Meschede. Was passiert, wenn der HSK die Corona-100er-Marke knackt? Und wie konnte es dazu kommen? Es gibt zwei wesentliche Gründe, so das Gesundheitsamt.

Die Corona-Zahlen im Hochsauerlandkreis steigen weiter. Die Sieben-Tage-Inzidenz steuert auf die 100er-Marke zu. In Bayern gilt in diesen Fällen die Alarmstufe dunkelrot - mit weiteren Maßnahmen. Was passiert in der heimischen Region? Und wieso verläuft die Entwicklung im Hochsauerlandkreis so rasant?

Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des HSK-Gesundheitsamts.
Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des HSK-Gesundheitsamts. © Pressestelle Hochsauerlandkreis

Antworten darauf hat Dr. Peter Kleeschulte. Er ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes im Hochsauerland. „Seit etwa zehn Tagen haben wir es mit deutlich steigenden Zahlen zu tun“, berichtet er. Trotz mehr als 300 aktueller Infektionen im heimischen Raum betont der Mediziner: „Wir haben hier weiterhin keine dramatische Lage.“

Nach seinen Einschätzungen sind zwei Gründe die Ursache für den rasanten-Corona-Anstieg im Hochsauerlandkreis. Erstens: „Es wird wesentlich mehr getestet“, sagt Kleeschulte. Das sei im März und April, zu Beginn der Pandemie, noch vollkommen anders gewesen. „Kontaktpersonen wurden damals nicht durchgehend getestet - heute machen wir das sofort.“ Dadurch würden mehr Fälle festgestellt.

Zweitens: Das Infektionsgeschehen verlaufe inzwischen „diffus“. Es seien keine Cluster, keine Hotspots feststellbar. Das Virus verbreite sich primär im Privaten, über alle Altersgruppen hinweg, vor allem auch innerhalb von Familien.

Typischer Verlauf

Für Kleeschulte ist diese Entwicklung keine Überraschung: „Das ist der typische Verlauf. Das Virus ist irgendwann in der Bevölkerung angekommen und verbreitet sich weiter. Das ist bei jeder Pandemie so. Man weiß: So wird es eintreten.“ Ein Verlauf wie dieser lasse sich nicht verhindern, sondern nur herauszögern. Die Frage sei dabei: Wie lange und zu welchem Preis? Die Entscheidungen darüber müsse aber die Politik treffen. Kleeschulte wollte sich nicht zum Sinn und Zweck eines möglichen neuen Lockdowns äußern.

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Er plädierte allerdings dafür, das System der Kontaktverfolgung zu überdenken. Noch kann das Gesundheitsamt im Hochsauerland diese Aufgabe leisten, viele andere Behörden kommen aber an ihre Grenzen. „Wir sollten umschwenken und nicht mehr jeden Kontakt zurückverfolgen, wir decken ja auch nicht mehr komplette Infektionsketten auf“, erklärte er. Kleeschulte hielte es bei Corona-Fällen für sinnvoller, sich auf den Schutz besonders gefährdeter Personen zu konzentrieren.

Fieber und Husten

Trotz steil steigender Zahlen stelle er bislang „wenig dramatische Verläufe“ im Hochsauerlandkreis fest. In den allermeisten Fällen verlaufe die Covid-Erkrankung wie ein grippaler Infekt: zum Teil Fieber, dazu Husten. Auch in den Krankenhäusern sei die Lage entspannt. Kleeschulte: „Ich kann hier keine Dramatik feststellen.“

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Auch das alleinige Überschreiten einer 100er-Inzidenz wird für den Hochsauerlandkreis nach den geltenden Regelungen keine weiteren Folgen haben. Während in Bayern in diesen Fällen die Sperrstunde auf 21 Uhr vorgezogen wird und irgendwann ein lokaler Lockdown droht, gibt es für Nordrhein-Westfalen derzeit keine Vorgaben. Freiwillig können Städte und Gemeinden in Zusammenarbeit mit dem Krisenstab im Hochsauerlandkreis zusätzliche Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie verfügen - zum Beispiel eine Ausweitung der Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen, wie es sie in Sundern und Arnsberg gibt. Dass es dazu käme, dafür gibt es keine Anzeichen.