Meschede. In Meschede muss Ende Dezember eines der Kinder- und Jugendzentren dauerhaft schließen. Dahinter steckt eine Vielzahl an Gründen.
Die Offene Tür schließt. Das Kinder- und Jugendzentrum der katholischen Kirchengemeinde stellt zum 31. Dezember seine Arbeit ein. Dahinter steckt eine ganze Gemengelage an Gründen.
Sanierungsstau, Kündigungen, verändertes Freizeitverhalten
Die Corona-Krise mit dem geringer werdenden Besuch, Kündigungen, ein anderes Freizeitverhalten, ein Sanierungsstau – das alles kommt im Fall der OT an der Straße In den Weingärten gerade zusammen. Ausschlaggebend für die Schließung jetzt sind Kündigungen der drei OT-Mitarbeiterinnen zum Jahresende aus persönlichen Gründen, sagt Bernd Schrage vom Kirchenvorstand Mariä Himmelfahrt, der Gemeinde, zu der die Offene Tür gehört. Alle drei hätten von sich aus gekündigt.
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Nun hätte ein neues Team gefunden werden müssen: „Aber finden Sie mal Leute, die die Arbeit neu aufbauen würden – und das in schlechten Räumen!“, sagt Pfarrer Michael Schmitt als Leiter des Pastoralen Raumes Meschede-Bestwig. Schon zuletzt habe es kaum Bewerbungen gegeben.
Die „schlechten Räume“, das ist das Untergeschoss im Haus der Offenen Tür, in dem bisher die Kinder- und Jugendarbeit stattfindet. Hier müsste dringend saniert werden. Ein Gutachten spricht von rund 600.000 Euro, die dafür notwendig wären. Diese Investition kann sich die Gemeinde nicht leisten. „Wir sind an einem Punkt, wo wir sagen müssen: So geht es nicht weiter“, so Pfarrer Schmitt. Der Kirchenvorstand hat deshalb im Einvernehmen mit dem Pfarrgemeinderat die Schließung beschlossen. „Das ist kein Schnellschuss wegen Corona“, stellt er klar.
Abstimmung mit den Füßen
„Es besteht ein erheblicher Investitionsbedarf – der ist mit Blick auf die Nachfrage aber nicht zu verantworten. Das ist nicht zu stemmen, wenn keine Nachfrage mehr da ist“, sagt Bernd Schrage.
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Denn die OT in ihrer bisherigen Form hat sich offenbar überlebt. Es gab kaum noch Besucher: „Die Nachfrage war nicht mehr da, es hat eine Abstimmung mit den Füßen gegeben. Nachmittags waren nur noch ein, zwei Jugendliche da. Die Jugendlichen kamen nicht mehr.“ Jugendliche sind inzwischen nachmittags länger in den Schulen – „danach macht sich keiner mehr auf den Weg in die OT“. Und das Freizeitverhalten sei anders geworden: Man spiele eher zuhause am Computer, sagt Schrage.
Hinzu kommt eine andere programmatische Konzeption, die auch das Kreisjugendamt verlangt hat. 2016 war der OT schon eine Stelle gekürzt worden. Inhaltlich war eine noch stärkere Ausrichtung auf die Schulen verlangt worden. Die ist auch geschehen. Die Schulsozialarbeit hat danach insgesamt in Meschede an Bedeutung gewonnen. Durch die Schulsozialarbeit hat sich die OT aber wiederum selbst ein Stückweit überflüssig gemacht: Das Klientel der Jugendlichen war dadurch schwerer zu bewegen, auch noch in der Freizeit in die OT zu kommen.
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Jugendliche sollen aki in Meschede nutzen
In Mariä Himmelfahrt ist die OT-Schließung das Aus der Jugendarbeit vor Ort. Bernd Schrage ist sicher, dass im Mescheder Norden das Kinder- und Jugendzentrum aki am Lanfertsweg stattdessen genutzt werde: „Die wenigen Jugendlichen, die noch zur OT gekommen sind, werden sich auf den Weg zum aki machen. Der aki kann da kompensierend wirken.“
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Pfarrer Schmitt weist auch auf die neuen Angebote im Pfadfinderhaus an der Lindenstraße und im Café Pan in der Innenstadt hin – beide sind erst zuletzt hinzugekommen: „Es ist ja nicht so, dass hier nichts mehr wäre.“
>>>HINTERGRUND<<<
Erhalten bleibt dagegen das Obergeschoss im Haus der Offenen Tür, kündigt Kirchenvorstand Bernd Schrage an: Es dient bisher und auch künftig mit seinem großen Saal und den Nebenräumen als Gemeindezentrum.
„Das Obergeschoss ist in gutem Zustand. Der Gemeindesaal kann reaktiviert werden: Wenn nach Corona wieder Gruppen hineingehen wollen, wie zum Beispiel Chöre oder die kfd, dann können sie das auch.“ Investitionen sind hier gerade nicht erforderlich.
Das Zentrum soll so lange wie möglich erhalten bleiben – in den nächsten fünf Jahre sei hier kein Handlungsbedarf: „Was dann ist, wissen wir nicht.“
Auch im Gemeindeleben, merkt Schrage an, habe es ja Veränderungen gegeben: Früher seien ständig Veranstaltungen im Gemeindesaal gewesen – „das ist längst nicht mehr so“.