Meschede. Das Gerichtsverbot für verkaufsoffene Sonntage vor Weihnachten beschleunigt in Meschede eine andere Entwicklung. Das plant der Einzelhandel.

Das Gerichtsverbot für verkaufsoffene Sonntage vor Weihnachten hat den Mescheder Einzelhandel nicht überrascht. Das Verbot beschleunigt aber für Meschede eine andere Entwicklung: Weg vom Sonntag, hin zur Stärkung der Samstage.

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„Wir haben nie großartig darauf gesetzt, vor Weihnachten sonntags öffnen zu können“, sagt Andre Wiese, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“. Wie berichtet, hatte die NRW-Landesregierung die Sonntags-Öffnung zur Unterstützung der Geschäfte in der Corona-Krise erlauben wollen. Dagegen hat die Gewerkschaft Verdi erfolgreich vor dem Oberverwaltungsgericht Münster geklagt. Ähnliche Klagen gegen einzelne verkaufsoffene Sonntage in Städten waren in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder für die Gewerkschaft entschieden worden – zum Schutz der Beschäftigten, wie es das Ladenschlussgesetz fordert.

Kritik an Verdi und Regierung

Andre Wiese fühlt sich durch das Verbot jetzt in seiner Haltung bestärkt: „Man muss neue Wege gehen und die Samstage stärken, anstatt sich auf offene Sonntage zu verlassen.“ Zwar bleibt es bei den für 2021 bereits festgelegten Terminen für vier offene Sonntage in Meschede. Aber auch dabei, sagt Wiese, bleibe immer die Unwägbarkeit, ob nicht doch erfolgreich dagegen geklagt werde: „Solange das Ladenschlussgesetz nicht geändert ist, wird es immer wieder zu solchen Streitpunkten mit dem offenen Sonntag kommen. 100-prozentig sicher sind unsere offenen Sonntage in Meschede nie.“

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Dem will er aus dem Weg gehen, indem eher zusätzliche Aktionen an offenen Samstagen angeboten werden, „anstatt auf das Pferd offener Sonntag zu setzen“.

Wiese kritisiert sowohl die Gewerkschaft als auch die Bundesregierung. In der Branche gebe es gar keinen Widerstand gegen die Arbeit an offenen Sonntagen: „Die Mitarbeiter im Einzelhandel brennen für ihren Beruf! Denen muss weder die Gewerkschaft noch die Regierung gesetzlich vorschreiben, wann sie arbeiten dürfen.“ Für ihre Arbeit sonntags gebe es immer einen Ausgleich – und viele seien froh, wenn sie in der Woche dafür dann einen freien Tag nehmen könnten.

Warum wird dem Einzelhandel die Arbeit verboten?

Die Regierung müsste das seiner Ansicht nach veraltete Gesetz endlich ändern: „Wir leben im 21. Jahrhundert! Das Leben hat sich verändert.“ Der Einzelhandel sei die einzige Branche, der man verbiete, sonntags arbeiten und Geld verdienen zu dürfen: „Wo ist da die Gleichberechtigung? Dann müsste man auch das Internet am Sonntag abschalten!“ Denn das größte Online-Geschäft würde sonntags stattfinden.

Also geht die Werbegemeinschaft von diesem Samstag an auf verlängerte Öffnungszeiten bis 18 Uhr: Die gelten am 28. November, 5., 12. und 19. Dezember. Durch die verlängerten Öffnungszeiten soll es ein entspanntes Einkaufen in besonderer Atmosphäre geben – und sich die Besucherströme dabei entzerren können.

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Die langen Samstage werden von einer Marketingkampagne begleitet, um auf die Einkaufsstadt Meschede und ihre Angebote aufmerksam zu machen. Die „Meschede aktiv“-Mitglieder verteilen an ihre Kunden ein süßes Dankeschön, bis zum 21. Dezember läuft eine Sammelkarten-Aktion.

Andre Wiese appelliert an die Menschen, in die Innenstadt zu kommen und den Handel vor Ort zu unterstützen: „Da hängen nicht nur Jobs dahinter, sondern ganze Lebensadern, die eine Stadt attraktiv halten.“ Die Geschäfte ihrerseits unterstützten zum Beispiel auch die Vereine vor Ort: „Das summiert sich alles und macht die weichen Standortfaktoren einer lebendigen Stadt aus.“

Belebung durch Henne-Ruhr-Markt

Dabei ist Meschede auf einem guten Weg. Das bescheinigt der Stadt Stephan Britten, Referent für Standortpolitik, Innovation und Umwelt bei der Industrie- und Handelskammer Arnsberg. Er kann sich dabei auf die Ergebnisse einer Zählung von Passanten berufen: Gezählt wurde an drei Samstagen im Zeitraum vom 5. bis zum 26. September zwischen 11 und 12 Uhr in der Innenstadt.

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Im Bereich von Ruhrbrücke/Ruhrstraße blieb die Zahl mit 600 Menschen in der Stunde gegenüber der letzten Zählung 2018 konstant. Am Winziger Platz/Von-Stephan-Straße erhöhte sie sich innerhalb von zwei Jahren von 400 auf 600 Menschen: „Ein klares Zeichen für die Belebung durch den Henne-Ruhr-Markt. Das macht sich positiv bemerkbar.“

Britten sagt auch: „Man merkt in Meschede, dass sich im ganzen Stadtbild etwas tut.“ Verzichtet wurde diesmal auf eine Zählung im Bereich des Kaiser-Otto-Platzes, wegen der Baustelle dort. 2018 waren dort 800 Menschen in der Stunde gezählt worden.

>>>HINTERGRUND<<<

Absoluter Spitzenreiter bei der Passanten-Zählung der IHK in der Region ist Neheim.

An drei Standorten an der Hauptstraße in Neheim wurden 2000, 2500 bzw. sogar 2900 Menschen in der Stunde gezählt, allerdings (vermutlich durch Corona) deutlich niedriger als bei der letzten Zählung 2018.

Platz 2 belegt die Lange Straße als Haupteinkaufsstraße in Lippstadt (1600 bis 1900 Passanten).