Enste. Dirk Joachimsmeier fordert von der Politik mehr Mut, um die Veranstaltungsbranche in der Coronakrise zu unterstützen. Konzepte gebe es.
Die Event-Branche hat die Corona-Zeit schon jetzt besonders hart getroffen. Keine Großkonzerte, keine Betriebsfeiern, keine Messen. Das Geschäft ist in vielen Bereichen völlig unverschuldet auf Null zurückgefahren. Trotzdem müssen Mitarbeiter bezahlt und Ausrüstung vorgehalten werden. Dirk Joachimsmeier kämpft seit März um sein Unternehmen Eventtechnik Südwestfalen. Mit einigem Erfolg. Doch er hat auch klare Wünsche an die Politik.
Auch interessant
Haben Sie im März damit gerechnet, dass es so schlimm kommt?
Dirk Joachimsmeier: Ich habe schon im März den Rest des Jahres - auch in den Verhandlungen mit den Banken - mehr oder weniger abgeschrieben. Damals bin ich noch belächelt worden. Mir war klar, dass es uns besonders hart treffen wird. Heute überlegen viele, ob sie ein zweites Mal Kredite in ihr Unternehmen pumpen. Denn ohne Kredite geht es nicht. Aber keiner hätte damit gerechnet, dass es sich auch noch weit in das Jahr 2021 ziehen wird.
Ist das gerecht?
Nein, aber das Virus ist auch nicht gerecht. Ich habe schon Verständnis für alle, die vorsichtig sind. Und das sind vor allem die, die einen Covid-Fall im Familien- und Freundeskreis hatten. Ich habe zuletzt selbst die Einladung zu einer Hochzeit abgesagt. Ich kann es mir nicht leisten, krank zu werden.
Trotzdem sehen Sie ein paar Hoffnungsschimmer.
Die Festival-Reihe „Indian Summer“ auf der Freilichtbühne in Elspe war für uns ein wichtiges Signal in dieser schwierigen Zeit. Auch die Künstler waren von dieser großartige Location begeistert. Normalerweise passen dort 4000 Menschen rein, wir konnten mit den Konzerten von „Gentlemen“ und Milow, mit Helge Schneider und Markus Krebs dort bis zu 1000 Besuchern Konzerterlebnisse ermöglichen. Und drei Wochen nach dem Event können wir auch bestätigen, dass dort keine Infektionen verbreitet wurden. Ich hatte schon Anrufe von Kollegen aus Bayern, die neidisch auf diese Chancen gucken. Die gehen alle auf dem Zahnfleisch. Dort wird alles abgebügelt.
Was ist wichtig?
Verwaltung und Politik müssen Mut und Lust haben, uns zu unterstützen. Mit der Stadtverwaltung Lennestadt und der Kreisverwaltung Olpe klappt die Zusammenarbeit hervorragend.
Thomas Bigge ist mit seiner Konzert-Idee auf dem Flugplatz in Schüren im Sommer gescheitert.
Das war eine absolute politische Fehlentscheidung. Das hätte funktioniert. Ich hätte mir da mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Aber genau da fehlte der Mut. Vielleicht auch das Verständnis dafür, dass von solchen Aktionen viele Existenzen abhängen. Zu Beginn der Corona-Pandemie waren Kreisdirektor und Landrat infiziert. Ich denke, dass diese Erfahrung dafür gesorgt hat, dass man hier besonders vorsichtig war. Dabei bin ich sicher: Mit einem guten Hygienekonzept sind solche Konzerte zu managen. Und das Konzept hatte Thomas Bigge.
In Ihrer Branche geht es für viele um die Existenz.
Ja, man liest im Moment ständig, dass Kollegen in die Insolvenz gehen. Und das nicht, weil sie einen schlechten Job machen, sondern unverschuldet. Im Grunde handelt es sich um ein Berufsverbot, bei dem wir selbst unseren Job zum Schutz der Bevölkerung nicht nachgehen dürfen. Das ist vielen nicht bewusst. Die Preise für Traversen, Boxen und Strahler sind im Keller, klar, wer klamm wird, verkauft als erstes die Ausrüstung. Man muss sehen, wer am Ende übrig bleibt, wenn sich das Geschäft wieder konsolidiert. Wir müssen kämpfen. Schließlich geht es um die Existenz.
Auch interessant
Gibt es denn noch weitere Ideen, die sie umsetzen wollen.
Aktuell unterstützen wir Fort Fun beim Projekt „Fort Fear“. Da liefern wir in diesem Jahr eine aufwendige Technik-Unterstützung. Und mit dem Welcome-Hotel erarbeiten wir ein Konzept zu Hybrid-Tagungen. Die Idee: Externe Referenten werden eingeladen. Sie sprechen jedoch nur vor kleinem Publikum und ihre Referate werden gestreamt und so für einen großen Kreis abrufbar. In Elspe hatten wir weitere kleine Events in Planung, doch wegen der aktuellen Corona-Situation im Kreis Olpe haben wir vorerst alles auf Eis gelegt. Wir müssen mal wieder warten, wie sich die Lage entwickelt und dann kurzfristig handeln, wenn es die Situation zulässt.
>>>HINTERGRUND
Dirk Joachimsmeier ist Diplom-Ingenieur für Maschinenbau. 2010 machte er sein Hobby zum Beruf und gründete die Veranstaltungsfirma, die seit 2015 unter Eventtechnik Südwestfalen firmiert. 2014 absolvierte er die Weiterbildung zum Bühnenmeister, so kann er auch zum Veranstaltungskaufmann und zum Veranstaltungstechniker ausbilden.
In seinem Team arbeiteten vor Corona 10 Mitarbeiter, jetzt sind es noch 9.
Der 37-jährige ist verheiratet und hat vier Kinder.