Meschede. Seit die Corona-Infektionszahlen steigen, gibt es keine privaten Buchungen im Hennedamm-Hotel. Die Inhaberin spricht über ihre Existenzangst.
Im Hennedamm-Hotel klingelt das Telefon zur Zeit meist nur noch aus einem Grund: Stornierungen. Seit die Corona-Zahlen wieder ansteigen, wird in Deutschland wieder weniger gereist und kaum jemand tritt seinen Urlaub am Fuße des Hennedamms an. Inhaberin Brigitte Kotthoff bereitet die Zukunft des Familienunternehmens Sorge, weiß sie doch genauso wenig wie jeder andere, was die nächsten Wochen und Monate bringen.
Frage: Frau Kotthoff, wie sind denn die Herbstferien gelaufen?
Brigitte Kotthoff: Es ist aktuell wirklich sehr ruhig und es kommen immer mehr Absagen rein. Ein großer Musikverein hatte schon vor längerer Zeit den Aufenthalt bei uns storniert, zwölf Mitglieder wollten dann eigentlich noch privat anreisen, haben nun aber auch abgesagt. Neue Buchungen haben wir im Moment eigentlich gar nicht. Wenn, buchen die Menschen zur Zeit extrem spontan, durch Corona hat sich das Buchungsverhalten unserer Gäste sehr verändert.
Stellt Sie das vor neue Herausforderungen?
Auf jeden Fall. Man kann ja nichts planen. Den Dienstplan für eine Woche im Voraus zu schreiben ist schon schwierig, Einkäufe zu kalkulieren natürlich auch. Es herrscht einfach die totale Verunsicherung. Das kann ich auch absolut verstehen, ich würde im Moment auch eher nicht verreisen. Aber von den plausiblen Erklärungen, die die Gäste bei den Stornierungen angeben, können wir Hoteliers natürlich trotzdem nicht leben.
Und dass die Niederlande komplett als Risikogebiet eingestuft wurden, wirkt sich sicher auch auf die Buchungslage aus?
Für die Ferien hatten wir keine einzige Buchung aus den Niederlanden. Wirklich viele Holländer kommen aber meist im Sommer und in den niederländischen Krokus-Ferien. Es gab aber eine Anfrage für Geschäftsreisende aus Holland. Da musste dann erst einmal geklärt werden, ob die vorab nicht einen negativen Test vorweisen müssen.
Steht der Fortbestand des Hotels auf der Kippe, wenn weiterhin corona-bedingt so wenig gebucht wird?
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Wenn wir wie im Frühjahr noch einmal zwei Monate komplett ohne Einnahmen bleiben, weiß ich wirklich nicht, wie es weitergehen soll. Wir gehen aktuell schon an unsere Grenzen, müssen auf Erspartes zurückgreifen, das unter anderem für den Ruhestand meiner Eltern eingeplant war. Lange würde es ohne Einnahmen nicht mehr gutgehen.
Glauben Sie, dass die Corona-Situation für die Hotelbranche sich bald bessert?
Ehrlich gesagt rechne ich eher damit, dass es noch schlimmer wird. Aber genau kann das ja niemand sagen. Eine Situation wie jetzt hatten wir noch nie. In den letzten 25 Jahren, in denen ich das Hotel führe und auch vorher, hat es nichts vergleichbares gegeben. Bald steht die Weihnachtszeit an und ich gehe nicht davon aus, dass es in diesem Jahr große Weihnachtsfeiern geben wird, diese Einnahmen fallen womöglich auch weg. Wir haben schon darüber nachgedacht, unsere Betriebsferien, die wir sonst zwei Wochen ab Weihnachten einlegen, ausfallen zu lassen, um an den Feiertagen noch Einnahmen zu generieren. Aber selbst das ist ja kaum planbar.
Und was passiert, wenn das Sauerland auch zum Corona-Risikogebiet würde?
Für größere Gesellschaften an Silvester oder Weihnachten würde das wohl das Aus bedeuten. Ansonsten glaube ich aber, dass die Einschränkungen die Kneipen leider härter treffen als uns. Wir haben hier ja viel Platz und mit Abständen zwischen den Tischen und Plexiglaswänden sowieso schon vorgesorgt. Auch die Sperrstunde wäre für unseren Betrieb nicht allzu dramatisch. Schlimm wäre es, wenn die ganzen Seminare, die von April auf die kommenden Wochen verlegt wurden, nun wieder abgesagt würden. Das wäre eine Katastrophe.
Wahrscheinlich schlaucht der Corona-Alltag im Hotel auch jetzt schon sehr?
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Absolut. Im Restaurant sieht es jeden Tag anders aus, weil man je nach Gruppengrößen nicht nur die Tische, sondern auch die Plexiglaswände umbauen muss. Und für die Nachverfolgung unserer Hausgäste führen wir einen Ordner, in dem wir genau nachhalten, wann, wer, wo beim Essen sitzt, damit die Gäste nicht bei jeder Mahlzeit einen Zettel ausfüllen müssen.
Wie kommen Sie persönlich mit der Situation klar?
Naja, große Angst vor einer Ansteckung habe ich persönlich nicht, bin mir aber bewusst, dass es jeden treffen kann. Die Sorge um den Betrieb, die Familie und die Mitarbeiter belastet mich aber schon sehr. Gut schlafen kann ich inzwischen nicht mehr.