Meschede. Seit 20 Jahren lebt Willi Fahrenholt in Afrika. Der harte Lockdown in Kapstadt trieb ihn aus dem Land.

Willi Fahrenholt gerät ins Schwärmen wenn er von Südafrika spricht. „Man kann dort Ski fahren, wandern, klettern, Wellen reiten, Motorrad-Touren machen. Dabei sind die Menschen extrem freundlich und positiv.“ Seit 1999 lebte der Mescheder in Kapstadt und Johannesburg, auch mal in Tansania und Kenia. „Afrika ist wunderbar, aber Südafrika traumhaft. Touristen finden dort die ganze Welt in einem Land.“ Seit Mitte August ist der 53-Jährige erstmal zurück im Sauerland. „Corona hat mich extrem ausgebremst“, sagt er.

Studium der Nachrichtentechnik

Willi Fahrenholt lebt  seit  1999 in Südafrika. Er liebt das Land uns seine unbegrenzten Möglichkeiten.
Willi Fahrenholt lebt  seit  1999 in Südafrika. Er liebt das Land uns seine unbegrenzten Möglichkeiten. © privat

Nach seiner Ausbildung an der Fachhochschule in Meschede, studierte er Nachrichtentechnik in Berlin und ging von da zu Ericsson nach Düsseldorf. Bei dem schwedischen Telekommunikationsunternehmen stand ihm damals die Welt offen. 1999 ging er nach Südafrika, 2006 nach Tansania, 2010 erneut nach Südafrika und 2011 nach Kenia. Ende 2017 zog er nach Kapstadt mit dem Ziel sich im kreativen Bereich selbstständig zu machen. „Qualitativ hochwertige LED-Lichttechnik in Harthölzern“, erklärt er „Die Produktentwicklung lief gut an. Ich war kurz vor dem offiziellen Start - da kam Corona.“

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Zuvor schon hatte der Unternehmer eine harte Zeit erlebt - Wassermangel im Sommer und Strom-Beschränkungen behinderten seine Arbeit. „Um einem Kollaps des Stromnetzes vorzubeugen, wird der Strom kontrolliert abgeschaltet, manchmal zweimal täglich für jeweils vier Stunden.“ Im Februar versiegten dann wegen Corona die Warenlieferungen aus China und den USA. „Alles Dinge, die man selbst nicht steuern kann.“

Der stärkste Lockdown der Welt

Mit steigenden Corona-Zahlen zog auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa Ende März die Notbremse. „Ich muss immer schmunzeln, wenn man hier vom Lockdown spricht - Südafrikas Lockdown gilt als einer der härtesten weltweit“, erzählt er. Die Menschen durften das Haus nicht verlassen, selbst das Arbeiten war nicht erlaubt oder mit dem Hund Gassi zu gehen. „Wir durften nur einkaufen und mussten dann auf dem schnellsten Weg nach Hause.“

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Es gab keinen Alkohol und keine Zigaretten in den Läden, nur Lebensmittel. „Rauchen und Alkohol ist eine Sucht, aber auch eine Beschäftigung, stellen Sie sich vor, was passiert, wenn das von heute auf morgen für einen großen Teil der Bevölkerung nicht mehr möglich ist.“ Ramaphosa schloss das Land für sechs Wochen komplett ab. Trotzdem stand die Bevölkerung hinter ihm. „Bilder aus Bergamo und anderen Orten waren auch in den südafrikanischen Medien allgegenwärtig.“

Eine Existenz- und Hungerkrise

Diese traumhafte Kulisse hat Willi Fahrenholt zuletzt nicht mehr genießen können. Im Lockdown in Südafrika fühlte er sich dort vor allem eingesperrt.  
Diese traumhafte Kulisse hat Willi Fahrenholt zuletzt nicht mehr genießen können. Im Lockdown in Südafrika fühlte er sich dort vor allem eingesperrt.   © privat

Wie in den meisten Entwicklungsländern gibt es auch in Südafrika kein soziales Netz, vor allem für die vielen Menschen, die als Tagelöhner leben. „Da, wo sonst fünf Hilfsbedürftige waren, sah man jetzt 20, Mülltonnen wurden fünfmal am Tag nach Essen durchsucht.“ Neben der eigentlichen medizinischen Krise bahnte sich eine Existenz- und Hungerkrise an. „In dieser frustrierenden Zeit war es trotz allem schön zu sehen, dass es eine sehr große Hilfs- und Spendenbereitschaft gab.“

Als die Menschen endlich wieder vor die Tür durften, war das nur morgens von sechs bis neun Uhr erlaubt. „Aber erst mit dem Licht - ab acht Uhr - trauten die Leute vor die Tür.“ Kapstadt hat herrliche Strände und weitläufige Natur vor der Haustür, aber alles war gesperrt, sodass sich alle für eine Stunde auf dem Bürgersteig trafen. „Viele Leute auf engstem Raum, eine von vielen Regelungen, die von keinem verstanden wurde.“

Rückkehr nach Meschede

Willi Fahrenholt fühlte sich eingesperrt, nicht nur wegen der strengen Kontaktbeschränkungen. „Wenn du anfängst mit der Wand zur reden und die dir antwortet, dann wird’s Zeit.“ Hinzu kam, dass seine Eltern in Meschede nicht mehr die Jüngsten sind. „Ich fand das Gefühl unerträglich, in Südafrika festzusitzen und nicht raus zu können, falls ihnen etwas zustößt.“

Über mehrere Wochen organisierte er seinen Rückflugtermin. Anfang August saß er endlich in einem Flieger „nach Hause“. Auch 30 Jahre nach seinem Weggang war das noch sein Gefühl, als er nach Meschede kam.

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Mittlerweile dürfte er wieder zurück. „In Südafrika ist jetzt Sommer, die Infektionszahlen stabilisieren sich, die Menschen feiern draußen und holen die verlorene Lebenszeit nach.“ Doch die Angst vor einer zweiten Welle sitzt auch in Südafrika tief, die Medien verfolgen das weltweite Geschehen genau. Also lautet auch Willi Fahrenholts Motto im Moment: „Erstmal abwarte, wie sich wann welche Welle ausbreitet, und wenn planbares Reisen wieder möglich ist, dann mal schauen...“