Meschede/Bestwig. . Es ist „nur“ eine einzige Stelle, die in der Jugendarbeit gestrichen werden soll. Dieser Einschnitt könnte jedoch fatale Folge haben.
- Kirchengemeinden aus Meschede und Bestwig sorgen sich um die Zukunft ihrer Jugendarbeit
- Träger überrascht über den Vorwurf mangelnder inhaltlicher Arbeit
- Gegen Pläne des Hochsauerlandkreis gibt es schon Proteste von den Schulen
Auch wenn es scheinbar „nur“ um einen Arbeitsplatz weniger geht: Die drei Kirchengemeinden aus Meschede und Bestwig sorgen sich um die Zukunft ihrer Jugendarbeit in beiden Orten insgesamt. Gegen die vom Hochsauerlandkreis geplante Stellenkürzung gibt es auch schon Proteste von den Schulen. Sie profitierten bislang von den Angeboten zur Selbstfindung oder Eigenverantwortung der drei Jugendeinrichtungen, die die Kirche als Verbund betreibt.
Wie berichtet, will der Kreis eine von insgesamt vier Stellen streichen, die der Pastoralverbund in den Jugendeinrichtungen Offene Tür in Mariä Himmelfahrt, im „Förderband“ in St. Walburga und dem „Mittendrin“ in Bestwig betreibt. Der Kreis wirft der Kirche als Träger unter anderem vor, sich in Bestwig nicht genug engagiert und die geforderte Kooperation mit den Schulen nicht erfüllt zu haben.
Kritik am Hochsauerlandkreis
Christopher König, Dekanatsreferent für Jugend und Familie, wiederum kritisiert den Hochsauerlandkreis: Die Kreisverwaltung habe als Aufgabe die Förderung der Jugendarbeit, trage aber nichts Inhaltliches bei – „der Kreis ist nur sehr kontrollierend und sehr restriktiv“. Petra Burmann, Kirchenvorstand in Mariä Himmelfahrt, sagt: „Der Kreis lässt sich nicht an der Basis blicken. Eine inhaltliche Arbeit findet nicht statt.“ Auch König sagt: Inhaltliche Vorgaben zu den Zielen der drei Jugendeinrichtungen habe der Kreis gar nicht gemacht. Umso überraschter sind die drei Gemeinden als Träger der Jugendeinrichtungen jetzt, dass der Kreis nun eine mangelnde inhaltliche Arbeit vorwerfe.
„Engagement wird nicht honoriert, sondern bestraft“
„Das hohe Engagement in den Einrichtungen wird nicht honoriert, sondern bestraft“, sagt König mit Blick in Richtung Kreis. Dabei sei gerade diese neue Form der Jugendarbeit ein Erfolg: „Die Qualität und die Quantität hat sich gesteigert.“ Hier sei eine im Erzbistum Paderborn neue Form der Kooperation in der Jugendarbeit gefunden worden: Drei Gemeinden bilden als Träger ein Kuratorium, die Mitarbeiter in den drei Jugendeinrichtungen wiederum vertreten sich gegenseitig untereinander zum Beispiel bei Urlaub oder Krankheit und tauschen sich fachlich aus. Rita Friedrichs, Kirchenvorstand in St. Walburga, sagt: „Die Kooperation ist gut gelungen. Es war ja gewollt, über den Tellerrand hinaus zu schauen.“ Das Erzbistum hat diese Zusammenarbeit mit Sachkosten-Zuschüssen unterstützt: Fällt jetzt eine Stelle weg, droht auch von dieser Seite weniger Geld.
Viele Aktivitäten vor Ort
Fachvorgesetzte in den drei Einrichtungen ist Silke Wippermann, zugleich Leiterin der Offenen Tür in Meschede: „Das Team hat gerödelt.“ Sie weist darauf hin, dass die vom Kreis im „Mittendrin“ in Bestwig angemahnten Aktivitäten doch stattgefunden hätten: Pro Tag sind dort nach ihren Angaben im Durchschnitt 23 Kinder da, Stammbesucher in Bestwig waren 2016 161 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 6 bis 21 Jahren. 400 Teilnehmer gab beim gemeinsamen Sommerferien-Programm – dennoch konnten parallel die Einrichtungen auch noch geöffnet bleiben.
2014 gab es fünf Veranstaltungen mit Mescheder Schulen, nachdem 2015 das „Mittendrin“ gegründet wurde, gab es 13 Veranstaltungen mit Mescheder und Bestwiger Schulen, 2016 bereits 19, für 2017 sind bereits 11 gebucht – aber weitere werden aktuell nicht mehr dazugenommen, weil die Jugendeinrichtungen nicht wissen, wie sie die Auswirkungen der Stellenkürzung bewältigen sollen. Es fehlt die Planungssicherheit. Stefan Gerlach, Kirchenvorstand in St. Andreas in Velmede, sieht die neue Jugendarbeit in Bestwig auf der Kippe. Er erwähnt die „aufsuchende Jugendarbeit“: Im Sommer waren die Jugendarbeiter auch noch als Pilotprojekt in Heringhausen, Andreasberg, Nuttlar und Velmede in den Pfarrheimen vor Ort. Auch in Grevenstein könnte sich der Pastoralverbund so etwas vorstellen: Dort wird ebenfalls das Fehlen einer Jugendarbeit beklagt.
Jugendliche aus prekären Verhältnissen
Christopher König sorgt sich um die Aufrechterhaltung der Angebote: „Es wird Einschnitte geben.“ Gerade die Zusammenarbeit mit den Schulen sei wichtig gewesen: Dort erst kommen viele Jugendliche mit den Jugendeinrichtungen erstmals in Kontakt. Gerade Jugendliche aus prekären Verhältnissen, weiß Silke Wippermann, „gehen nicht mal eben so in eine Beratungsstelle“: „Wir sind nicht die Lehrer, wir sind Leute, die zuhören können und keine Noten verteilen.“
Die Jugendeinrichtungen haben seit 2014 mit der (inzwischen aufgelösten) Elisabeth-Schule kooperiert, mit dem Städtischen Gymnasium in Meschede, der Hauptschule Bestwig, der Sekundarschule Bestwig, der Realschule Bestwig und den Berufskollegs in Meschede und Bestwig.
Themen waren Suchtprävention, Gewaltprävention, Internet und Medien, das Verhalten bei Mobbing, die Frage eines respektvollen Umgangs, das breite Feld von Liebe, Freundschaft und Partnerschaft.
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