Nuttlar. Nuttlarer Geschäftsleute bringen wenig Verständnis für die Verlegung des Ruhrtalradwegs auf. Sie finden zum Teil deutliche Worte.
Die beschlossene Verlegung des Ruhrtalradweges stößt bei Nuttlarer Geschäftsleuten auf wenig Gegenliebe. Weil die Strecke künftig nicht mehr an ihren Geschäften vorbeiführen wird, rechnen sie mit Umsatzeinbußen.
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Eines dieser Geschäfte ist die Bäckerei Kremer. Inhaber Fritz Kremer äußerst in gewisser Weise zwar Verständnis für die Verlegung. „Aus Sicht der Radfahrer ist sie sicherlich nachvollziehbar“, sagt er. „Für uns als Bäckerei aber, ist dieses Projekt eher schlecht.“ Konkrete Zahlen kann Kremer zwar nicht nennen, aber die Radfahrer auf dem Ruhrtalradweg machten einen guten Teil des Umsatzes in der Nuttlarer Filiale aus, betont er. Sei es, weil sie sich für die weitere Tour mit Verpflegung eindecken, oder weil sie spontan auf eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen einkehren.
Der nächste Schlag ins Kontor
Ähnlich sieht es Christof Mikus, der die Avia-Tankstelle in Nuttlar betreibt. Für ihn ist die Verlegung des Ruhrtalradwegs nach der Fertigstellung der A46 nun der nächste Schlag ins Kontor. „Bei uns halten die Radfahrer nicht nur für eine Pause, sondern auch, um sich mit vielen Dingen einzudecken“, sagt Mikus. Seien es Pflaster, Deo, Getränke, Schokoriegel oder Zigaretten. „Nicht selten werde aber auch die Gelegenheit genutzt, mal das Rad abzuspritzen oder es aufzupumpen“.
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All das falle mit der Verlegung künftig weg. Und inzwischen seien es fast mehr Radfahrer als Motorradfahrer, die in die Tankstelle kämen. Mikus denkt dabei nicht nur an sich und seine Umsätze. Er denkt auch an den benachbarten Autohandel. „Auch dort stoppen immer mal wieder spontan Radfahrer, um sich Autos anzuschauen“. Auch deshalb, so sagt Mikus, weil man mit dem Rad ganz einfach mal eben spontan anhalten könne.
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Die steigende Zahl der Radfahrer hat auch Annette Bartmann bemerkt. Sie ist Teamleiterin des Lagerverkaufs von Schuh Schweizer, der ebenfalls direkt an der Bundesstraße liegt. Bei schönem Wetter seien es inzwischen locker 30 Radfahrer, die innerhalb einer Stunde vorbeikämen. „Die halten selbstverständlich nicht alle an“, sagt sie. Allerdings kämen immer wieder ganze Gruppen in den Laden. „Radfahrer auf dem Ruhrtalradweg sind ja in den seltensten Fällen alleine unterwegs. Nicht selten seien es sieben bis acht Leute, die im Pulk in den Laden kämen.
Im Gegensatz zu Fritz Kremer hat Annette Bartmann auch aus Sicht der Radfahrer kein Verständnis für die Verlegung fernab der Bundesstraße. „Ich glaube, viele von ihnen sind froh, wenn sie auch mal was anderes sehen.“ Mit der Verlegung nehme man ihnen nun die Möglichkeit für einen spontanen Zwischenstopp. Was hinzukomme: Seit der Freigabe der A46 habe sich der Verkehr in der Ortsdurchfahrt deutlich reduziert. Damit sei auch die Gefahr für die Radfahrer deutlich gesunken. „Und so unattraktiv wie von der Politik behauptet wird, finde ich das Teilstück, das durch Nuttlar führt, beim besten Willen nicht“, sagt Bartmann.
Nicht erforderlich
Raumausstatter Thomas Hilgenhaus hat ebenfalls kein Verständnis für die Verlegung. „Der Radweg durch Nuttlar mag vielleicht nicht schön sein“, sagt er. Aber immerhin sei er doch zweckmäßig. „Und vor allem ist er bezahlt“, betont Hilgenhaus. Nun gehe man her und baue aus Steuermitteln einen neuen, der gar nicht erforderlich sei. Auch ihm werde mit der Verlegung sicherlich der ein oder andere Kunde fehlen. „Allerdings ist das keine Dimension, die mich umbringen wird“, sagt Hilgenhaus. Aber auch bei ihm komme es durchaus hin und wieder vor, dass Radfahrer anhalten, sich etwas aussuchen und es sich zuschicken lassen. Erst kürzlich habe er noch ein Paket fertig gemacht und nach Düsseldorf geschickt.