Meschede. Unverständnis, Entsetzen und Enttäuschung: Restaurants und Kneipen müssen wegen Corona schließen. Reaktionen aus Meschede.

Wieder trifft es Restaurants und Kneipen in der Corona-Krise. Sie müssen ab Montag für den gesamten November schließen. Darauf haben sich die Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin geeinigt. Wir haben dazu Reaktionen aus den heimischen Betrieben gesammelt.

Volle Züge - geschlossene Restaurants

Antje von Korff bringt ein Beispiel aus dem öffentlichen Nahverkehr: „Volle Züge, volle U-Bahnen, keine Kontaktverfolgung, nicht die Desinfektion, wie wir sie betreiben“, sagt sie. Der Unterschied: der Verkehr rollt weiter, das Restaurant von Korff wird wie viele andere dicht sein die nächsten Wochen. „Der Lockdown ein Schlag ins Gesicht“, erklärt sie.

Familie Jaworek im Lindenhof in Meschede. Noch im Frühsommer hatte diese Zeitung mit der Sparkasse Gutscheine zum Essengehen verlost, um der Gastronomie zu helfen.
Familie Jaworek im Lindenhof in Meschede. Noch im Frühsommer hatte diese Zeitung mit der Sparkasse Gutscheine zum Essengehen verlost, um der Gastronomie zu helfen. © Privat

„Unsere Branche ist eine sehr fleißige. Und jetzt wird uns schon wieder ein Fuß weggezogen. Jeder wird sich die Frage stellen: Wo nehme ich weiterhin die Kraft und Motivation her?“ Voraussichtlich werden von Korffs wenigstens am Wochenende wieder Gerichte zum Mitnehmen anbieten, auch die Spezialitäten in Gläsern werden weiterhin erhältlich sein. Ein Ausgleich für das Restaurant-Geschäft sind diese Einnahmen selbstverständlich nicht.

Ähnlich hält es André Hesse vom Lindenhof in Eversberg. Auch er wird Außer-Haus-Verkauf anbieten. „Unser Vorteil ist, dass wir ein kleiner Familienbetrieb sind und keine Miete zahlen müssen.“ Doch das 20-Betten-Haus hatte schon im Sommer keine Hotelgäste. Er fühlt sich hilflos. „Aber irgendwie muss es ja auch weitergehen.“

Falscher Ansatz

„Ein erneuter Lockdown ist eine Katastrophe!“, betont Andre Wiese, Inhaber des H1 am See. „Ich glaube nicht, dass viele Gastronomen das überleben werden.“ Gleichzeitig ärgert er sich, weil er die Beschränkungen für den falschen Ansatz hält. „Ich habe noch von keinem Gastwirt gehört, dass das Gesundheitsamt irgendwelche Listen eingefordert hätte, weil sich eine Ansteckung in einem Restaurant oder einer Kneipe ereignet hätte. Überall heißt es doch jetzt, dass die Treiber der Pandemie die Treffen im privaten Rahmen sind.“

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In der Gastronomie sei man dagegen ständig unter Beobachtung. „Wir achten darauf, dass sich die Gäste die Hände desinfizieren und dass sie den Mundschutz tragen, wenn sie den Platz verlassen.“ Wiese will jetzt ebenfalls Außer-Haus-Verkauf anbieten und er setzt auf die Solidarität der Sauerländer, die die Gastwirte schon im Frühjahr erlebt hätten. „Wenn jetzt Betriebsfeiern ausfallen, wäre es toll, wenn die Firmenchefs stattdessen Gutscheine verschenken würden.“

Platz lassen für andere

Franz-Philipp Kersting von Xavers Ranch hätte ab dem Wochenende sowieso Betriebsferien gemacht. Die verlängert er jetzt. Da der Sommer mit den Feriengästen gut gelaufen sei, überlege er auch auf den Außer-Haus-Verkauf zu verzichten. „Und damit Platz zu lassen für die Gastronomen, die die Einnahmen dringender brauchen.“

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Michael Heinemann vom spanischen Restaurant Casa Conchita am Winziger Platz reagiert gefasst bis gelassen auf den erneuten Lockdown. „Ich finde es völlig ungerechtfertigt, die Gastronomie jetzt wieder komplett zu schließen, aber es war leider absehbar.“ Strenge Kontaktbeschränkungen seien für ihn völlig nachvollziehbar und unumgänglich, jedoch sehe er kein Problem darin, wenn zwei Personen mit genügend Abstand zum Abendessen in einem Restaurant zusammenkämen.

„Ich bin gespannt, welche staatlichen Hilfen es nun geben wird“, sagt der Gastronom. Vorerst wird auch im Casa Conchita wieder ein Abholservice angeboten. „Das to-go-Angebot ist für die spanische Küche untypisch, die Nachfrage bei unseren Stammkunden ist aber da.“ Kurzarbeit hat Michael Heinemann bereits wieder angemeldet.