Meschede/Eslohe/Bestwig/Schmallenberg. Schulleiter in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg sprechen sich in der Corona-Krise aktuell gegen Schließungen aus. Das sind ihre Gründe.
„Bitte keine Schulschließung“, so lautet der Tenor der Schulleitungen in der Region. Entscheidungen sollten verlässlich, planbar und nachvollziehbar sein und wenn möglich auch vor Ort angepasst werden können. Mit der Unterstützung durch die Träger sind die meisten Schulleiter zufrieden.
Schulschließungen
„Grundsätzlich ist die Weiterführung des Präsenzunterrichtes der richtige Weg, solange sich das insgesamt rechtfertigen lässt“, sagt Heinz Plugge, Schulleiter am Gymnasium der Benediktiner. Präsenzunterricht könne in seiner pädagogischen Wirksamkeit nicht durch „Lernen auf Distanz“ erreicht werden, auch wenn man technisch sehr gut aufgestellt sei.
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Ähnlich sieht es aus Rüdiger Haertel von der Hauptschule in Eslohe. Seine größte Sorge ist es, dass er wieder die komplette Schule schließen muss. „Für viele Schüler ist hier ein Stück Heimat, der Ort, wo man sich trifft, etwas lernt und seine Sorgen und Nöte mit Mitschülern, der Schulsozialarbeiterin oder den Lehrkräften besprechen kann.“ Auch erlebten Schüler Strukturen, die sie zum Teil zu Hause nicht erfahren. „Wenn dies längerfristig wegfallen, würde mancher in ein ziemlich tiefes Loch fallen. Vieles müssten wir dann neu erarbeiten. Dies erlebten wir bei der langen Schulschließung im Frühjahr.“
Freiheiten
Mehr Freiheiten aber wären schön, um auf konkrete Entwicklungen reagieren zu können, finden die Schulleiter. Doch sie sehen auch, dass das Land keinen „Flickenteppich an Maßnahmen“ zulassen kann, wie es Matthias Laumann, Schulleiter der Walburga-Realschule nennt.
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Margot Freise von der Walburga-Hauptschule und Carsten Placht, Schulleiter am Berufskolleg Meschede wünschen sich trotzdem mehr Spielräume beim Distanzunterricht und bei Klassenteilungen. Freise: „Durch den Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht könnte man Begegnungen vermeiden.“ Eine Teilung in Vormittags- und Nachmittagsgruppen sei dagegen nicht zu leisten, betont Franz Stratmann, Schulleiter der Städtischen Realschule: „Dafür bräuchte man die doppelte Lehrer-Anzahl.“
Und Claudia Bertels, Schulleiterin am Städtischen Gymnasium wünscht sich mehr Freiheit beim Schulsport, der sei vom Schulministerium ohne Maske gewollt. „Das macht sowohl Lehrkräften als auch Schülern und Eltern ein ungutes Gefühl, wenn es an der Schule Coronafälle gibt.“
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Technische Ausstattung
Während einige Schulen bereits von den Fördersummen profitieren, die für die Ausstattung mit digitalen Endgeräten von Bund und Land bereitgestellt wurden, haben andere noch nichts erhalten. „WLAN in mehr als einem Raum fehlt ganz besonders“, schreibt Margot Freise. Auch Endgeräte für Schüler seien noch nicht vorhanden. Heinz Plugge denkt zusätzlich über Raumfilter nach. „Angebote dafür liegen bereits vor, so dass ein Kauf möglich ist, sobald die Förderrichtlinie des Landes veröffentlicht wird.“
Weihnachten
Bei den zwei vorgezogenen Tagen Schulferien vor Weihnachten sind die Schulleiter gespalten. Die einen begrüßen die Idee, die anderen fürchten, dass die Zeit nur genutzt wird, um sich ins Einkaufsgetümmel der Großstädte zu stürzen, was wieder zu mehr Kontakten führen würden. Margot Freise hätte lieber zwei Tage Verlängerung. Klar ist allen: Um die Eltern zu entlasten, müsse über Notbetreuung an diesen Tagen nachgedacht werden. Und auf eine Besonderheit weist Claudia Bertels hin: Das Land hat an diesen Tagen bereits Klausuren für die Abiturienten angesetzt.
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Sorgen
Sorgen machen sich die Schulleiter, weil viel wegbricht vom sozialen Lernen bis zu Betriebspraktika und um Kollegen am Rande der Belastung. Elke Winekenstedde, Schulleiterin am Gymnasium Schmallenberg: „Das, was Schulleben ausmacht, kommt unter Coronabedingungen nahezu zum Erliegen.“