Meschede/Bestwig. Mindestabstände in Bussen sollen Thema der Lockdown-Halbzeit-Bilanz gewesen sein. Wie es in Meschede aktuell aussieht und was zu erwarten ist.
Nahezu überall soll der Mindestabstand gehalten werden, doch in Schulbussen wird es täglich eng: Jüngst machten die Schüler des Bergklosters in Bestwig ihrem Ärger darüber Luft: Und sie sind damit nicht allein. Bei der Lockdown-Bilanz, zu der sich Kanzlerin Merkel und die Minister am Montag, 16. November, getroffen haben, war die Ansteckungsgefahr in Bus und Bahn nun auch Thema. Es sollte sogar zur Debatte stehen, ob auch im ÖPNV der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden muss.
Bei der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) gehen zur Zeit immer mal wieder Beschwerden zu diesem Thema ein. Doch was ist in Meschede und Umgebung faktisch überhaupt zu verbessern? Fest steht, dass es ein Zusammenspiel vieler Faktoren ist, das keine spontane Aufstockung von Fahrpersonal und Schulbussen ermöglicht. „Zu Spitzenzeiten, etwa zu Schulbeginn und nach Schulschluss, sind wir schon an unseren Kapazitätsgrenzen, versuchen aber natürlich unser Bestes“, erklärt Annette Zurmühl, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei der RLG.
Ein zusätzlicher Bus am Schulzentrum
Das bedeutet zur Zeit, dass auf der Linie R73 vom Schulzentrum Meschede nach Bestwig nach Schulschluss ein weiterer Bus eingesetzt wird. Mehr ist laut RLG nicht drin. Das liegt unter anderem daran, dass für zusätzliche Fahrten meist ehemalige Fahrer, die sich eigentlich im Ruhestand befinden, eingesetzt werden. „Unsere fest angestellten Fahrer müssen natürlich ihre Lenk- und Ruhezeiten einhalten. Da unsere Aushilfsfahrer meist im Rentenalter sind und somit zur Corona-Risikogruppe gehören, ist es zur Zeit schwierig, jemanden zu finden“, erläutert Annette Zurmühl die Situation. Hinzu komme, dass es auch die Fahrzeug-Kapazitäten endlich sind. „Was bei der RLG Reifen hat, rollt zur Zeit“,
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Und auch Marcus Knipschild, Geschäftsführer des Busunternehmens Knipschild in Meschede, berichtet, dass sein Unternehmen aktuell nur noch über wenig Kapazitäten verfügt. „Ein, zwei Busse hätten wir schon noch in der Hinterhand“, so Knipschild.
Gelenk- statt Solobusse
Beschwerden über zu volle Schulbusse sind auch bei der Stadtverwaltung eingegangen. Nach dem Sommerferien hätten sich besonders viele Eltern beschwert, inzwischen kommen nur noch vereinzelte Beschwerden an. „Die Eltern bekommen in jedem Fall eine Nachricht von der Stadt Meschede und haben sich häufig für die rasche Antwort bedankt“, berichtet Stadtsprecherin Angelika Beuter und erklärt, dass neben der Busverbindung Meschede - Bestwig, auch die Strecken Meschede - Eslohe und Freienohl - Meschede nach Beschwerdeeingängen bereits optimiert wurden. „Es wurden zum Beispiel Gelenk- statt Solobusse eingesetzt, die Strecken durch Zusatzbusse verstärkt und die Eltern wurden auf bereits bestehende, bislang anscheinend unbekannte, Alternativangebote im ÖPNV hingewiesen.“
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Damit es überhaupt zum Einsatz zusätzlicher Busse kommt, müssen für die RLG gewisse Kriterien erfüllt sein. Zum Beispiel sollte es nicht passieren, dass auf dem Schulweg jemand nicht mehr in den Bus passt. Dass hingegen im Bus gestanden werden muss, sei auch in Corona-Zeiten kein Grund dafür, einen weiteren Bus einzusetzen. „Schülerinnen und Schüler definieren den Bedarf da anders, als wir es tun“, so Zurmühl, die auf Nachfrage dieser Zeitung noch einmal erklärt, dass sich die Abstandsregeln bisher nicht auf den Personennahverkehr beziehen und die Umsetzung auch schlichtweg nicht möglich sei.
Den ganzen Schulweg betrachten
„Wir machen mit Plakaten und Durchsagen aber immer wieder drauf aufmerksam, dass alle Fahrgäste einen Mund-Nase-Schutz tragen sollen“, berichtet die RLG-Sprecherin und erklärt, dass immer die ganze Wege-Kette zu betrachten sei und nicht nur die Busfahrt: „Unsere Fahrer beobachten häufig, dass die Schulkinder an der Bushaltestelle dicht an dicht stehen und ihre Maske trotzdem erst aufsetzen, wenn sie den Bus betreten.“ Das bestätigt auch Angelika Beuter für die Stadt Meschede: „Problematisch sind die Wege zu, an und von den Haltestellen.“
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Belege dafür, dass im öffentlichen Personennahverkehr besonders viele Infektionen stattfinden, gibt es laut Annette Zurmühl nicht. Dadurch, dass die Fahrgäste sich im Durchschnitt nur für einen kürzeren Zeitraum im Bus aufhalten und durch das ständige Öffnen der Türen gut durchgelüftet wird, sei die Infektionsgefahr nicht hoch. „Außerdem verfügen unsere Fahrzeuge über Klimaanlagen und zweimal täglich werden Haltestange und -schlaufen desinfiziert.“
- In der App „mobil info“, die von der RLG mitentwickelt wurde, kann man Online-Tickets kontaktlos kaufen und sie im Bus auf dem Smartphone vorzeigen.
- Bezahlt wird zum Beispiel per Paypal oder Kreditkarte.
- Die App ist auch für Blinde und Sehbehinderte geeignet, da sie auch per Sprachfunktion gesteuert werden kann.
- Neben dem Ticketkauf kann man u.a. Busverbindungen koordinieren und Echtzeit-Informationen erhalten.