Schmallenberg. Vorschlag der Ärztegewerkschaft Marburger Bund trifft auf geteilte Meinung bei heimischen Hoteliers. Für wen es infrage käme und wer das bezahlt.
Am vergangenen Wochenende sorgte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, mit einer ausgefallenen Idee für Schlagzeilen: Warum nicht einfach die Quarantäne von Corona-Infizierten in die leerstehenden Hotels verlegen? Einzelzimmer statt Abschottung in den eigenen vier Wänden? Damit wolle man die Infektionsketten bei Familienmitgliedern brechen, so der Plan. Zudem würde das die heimischen Hotels, die aktuell keine touristischen Gäste beherbergen dürfen, entlasten. Denn die Kosten für die Auswärts-Quarantäne würde der Staat übernehmen, so das Gedankenspiel. Das Angebot solle freiwillig sein und nur für Infizierte gelten, die keine oder nur ganz schwache Symptome haben.
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Monika Wiese-Gerlach vom Schmallenberger Sauerland Tourismus hat von der Idee gehört. Für ausgereift hält sie den Gedanken aber nicht: „Wir haben im Haus noch nicht darüber gesprochen. Aber ich kenne die genauen Bedingungen einer solchen Unterbringungen und die entsprechenden Hygieneauflagen auch nicht. Ich halte das nur für sehr schwierig umsetzbar.“
Wenn, dann sollten die Betriebe das selber entscheiden, so Wiese-Gerlach: „Ich vermute, dass das Ganze sehr aufwendig würde, von daher würde ich es mir als Betrieb gut überlegen.“
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Fraglich sei nämlich auch, ob dann die versprochen staatlichen Wirtschaftshilfen noch zum Zuge kommen würden: „Da muss man dann schauen, ob Aufwand und Nutzen in Relation stehen.“ Zudem sei nicht klar, welche Hotels infrage kämen.
Die Vier- oder Fünf-Sterne-Wellnesshotels oder auch einfache Beherbergungsbetriebe? „Wahrscheinlich müsste der Betrag, der zur Unterbringung zur Verfügung stünde, gedeckelt werden.“
Hotel Hubertushöhe
Christoph Vogt vom Hotel und Gasthof Hubertushöhe in Latrop sagt: „Vielleicht ist das eine gute Idee, um Geld in die Kasse zu bringen. Aber ich glaube, man müsste das Thema erst noch zu Ende denken.“ Zudem lebe ein Hotel immer von der Außenwirkung - „und da will man lieber vermeiden, irgendwann den Ruf des Corona-Camps zu haben“.
Hotel Kleins Wiese
Für einen Aprilscherz hält Wolfgang Klein vom Hotel Kleins Wiese die Idee: „Wenn Hotels dazu gezwungen würden, käme das einer Enteignung gleich, das ginge gar nicht.“
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Aber selbst auf freiwilliger Basis ist der Vorschlag unvorstellbar für den Hotelier: „Wenn wir für Quarantäne-Gäste öffnen, dann müssen wir auch wieder Personal bezahlen, haben laufende Kosten etc. Das würde wirtschaftlich keinen Sinn ergeben.“
Denkbar wäre die Öffnung für Quarantäne-Gäste in größeren Hotels, so Klein: „Aber wir schließen lieber ganz. Wir sind ein Hotel für Urlauber und ein Urlaub ist immer mit positiven Gefühlen verbunden. Das wäre bei einer solchen Quarantäne-Unterbringung nicht der Fall. Und die Gäste sollen, wenn sie wiederkommen, keine Angst haben, ob ihr Zimmer früher ein Quarantäne-Zimmer war.“
Gasthof Schütte
Karl-Anton Schütte aus Oberkirchen hat„durchaus darüber nachgedacht“, als er von der Idee hörte: „Die Möglichkeit wäre ja da.“ Fraglich sei nur, wie dann eine solche Betreuung laufen könne, ob beispielsweise Pflegepersonal ständig abrufbar sein müsste.
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Da es im Gasthof Schütte aber nur Doppelzimmer gebe, das Hotel selbst bei voller Zimmerbelegung dann also nur zu 50 Prozent ausgelastet wäre und Kosten für das Personal trotzdem zu zahlen wäre, werde es wahrscheinlich nicht zu einer Quarantäne-Unterbringung kommen. Über welches Szenario er aber sehr wohl nachgedacht hat: „Wenn beispielsweise vermehrt externe Pflegekräfte im Kloster Grafschaft zur Unterstützung angefordert würden, diese dann in den Hotels unterzubringen.“ Da die Lage bisher aber nie so akut wurde, blieb es bei dem Gedankenspiel.
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