Meschede. Sie sind so gleich und doch so unterschiedlich: Der heimische Edelkrebs wird vom Signalkrebs verdrängt. Was das für Meschedes Gewässer bedeutet.

Der heimische Edelkrebs hat einen Feind: Sein Artgenosse, der Signalkrebs aus dem fernen Kanada und Nordamerika, ist auf dem Vormarsch und wandert von der Ruhr auch in Meschedes Nebenflüsse, wie den Nierbach oder den Gebkebach im Schwarzen Bruch. Das ist keine Neuheit, kann aber allmählich in manchen Gewässern zur Bedrohung für die heimische Art werden.

Die tödliche Krebspest

Das Problem: Der Signalkrebs ist nicht nur deutlich aggressiver und frisst von Laub bis zum Fisch alles, was ihm in die Quere kommt, er überträgt zudem die Krebspest, eine Pilzinfektion, die heimische Edelkrebse tötet. Der Signalkrebs selbst ist immun gegen die Krankheit. Zudem vermehrt er sich schneller als heimische Krebsarten und droht diese nach und nach zu verdrängen.

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Ein besonders extremes Beispiel für die Auswirkungen der wachsenden Signalkrebs-Population ist der Wolfgangsee in Brilon, der vor drei Jahren abgefischt und verfüllt wurde, um die aggressiven Tiere auszurotten. Sie drohten dort auf dem Landweg bis in die nahe gelegene Aabachtalsperre zu wandern und dort über eine Million Edelkrebse zu töten, deren Kadaver wiederum das Trinkwasser verpestet hätten. „In der Aabachtalsperre hatte man einen besonders großen Edelkrebs-Bestand, den man schützen wollte. Leider ist das trotz der Abschüttung des Wolfgangsees nicht gelungen“, berichtet Fischereimeister Markus Kühlmann vom Ruhrverband.

Artenschutz-Projekt

So bedrohlich wie in Brilon ist die Lage in Meschede aber lange nicht. Doch auch hier ist die Untere Naturschutzbehörde des Hochsauerlandkreises bemüht, den Lebensraum der heimischen Edelkrebse zu erhalten. „Wir haben hier nicht so große Signalkrebs-Bestände wie im Wolfgangsee, versuchen aber trotzdem im Rahmen eines Artenschutz-Projekts Edelkrebse zu lokalisieren und sie zu schützen“, erklärt Sebastian Gerhards von der Unteren Naturschutzbehörde.

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Das geschieht zum Beispiel in Form von Sperren, die die Signalkrebse daran hindern, von der Ruhr aus in Meschedes Nebenflüsse und Bäche zu gelangen. Außerdem werden Edelkrebse in Gewässer ohne Ruhrzugang umgesiedelt, da dort keine Gefahr von den Feinden aus Nordamerika ausgeht.

Markus Kühlmann sieht den Signalkrebs in Meschede und Umgebung jedoch nicht als große Bedrohung an, schließlich mache er ja in erster Linie den selben Job wie ein heimischer Edelkrebs. „Die schmecken auch ganz wunderbar, sind eine Delikatesse“, so der Fachmann. Und letztlich seien auch die Signalkrebse genau wie ihre einheimischen Verwandten eine Art „Wasser-Polizei“, die das Wasser von abgestorbenen Materialien befreien. Nur, dass sie sich schneller vermehren würden und eben die für den Edelkrebs tödliche Krebspest übertragen. Natürlich ist aber auch dem Ruhrverband viel am Erhalt der einheimischen Edelkrebse gelegen.

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„Los werden wir die Signalkrebse aber auf keinen Fall mehr“, so Kühlmann. Entgegenwirken könne man der stetig wachsenden Population zum Beispiel durch Abfischen oder der Förderung von Fischarten, die Krebse fressen, wie Hechte oder Barsche. „Davon gibt es im Hennesee genügend“, weiß er.

Vorsicht beim Angeln

Vorsicht sollten laut Kühlmann aber auch Angler walten lassen. Denn die Larven der Tiere kommen nicht nur durch beispielsweise Wasservögel von einem Gewässer ins nächste. „Auch an nasser Anglerkleidung, Angelruten oder Schlauchbooten können die Larven mitgebracht werden“, weiß der Fischereimeister.

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Zu befürchten haben die Mescheder durch den Signalkrebs aber vorerst nichts. „Keine Sorge, auch beim Schwimmen wird man so schnell keinen Signalkrebs am Zeh hängen haben“, gibt auch Christof Sommer vom Ruhrverband Entwarnung für den Hennesee.