Meschede/Eslohe/Bestwig/Schmallenberg. Wie konnte der Hochsauerlandkreis so schnell zum Corona-Risikogebiet werden? Der Grund ist geklärt - und nicht sehr ermutigend. Die Hintergründe.

Aus welchem Grund ist der Hochsauerlandkreis plötzlich zum Risikogebiet geworden? Seit Freitag ist überraschend die Grenze von 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen überschritten worden. Das Gesundheitsamt hat sich bereits auf Spurensuche begeben. Die Erkenntnisse sind nicht sehr ermutigend.

Kein Hotspot, kein Cluster

„Die Infektionen stammen vor allem aus dem familiären, häuslichen Bereich“, berichtete Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. Für die weitere Entwicklung zeigt sich hier ein Problem: Es gibt keinen Hotspot oder ein Cluster, das sich eingrenzen ließe. Das Coronavirus verbreitet sich überall im Hochsauerlandkreis. „Es besteht daher wenig Hoffnung, dass die Lage schnell besser wird“, erklärte Reuther.

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Wegen der Überschreitung des Grenzwertes war der Hochsauerlandkreis verpflichtet, eine Allgemeinverfügung mit weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu veröffentlichen. Kreisdirektor Klaus Drathen unterschrieb sie am Freitagnachmittag; mit dem Samstag tritt sie in Kraft. Die Einschränkungen sind weitgehend vorgegeben vom Land Nordrhein-Westfalen. Ab einer 7-Tages-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gelten betroffene Kreise als so genannter Hotspots die „Gefährdungsstufe 2“.

Maskenpflicht in Arnsberg und Sundern

Eine wesentliche Folge: eine Sperrstunde für die Gastronomie ab 23 Uhr. Außerdem muss mit den Kommunen über eine Maskenpflicht im Freien auf besonders belebten Straßen und Plätzen gesprochen werden. Dafür entschieden sich bislang nur Arnsberg und Sundern. Sie wollen die Maskenpflicht vor allem im Bereich der Fußgängerzone anordnen. Alle anderen Kommunen wollen ohne diese Regelung auskommen.

Gemeinde Bestwig

Auch die heimischen Kommunen äußerten sich gestern gegenüber dieser Zeitung zur aktuellen Entwicklung. Klaus Kohlmann ist Kämmerer und Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in der Gemeinde Bestwig. Er verfolge die aktuelle Corona-Entwicklung mit großer Sorge, sagt er. „Allerdings nicht speziell auf die Gemeinde Bestwig bezogen, sondern bundesweit.“ Man habe in Bestwig keine andere Situation als in vielen anderen Städten und Kommunen. Einschränkungen, die über das in der Allgemeinverfügung vorgegebene Maß hinausgehen, seien in der Gemeinde Bestwig nicht geplant.

Gemeinde Eslohe

Das gilt auch für die Gemeinde Eslohe. Dort ist laut Ordnungsamtsleiter Georg Sommer weder eine zusätzliche Ausweitung der nun geltenden Sperrstunde noch die Pflicht zum Tragen einer Maske in bestimmten öffentlichen Bereichen ein Thema. Anders als in vielen Großstädten mit ihren Fußgängerzonen gebe es in der Gemeinde Eslohe keine viel frequentierten Bereiche, in denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden könne.

Stadt Schmallenberg

Schmallenbergs Bürgermeister Bernhard Halbe sagte: „Damit, dass wir jetzt Risikogebiet sind, befinden wir uns ja in guter Gesellschaft. Es war zu erwarten, dass wir irgendwann zum Risikogebiet werden. Aber wir kommen seit März mit allen Schutzverordnungen und Corona-Auflagen gut zurecht.“ Bereiche im Stadtgebiet, wo in der Öffentlichkeit nun ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden müsse, sieht er nicht: „Hier können überall die Abstände eingehalten werden.“

Stadt Meschede

Jürgen Bartholme, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters der Stadt Meschede, erklärte, es sei momentan nicht geplant, im Stadtgebiet – zusätzlich zu den Bereichen, in denen ohnehin Mund-Nase-Bedeckung getragen werden muss – zusätzliche Zonen auszuweisen, in denen diese Vorgabe gelten soll.

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„Die Fußgängerzone bietet im Normalfall ausreichend Platz, um notwendige Abstände einzuhalten. Natürlich wird man die weiteren Entwicklungen ständig beobachten müssen. Dabei gilt aber auch, dass jeder Einzelne darauf Einfluss nehmen kann, dass die aktuell dynamische Infektionslage eingedämmt werden kann – nämlich, indem man sich an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln hält.“ Man könne nicht oft genug daran erinnern, dass man damit nicht nur sich selbst schütze, sondern vor allem die Menschen, für die eine Infektion ein hohes Risiko bedeuten würde.