Velmede. Corona macht in diesem Advent vieles unmöglich. Jörg Salinus aus Velmede lässt sich als Nikolaus aber nicht in die Knie zwingen. Im Gegenteil!

Corona macht in diesem Advent vieles unmöglich. Den Nikolaus aber zwingt das tückische Virus nicht in die Knie. „Man kann doch Nikolaus nicht ausfallen lassen“, sagt Jörg Salinus energisch und lächelt durch seinen dichten Bart, den er sich auch in diesem Jahr wieder extra hat wachsen lassen. Seit inzwischen 42 Jahren zieht der Velmeder an den Tagen um den 6. Dezember als heiliger Bischof Nikolaus von einer Veranstaltung zur nächsten. Und das wird auch in diesem Jahr so sein - auch, wenn einiges anders sein wird.

Jörg Salinus sieht es ganz pragmatisch: Wenn man so wolle, spiele Corona dem Nikolaus sogar ein bisschen in die Karten. Denn eines weiß er aus seiner jahrelangen Erfahrung ganz genau: Wenn er als Nikolaus das Haus längst verlassen hat, sitzen die Familien oft noch lange gemütlich zusammen, reden miteinander und genießen diese Auszeit vom Alltag. Dann bleibe auch der Fernseher mal aus und es werde innegehalten.

„Damit sorgt der Nikolaus ebenso wie Corona für Entschleunigung“, sagt Salinus. Nur der Nikolaus macht das eben auf eine schöne Art - ohne negative Begleiterscheinungen. Und weil in diesem Jahr ohnehin schon so vieles ausfalle, sei es umso wichtiger, dass wenigstens auf den Nikolaus Verlass ist. Und das ist es.

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„Es ist mehr möglich als man glaubt“, sagt Jörg Salinus. Auch, wenn es keine Nikolausfeiern von Vereinen, Kegelclubs und Stammtischen gibt, auch wenn keine Weihnachtsmärkte stattfinden: Der Velmeder Nikolaus wird in diesen Tagen nicht weniger zu tun haben als in den vergangenen Jahren. Und darauf hat sich Salinus gründlich vorbereitet - hat mit Schulen und Kindergärten telefoniert, gemeinsam mit Lehrern und Erziehern Alternativen erarbeitet und sich die ein oder andere Überraschung einfallen lassen, auf dessen Umsetzung er sich schon jetzt freut.

Damit die Überraschung am Ende auch eine Überraschung bleibt, kann und will Salinus heute zwar noch nicht zu viel verraten und nicht zu sehr ins Detail gehen - aber es wird eine Schule geben, in der sich der Nikolaus per Videokonferenz in alle Klassenzimmer gleichzeitig schalten lässt, um sich an die Kinder zu wenden. Und auf dem Schulhof wird später auch der persönliche Kontakt möglich sein - Corona konform versteht sich: Mit einer Bischofstab-Länge Abstand und mit Mundschutz. Da macht auch der Nikolaus keine Ausnahme.

Eigene Mail-Adresse

Mit einer anderen Schule ist ausgemacht, dass die Kinder dem Nikolaus handgeschriebene Briefe schicken. Und die werden alle beantwortet. Jeder einzelne. Höchstpersönlich. Und sogar auf digitalem Wege ist der Nikolaus in diesem Jahr erreichbar. Dafür hat sich Salinus extra eine Mail-Adresse eingerichtet: an-den-nikolaus@online.de. Mit Kindergärten und Seniorenheimen sind ebenfalls Lösungen entwickelt worden, wie sich der heilige Bischof von Myra dort blicken lassen kann.

Ein ganz besonderer Termin

Die Zeit, die die ausgefallenen Vereinsfeiern, dem Nikolaus bescheren, wird Jörg Salinus keinesfalls nutzen, um sich auszuruhen. Ganz im Gegenteil. Er wird am Nikolaus-Wochenende durch Velmede ziehen, an den Türen klingeln und für die ein oder andere Überraschung sorgen. Deshalb bleibt es auch hier sein Geheimnis, welche Route er nehmen wird. „Wahllos“, sagt Salinus und lächelt. Schließlich, weiß der Nikolaus sehr genau, wo Kinder wohnen. Aber nicht nur dort wird es in diesen Tagen an den Türen klingeln, schließlich geht es darum, den Gedanken von Nikolaus weit hinaus in den Ort zu tragen.

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Dafür hat sich Salinus extra eine in die Corona-Zeit passende Legende über den Nikolaus herausgesucht: Drei arme Mädchen. „Darin wird deutlich, dass auch der Nikolaus auf Abstand helfen kann“, sagt der Velmeder: Mitten in der Nacht schleicht sich der Nikolaus leise zum Haus eines armen Vaters und seiner drei Töchter und wirft Gold durchs Fenster. So bewahrt er sie vor einer traurigen Zukunft und ermöglicht ihnen zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen.

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Goldklumpen verteilt Salinus in Velmede zwar nicht. Dafür will er die Kinder mit Schokolade und die Erwachsenen mit Bratäpfeln erfreuen. „Mir geht es vor allem auch darum, die Kinder zu ermuntern, anderen eine Freude zu machen“, sagt der Velmeder. Der Nikolaus müsse ein Vorbild sein.

Auf einen Termin freut sich Jörg Salinus ganz besonders: den Gottesdienst am Nikolaus-Sonntag um 11 Uhr in der Velmeder St.-Andreas-Kirche. Denn dort darf der Nikolaus als heiliger Bischof von Myra in diesem Jahr an seinem Namenstag nicht fehlen.

  • Viele Eltern sind geneigt, für das Goldene Buch vom Nikolaus nur die schlechten Dinge und Angewohnheiten ihrer Kinder zu nennen. „Aber der Nikolaus kann nicht an einem Abend die Erziehungsprobleme lösen, die sich das ganze Jahr über entwickelt haben“, gibt Jörg Salinus als Tipp mit auf den Weg. Dafür sei der Nikolaus auch nicht da. Deswegen ist es ihm wichtig, dass die Eltern drei gute Dinge über ihre Kinder nennen und eine Sache, die sie gerne ändern möchten. „Viele sehen ihre Kinder dann in einem anderen Licht“, sagt der Velmeder.
  • Salinus ist wichtig, dass die Kinder keine Angst vor dem Nikolaus haben. Oft helfe es zum Beispiel, wenn man sich schnell setze. Dann müssen die Kinder nicht am Nikolaus hochschauen. Auf der gleichen Ebene zu sein, mache eine ganze Menge aus. „Die Kinder sollen ja lernen, dass der Nikolaus ein guter Mann war“, sagt er.
  • Das Bonifatiuswerk hat unter www.weihnachtsmannfreie-zone.de jede Menge Basteltipps, Rezepte und Lieder rund um den Nikolaus zusammengestellt. Dort gibt es unter anderem einen Bastelbogen zum Download, um aus einem handelsüblichen Schoko-Weihnachtsmann einen echten Nikolaus zu gestalten.
  • Auch, wer schon immer wissen wollte, was der Nikolaus den Rest des Jahres so macht, wird dort fündig: Der Nikolaus gewährt einen Blick in sein Tagebuch .