Oberkirchen. Christina und Joachim Welter arbeiten beide in der Gastro- und Hotellerie. Fällt wegen der Kurzarbeit das Weihnachtsfest nun kleiner aus?
Der Gefühlsunterschied zwischen dem ersten und dem jetzigen Lockdown sei schon enorm, sagen Christina und Joachim Welter. Die Stimmung sei einfach anders. Vielleicht aufgrund der Jahreszeit, der Gesamtumstände oder der Perspektive. Christina und Joachim Welter sind beide in der Gastronomie und Hotellerie zuhause. Christina arbeitet an der Rezeption im Hotel Deimann, Joachim an der Bar im Landhotel Gasthof Schütte. Eigentlich arbeiten sie dort. Denn zum zweiten Mal in diesem Jahr befinden sie sich in Kurzarbeit. Wie lange noch? „Das wissen wir beide nicht, wir können nur hoffen, dass es im Januar wieder geht.“
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Auch im Frühjahr sei der plötzliche Lockdown ein Schock gewesen. „Ab morgen könnt ihr zuhause bleiben“ hieß es für Joachim Welter, Ehefrau Christina konnte immerhin noch einen Monat weiter arbeiten, vor allem Stornierungen der Gäste abarbeiten. Zudem stockte die Familie Deimann das Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter auf. „Aber die Gesamtsituation und in Kurzarbeit zu sein war natürlich nicht schön und auch vollkommen ungewohnt“, erzählen die beiden: „Aber wir haben die Zeit dann einfach genutzt. Den Keller gestrichen, Spielsachen der Kinder sortiert und im Garten gearbeitet.“
Gästezahlen stiegen im Sommer
Das Wetter sei ideal dafür gewesen: „Wir konnten viel wandern gehen, das ist der Vorteil hier in unserer Region.“ Als es dann nach fast drei Monaten wieder losging, seien alle motiviert gewesen. Und auch die Gästezahlen stiegen nach kurzer Zeit wieder und blieben über den Sommer hinweg konstant hoch.
Jetzt sei das anders. „Es ist schon Frust dabei“, sagt Christina Welter: „Die Hotels, aber vor allem die Gastronomen haben doch über den ganzen Sommer ihre Hausaufgaben gemacht. Lüftungsanlagen installiert, Plexiglaswände aufgehängt, die Abstandsregelungen durch Nichtbelegung einzelner Tische gewahrt. Alles, damit sich Gäste und Kunden sicher fühlen.“ Das alles habe den Lockdown nicht verhindert: „Und die Zahlen sinken ja nicht, was auch klar macht: An den Hotels und Restaurants kann es offenbar nicht gelegen haben.“
Überfüllte Möbelhäuser
Ein bisschen würde man sich dann schon ärgern, wenn man überfüllte Möbelhäuser oder randvolle Großstädte sehe: „Oder Leute, die immer noch mit 40 oder 50 Leuten ihren Geburtstag feiern. Wir alle leiden unter der Krise, aber wir wollen wenigstens alles dafür tun, damit es wieder vorbeigeht.“ Wenn man dann immer wieder Maskenverweigerer sehe, komme schon Wut auf.
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Nun sitzen die beiden also wieder zuhause, seit Anfang November. Ein Ende? Offen. Joachim Welter arbeitet seit fast 30 Jahren beim Landhotel Gasthof Schütte. Seit vielen Jahren sei es bei Schütten Tradition, dass vom ersten Advent bis zum Weihnachtsfest geschlossen bleibe, es ab dem 27. Dezember aber wieder losgehe: „Deshalb ist es gar nicht ungewohnt, im Dezember zuhause zu sein. Aber ich bin es genauso gewöhnt, dass es am 27. wieder los geht. Es wird ein komisches Gefühl sein.“
Alleine der Gedanke, auf unbestimmte Zeit zuhause bleiben zu müssen, sei unschön. Und ja, auch in finanzieller Hinsicht, sagen die beiden. Sie wollen nicht jammern und schlecht gehe es ihnen auch nicht: „Aber sonntags blättern wir schon einmal mehr die Prospekte der Supermärkte durch und schauen nach Angeboten. Man kauft anders ein, mit einem anderen Gefühl.“ Passend dazu sind kürzlich auch noch Spülmaschine und Backofen kaputtgegangen. „Wenn dann richtig“, sagen die beiden. Ihren Humor haben sie nicht verloren. „Aber klar, man muss zurückstecken.“
Hoffnung trägt durch die Zeit
Falle deshalb die Bescherung im Corona-Jahr kleiner aus? „Nein, die Kinder sollen davon nichts spüren. Wir wollen ihre Wünsche schon erfüllen.“ Denn man wisse, dass es irgendwann weitergehe. Irgendwann weitergehen muss: „Wir arbeiten in renommierten Häusern, das sind Traditionsbetriebe, die die Krise meistern werden.“ Aber beide haben auch Bekannte, denen es anders geht, wo die Sorgen größer sind: „Ja, manche werden vielleicht nicht wiederkommen oder nicht wieder öffnen. Der ein oder andere wird auf der Strecke bleiben.“ Ein Freund habe sich schon einen Aushilfsjob gesucht, verkaufe nun Weihnachtsbäume, um über die Runden zu kommen.
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Es sei die Hoffnung, die sie durch die Zeit der Kurzarbeit trage: „Man muss einfach zuversichtlich bleiben.“ Denn essen und reisen, das werden die Menschen weiterhin gerne tun. Auch und gerade im Sauerland: „Wandern und Erholung hier in der Region, das hat Zukunft. Das Reiseverhalten ändert sich, aber zum guten für das Schmallenberger Land.“ Hier habe man viel Platz und eine tolle Natur, das sei der wahre Luxus.
Viele Betriebe von Kurzarbeit betroffen
Im Frühjahr diesen Jahres (die exakten Kurzarbeitszahlen für November/Dezember liegen noch nicht vor) waren vor allem der Handel, das verarbeitende Gewerbe, Bau- und Gastgewerbe von Kurzarbeit betroffen.
In Schmallenberg stieg die Anzahl der kurzarbeitenden Betriebe von 28 (Dezember 2019) auf zwischenzeitlich 226 (April 2020) an. Nach Arnsberg die zweitmeisten Betriebe im ganzen Hochsauerlandkreis.
Die Anzahl der Kurzarbeiter stieg in Schmallenberg von 366 (Dezember 2019) auf 2493 (April 2020). Dritter Platz hinter Arnsberg und Meschede.
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