Meschede. Ein Beamter der Polizei hat eine Frau in Meschede auf einem Fahrrad umgetreten: Zu sehen ist diese Szene auf einem Video. Jetzt wird ermittelt.
Ein Video eines Polizeieinsatzes sorgt für Empörung in Meschede. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie ein Beamter eine Person auf einem Fahrrad zunächst kontrolliert. Schließlich tritt er gegen den Vorderreifen. Danach setzt er mit Wucht zu mehreren Tritten gegen den Hinterreifen an, bis das Fahrrad mit der Person, die sich auf den Lenker stützt, zu Boden stürzt.
[Update : Die Kreispolizeibehörde hat auf den Vorfall reagiert. Der Beamte wurde in den Innendienst versetzt. Weitere Konsequenzen sind aber möglich.]
Hilflos am Boden
Schockierend an den Aufnahmen: Der Beamte lässt die hilflose Person am Boden liegen und kümmert sich nicht weiter um sie. Stattdessen läuft er um sie herum und schaut auf die gestürzte Person. Nach knapp einer Minute bricht die Aufnahme ab. Wie es danach weitergeht, ist zunächst unklar. Zeugen berichten jedoch von weiteren Vorwürfen, die nicht auf dem Video zu sehen sind: Demnach soll kurz darauf ein weiterer Streifenwagen mit weiteren Beamten eingetroffen sein. Die Polizisten hätten die Frau weiterhin am Boden liegen lassen, niemand habe ihr nach oben geholfen. Schließlich habe sie sich selbst aufgerappelt. Die Polizei sei abgefahren, es sei auch kein Krankenwagen gerufen worden.
Passiert ist die Szene am Mittwochmittag gegen 11.30 Uhr im Schlotweg in Meschede - das ist die Zufahrt zur Grundschule unterm Regenbogen und auch zur Kreispolizeibehörde. Der Beamte war allein im Dienst. Bei der Person auf dem Fahrrad handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um eine stadtbekannte Obdachlose. Die Frau hält sich schon seit Jahren eher zurückgezogen in und um Meschede auf.
Frau sei nicht immer fahrtüchtig
Auf dem Video wirkt sie so, als ob sie teilnahmslos auf dem Fahrrad hängt. Zeugen sagen, dass die Frau wie häufiger auf ihrem Lenker geschlafen oder gedöst habe. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Frau mit Alkohol sediert wäre - ob es in diesem Fall so war und sie deshalb auf den ersten Blick hilfsbedürftig auf ihrem Fahrrad wirkte, ist unklar.
Der Polizei ist die Frau nach Informationen dieser Zeitung deshalb zuweilen aufgefallen: Weil sie auch auf dem Fahrrad nicht mehr fahrtüchtig war. Bei den Kontrollen soll sie „nicht immer kooperativ“ gewesen sein. Auch Passanten beschreiben die Frau aus der Vergangenheit zum Teil als manchmal aggressiv, andere betonen, dass sie lediglich in Ruhe gelassen werde wolle und harmlos und sehr zurückhaltend sei.
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Die Pressestelle der Polizei bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, dass der Behörde das Video vorliegt. „Wir prüfen und sichten die Aufnahmen“, sagte Pressesprecher Holger Glaremin am Mittag. Am späten Nachmittag erklärte die Behörde: „Das auf den Bildern zu sehende Einschreiten des Beamten wirkt unprofessionell.“
Ermittlungsverfahren gegen Polizisten eingeleitet
Um „ein rechtsstaatliches und neutrales Verfahren zu sichern“, sei ein Ermittlungsverfahren gegen den Polizisten wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung eingeleitet worden. Es werde vom Polizeipräsidium Dortmund bearbeitet.
Die Behörde schildert den Hergang so: Die Frau habe auf dem stehenden Fahrrad gelegen und sei deshalb angesprochen worden. Mehrfach habe sie nicht reagiert. „Auf dem Ausschnitt in dem Video ist zu sehen, wie der Beamte mehrfach mit seinem Fuß gegen die Räder des Fahrrades tritt. Daraufhin fällt die Frau mit dem Fahrrad zu Boden. Glücklicherweise erlitt sie hierbei keine Verletzungen.“ Dass die Frau zu Boden fiel, bedaure die Behörde insbesondere.
Das Video verbreitet sich unterdessen rasant in den sozialen Netzwerken wie Facebook, aber auch über Whatsapp. Die Empörung in den Kommentaren ist groß - viele unterstellen hier Polizeigewalt.