Meschede. Eine neue Sprache, der erste Schnee: Jasper ist von den Philippinen ins Sauerland gezogen und spricht über die Bedeutung von „Heimat“.
Als im letzten Winter der erste Schnee im Sauerland gefallen ist, war das angesichts der milden Temperaturen, für viele eine schöne Überraschung. Für Jaspher Yap, der kurz vorher aus Manila, der Hauptstadt der Philippinen, nach Meschede gezogen ist, war es aber etwas ganz Besonderes: Es war der allererste Schnee, den der heute 14-Jährige in seinem Leben je gesehen hat.
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Jaspher besucht das Gymnasium der Stadt Meschede, geht dort in eine Deutsch-Förderklasse und besucht, soweit es denn schon möglich ist, den Regelunterricht der siebten Klasse. „Wenn der erste Schnee fällt, stehen die Kinder jedes Jahr wieder staunend am Fenster, aber Jasphers Blick war natürlich besonders gebannt“, erinnert sich Frederik Hennemann, Jasphers Klassenlehrer und der Verantwortliche für die Deutsch-Förderklasse am Städtischen Gymnasium.
Am Anfang war es schwierig
Fragt man Jaspher, was aktuell sein größter Wunsch ist, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Ich möchte Deutsch lernen“. Da neben Philippinisch auch Englisch Amtssprache auf den Philippinen ist, fällt ihm der Englisch-Unterricht am Gymnasium besonders leicht, in den Naturwissenschaften ist die Sprachbarriere schon noch ein kleines Problem, wie sein Lehrer verrät. „Am Anfang war es schwierig“, sagt Jaspher selbst.
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Kleine Unterhaltungen kann er zwar schon jetzt auf Deutsch führen und auch mit seinen Klassenkameraden so weit kommunizieren, dass er erste Freundschaften schließen konnte. Um im Unterricht aber richtig mitzukommen, braucht es noch ein wenig Übung. Die bekommt er aktuell sowohl in der Deutsch-Förderklasse, als auch in einer eins zu eins Betreuung, die eine Oberstufenschülerin des Gymnasiums ehrenamtlich anbietet.
Kunstprojekt „Unsere Heimat“
Um Jaspher und den zehn weiteren Kindern, die zur Zeit Deutsch als Zweitsprache am Gymnasium der Stadt Meschede lernen, eine kleine, sinnvolle Abwechslung zur Paukerei zu ermöglichen, hat Valérie von Rüden, die am Gymnasium unter anderem Kunst unterrichtet, das Projekt „Unsere Heimat“ ins Leben gerufen. Perfekt für den 14-Jährigen, dessen liebste Hobbys - neben Videospielen - Malen und Zeichnen sind. Entstanden ist eine kleine Ausstellung in einem der Schulflure, wo auch Jasphers Zeichnungen einen Platz finden.
„Das ist Manila und das ist Meschede“, erklärt er mit Blick auf ein Bild, das verschiedene Aussichten aus Fenstern zeigt. Das Sauerland hat Jaspher mit grünen Bergen dargestellt. Die hiesige Natur empfindet er ebenso wie seinen ersten Schnee als etwas Besonderes. „Aber es ist kalt“, sagt er und vergleicht die tropischen Temperaturen in seinem Heimatland und die typische Sauerländer Kälte.
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Doch das sei nicht der größte Unterschied zwischen seiner neuen und seiner alten Heimat. Mit den Nachbarn sei es anders und auch die Mescheder im Allgemeinen seien nicht so laut und gesellig, wie er es von den Philippinen kennt. „Dort geht es ja meist sehr hektisch zu und die Menschen sind geselliger als hier“, ergänzt Frederik Hennemann und Jaspher kann das nur bestätigen.
Trotzdem fühlt er sich inzwischen wohl - in Meschede und an seiner neuen Schule, das bejaht er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und ob er Meschede schon als zweite Heimat ansieht? „Ja, klar!“