mede. Er begleitet die Gespräche, erläutert die technischen Hintergründe und schafft so Verständnis bei den Eigentümern. „Obwohl die Verhandlungen unter zeitlichem Druck standen, damit zügig gebaut werden kann, haben wir uns dafür viel Zeit genommen, um Vertrauen zu schaffen“, sagt Mede rückblickend. Das habe sich bei späteren Verhandlungen immer wieder ausgezahlt. An rund 50 Gesprächen war er damals beteiligt - mal ging es um 20 Quadratmeter, mal um mehrere Hektar. Allesamt endeten sie ohne rechtliche Streitigkeiten. Keine Selbstverständlichkeit bei einem solchen Projekt.

Der Umzug

2011 bezieht Richard Mede mit seinem Team schließlich das Baubüro an der Briloner Straße in Nuttlar. Nah dran an der Baustelle. Inzwischen gibt das Fenster des Besprechungsraums im ersten Stock den Blick auf die imposante Talbrücke Nuttlar frei. Daran war damals allerdings noch nicht zu denken, obwohl die ersten Arbeiten in diesem Bereich bereits begonnen hatten. Während in der Nachbarschaft gewaltige Erdmassen bewegt werden, begleitet und koordiniert Mede zu diesem Zeitpunkt die weiteren Ausschreibungen. Welche Firma macht was? Wo kann der Bodenaushub gelagert werden? Kann man für eine Umlegung der Baustraße zwei Tage lang die Alfert sperren? Welcher Schritt hat welche Auswirkungen?

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Fragen über Fragen, auf die Mede Antworten finden musste. War die eine beantwortet, kam eine neue hinzu. Um im Bild zu bleiben: Das neue Teilstück der A46 samt des Zubringers B480 ist kein Puzzle dessen Teile in einem Karton parat liegen. Zehn Jahre lang kommen immer wieder neue Teile hinzu. Einige passen problemlos, andere müssen erst passend gemacht werden. Medes Job! Ob ihm eines der Puzzleteile besonderes Kopfzerbrechen bereitet habe, weil es partout nicht passen wollte? Richard Mede muss überlegen und verneint die Frage am Ende. Es sei vielmehr die Vielzahl an Puzzleteilen, die ein solches Projekt zu einer Herausforderung machen.

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Die Finanzierung

Mit vielen der Fragen hat sich Mede in all den Jahren auch dann noch beschäftigt, wenn die Tür des Baubüros hinter ihm längst ins Schloss gefallen ist. „Ja, es gab einige Tage, da habe ihm auf dem Heimweg nach Borchen der Kopf geraucht“, sagt er. Aber das gehöre eben dazu, sagt er gelassen.

Ganz nebenbei musste Mede als Projektleiter auch noch die Gesamtfinanzierung für die Großbaustelle im Blick haben. Wenn alles fertig ist, wird der Bau der Autobahn insgesamt 175 Millionen Euro verschlungen haben. Das Problem: „Die Summe liegt ja nicht irgendwo auf einem Konto, auf das man bei Bedarf immer wieder zugreifen kann“, erklärt Mede. Die öffentliche Hand denke in Kalenderjahren. Deswegen sei es immer wieder auch darum gegangen, wieviel Geld aktuell zur Verfügung steht und wieviel wohl im Jahr darauf benötigt würde. Rückblickend hat auch das immer wieder funktioniert.

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Ausdrücklich betont Mede in diesem Zusammenhang, die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Natürlich sei bei einem solchen Projekt nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ gewesen sagt er. Aber es sei auch für ihn eine besondere Aufgabe gewesen, die trotz aller Schwierigkeiten Spaß gemacht habe. Unterm Strich sei es „saugut gelaufen“.

Das öffentliche Interesse

Spaß gemacht haben ihm auch die vielen Führungen über die Baustelle. Das Interesse an diesem für die Region so bedeutenden Projekt war riesig.

Kinder, Politiker, Anwohner, Bauexperten - sie alle haben die Baustelle besucht. 4000 Menschen waren das im Lauf der Jahre.
Kinder, Politiker, Anwohner, Bauexperten - sie alle haben die Baustelle besucht. 4000 Menschen waren das im Lauf der Jahre. © Frank Selter

150 Führungen, so hat Mede gezählt, hat es in all den Jahren gegeben. Kindergartenkinder, Schulkinder, Politiker, Anwohner, Besuche von Fachhochschulen und Experten bis hin zu Ministerbesuchen – für alle hat sich Mede viel Zeit genommen. Rund 4000 Menschen werden es wohl gewesen sein, die im Laufe der Jahre die Baustelle besichtigt haben. Und immer wieder kam dabei diese eine Frage: „Wann wird die Autobahn wohl fertig sein?“ Mede hat sie nie konkret beantwortet. Er ist kein Mann, der gern spekuliert. „Irgendwann hat sich das zwar rumgesprochen, trotzdem kam die Frage immer wieder“, sagt er und muss lachen.

Inzwischen steht fest: Am 18. November wird es soweit sein. Und wenn das Band durchgeschnitten ist, hat sich auch das allerletzte Teilchen in das riesengroße Puzzle eingefügt.

A 46 – Themenseite

>>>HINTERGRUND<<<

Der 54-jährige Richard Mede lebt mit seiner Familie in Paderborn und arbeitete zunächst seit 1993 bei der Straßenbauverwaltung, die 2001 zum Landesbetrieb wurde.

Zuständig ist er dort für den Neubau von Großmaßnahmen wie Ortsumgehungen (zum Beispiel in Lendringsen und Soest) und Autobahnen (neben der A46 in Bestwig zum Beispiel auch die A46 in Oeventrop).

Die A46 in Bestwig samt Zubringer B480 ist das bislang größte Projekt für Mede gewesen.

Mit der Freigabe des Teilstücks ist das Projekt für den 54-Jährigen keineswegs beendet. Danach gebe es noch zwei, drei kleinere Maßnahmen links und rechts neben der Autobahn – dazu zählen unter anderem der Rückbau der Baustraßen und der Umbau zwischen dem neuen Knotenpunkt B480n/L743 und der B7.