Freienohl. Nach dem tragischen Vorfall am Bahnhof in Freienohl: Für die Polizei in Meschede ist der Fall geklärt. Opfer sind auch die Menschen im Zug.

Nach dem tragischen Vorfall am Freienohler Bahnhof geht es dem betroffenen Lokführer und der Zugbegleiterin „den Umständen entsprechend gut“, sagt Michael Gerhards, Vorsitzender der heimischen Gewerkschaft Deutscher Lokführer GDL in der Region. Er hat mit beiden gesprochen, Gerhards kümmert sich selbst auch um solche Notfälle.

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Lokführer und Zugbegleiterin sind krank geschrieben

Wie berichtet, hatte am Sonntagabend kurz vor dem Einfahren in den Freienohler Bahnhof der aus Richtung Arnsberg kommende Zug in aller Öffentlichkeit einen Mann auf den Gleisen erfasst und überrollt. Die Polizei in Meschede geht von einem Suizid aus, es gebe keine Hinweise auf ein Fremdverschulden.

Opfer sind dabei immer auch die Menschen im Zug. Lokführer und Zugbegleiterin sind jetzt zunächst 14 Tage krankgeschrieben. Die Bahn unterhält eine eigene psychologische Betreuung für Betroffene nach Suiziden. Das ist ein freiwilliges Angebot, Michael Gerhards rät Betroffenen aber immer dazu, es mindestens einmal auch anzunehmen: „Sie müssen reden, reden, reden!“ Für besonders traumatische Fälle hat die Bahn Klinikplätze, in denen Betroffene intensiv psychologisch betreuet werden.

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Eine Chance, solchen tragischen Vorfällen zu entgehen, hat der Lokführer nicht. Im Freienohler Fall fuhr der Zug immer noch mit 80 km/h in den Bahnhof. Der Bremsweg liegt bei mindestens 600 Metern. „Es gibt keine Möglichkeit, sich dagegen zu schützen“: Ein Einzäunen der Gleisanlagen sei angesichts des riesigen Netzes völlig unmöglich, zumal selbst in Bahnhöfen Suizide vorkämen.

„Immer mehr Menschen haben psychische Probleme“

Kein Beruf in Deutschland töte mehr Menschen, sagt Michael Gerhards: Im Berufsleben werde jeder Lokführer durchschnittlich 2,7mal damit konfrontiert. In der Ausbildung wird schon versucht, angehende Lokführer darauf vorzubereiten, dass so etwas passieren könnte.

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Das Problem habe zugenommen. Nach dem Bekanntwerden des Suizids von Torwart Robert Enke 2009 seien die Zahlen „dramatisch nach oben geschnellt“, sagt der GDL-Vorsitzende. Er hat auch eine Erklärung: „Immer mehr Menschen haben psychische Probleme. Die Belastung ist eine ganz andere als früher.“

Normalerweise berichten wir nicht über Suizide, es sei denn, sie erfahren durch ihre Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst depressiv sind und Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge über die kostenlose Hotline 0800/111 01 11 oder 0800/111 02 22. Hilfe für Menschen, die unter Depressionen leiden, gibt es außerdem auch beim Bündnis gegen Depression unter: 0291/941469.

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